Baganda
Die Baganda, auch Ganda oder Waganda,[1] (Singular: Muganda) sind ein afrikanisches Volk. Sie gehören den Ostbantu[1] an und leben vor allem im Bereich des Viktoriasees. Vom Stammesnamen der Ganda leitet sich der Name des britischen Protektorates und späteren Staates Uganda ab.[1]
Die Sprache der Baganda ist das Luganda. Sie gehört zu den Bantusprachen innerhalb der Sprachfamilie der Niger-Kongo-Sprachen. Ab dem 16. Jahrhundert waren die Baganda die Begründer eines der größten Hima-Reiche in Ostafrika, des Königreichs Buganda.[1] Nach einer Unterbrechung von mehreren Jahrzehnten gibt es heute wieder einen Kabaka (König), nämlich Ronald Muwenda Mutebi II.
Die Ganda sind mehrheitlich Christen.
Gesellschaft und Kultur
In Uganda lebten 1991 nach dem Ergebnis der Volkszählung 3.015.980 (18,76 % der Ugander) und 2002 bei der Volkszählung 4.126.370 (17,28 %) Baganda. Südlich der ugandisch-tansanischen Grenze leben auf dem Gebiet von Tansania noch mehr als 10.000 Baganda.
Nach der Ursprungslegende stammen die Baganda von einem Urahn namens Kintu ab, der historisch vielleicht mit einer Einwanderungswelle um das 15. Jahrhundert zu tun hat, als sich die ugandischen Königreiche bildeten. In der Tradition der Baganda wird ein erster König Kitara erwähnt.
Traditionellerweise leben die Ganda von der Landwirtschaft. Sie bauen Lebensmittel (Süßkartoffeln, Maniok, Mais, Erdnüsse, Bananen etc.) für den Eigengebrauch an. Für die Märkte im In- und Ausland werden Kaffee, Tabak und Tee angebaut.
Die Bindungsforscherin Mary Ainsworth führte von 1954 bis 1955 als Senior Research Fellow am Makrere College in Kampala ein Feldforschungsprojekt über die vorbildlichen Mutter-Kind-Beziehungen bei den Ganda durch, das sie in ihrem Buch Infancy in Uganda beschrieb.[2]
Der Sozialpsychologe Erich Fromm analysierte im Rahmen seiner Arbeit Anatomie der menschlichen Destruktivität anhand ethnographischer Aufzeichnungen 30 vorstaatliche Völker auf ihre Gewaltbereitschaft, darunter auch die Baganda. Er ordnete sie abschließend den „destruktiven Gesellschaften“ zu, deren Kulturen durch wenig Gemeinschaftssinn mit ausgeprägter Individualität (Egoismus, Besitz, Rivalität, Neid) sowie durch eine feindselige und gespannte Grundstimmung (Heimtücke, Misstrauen, Zukunftsangst) gekennzeichnet sind. Ihre Sozialstruktur war streng hierarchisch, Vergehen wurden mit harten Strafen geahndet, die ideologisierte Weltanschauung bestimmte die Kindererziehung und führte zu Zerstörungswut, blinder Aggression und Grausamkeiten innerhalb des Volkes und gegenüber anderen. Imperialistische Bestrebungen und Angriffskriege sind häufige Phänomene destruktiver Gesellschaften.[3] (siehe auch: „Krieg und Frieden“ in vorstaatlichen Gesellschaften)
Literatur
- Karl Weule: Waganda, in: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 3, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 652.
- Mary Ainsworth: Infancy in Uganda: Infant Care and the Growth of Love. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1967
Einzelnachweise
- Stichwort Ganda. In: Goldmann Lexikon in 24 Bänden. BLI Bertelsmann Lexikographisches Institut 1998; Band 8, S. 3388. ISBN 3-442-90000-X.
- Mary Ainsworth: Infancy in Uganda: Infant Care and the Growth of Love. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1967
- Erich Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität. Aus dem Amerikanischen von Liselotte u. Ernst Mickel, 86. – 100. Tsd. Ausgabe, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977, ISBN 3-499-17052-3, S. 191, 193.