Bachlinge
Die Bachlinge sind Killifische der Gattung Rivulus und gehören zur Gruppe der Eierlegenden Zahnkarpfen. Sie besetzen in Süd- und Mittelamerika etwa die Biotope, die in Westafrika von den Prachtkärpflingen besiedelt werden.
Bachlinge | ||||||||||||
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Rivulus waimacui | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rivulus | ||||||||||||
Poey, 1858 |
Geschichte
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Gattung Rivulus von Felipe Poey beschrieben. Damals konnte jedoch niemand ahnen, dass diese Gattung einer der artenreichsten überhaupt ist. Poey beschrieb dann auch die erste Art dieser Gattung, den Rivulus cylindraceus. Diese Art ist bei Havanna in Kuba erstmals gefunden worden.
Inzwischen sind bereits über 100 Arten der Gattung Rivulus gefunden und beschrieben. Bachlinge sind über ein riesiges Verbreitungsgebiet verstreut, das sich von Florida im Süden Nordamerikas bis weit hinein nach Südamerika erstreckt. Die südlichsten Vorkommen liegen im Mato-Grosso- und Gran-Chaco-Gebiet. Auch auf einigen Inseln in der Karibik sind Rivulus-Arten heimisch.
Lebensweise
Die Fische bewohnen in ihrer Heimat meist stark verkrautete kleine Bäche, Gräben aber auch Tümpel, in denen sie sich häufig am Rande im Pflanzenbewuchs aufhalten. Durch ihre schlanke Körpergestalt, die weit zurückgesetzte Rückenflosse und das oberständige Maul und nicht zuletzt durch ihre Sprungkraft haben sie sich diesen Biotopen vorzüglich angepasst. So sind sie auch in der Lage, bei Verschlechterung oder Austrocknung der Gewässer kurze Strecken über Land zurückzulegen, um in einen anderen Tümpel zu gelangen.
Rivulus-Arten können wir von der Küste bis in die Höhenlagen von 2000 m finden (z. B. Rivulus amphoreus „Tafelberg“), wir finden sie aber auch in Biotopen mit extrem weichem Wasser bis hin zur Meerwassergrenze (Rivulus marmoratus).
Das oberständige Maul dieser Fische weist darauf hin, dass ein großer Teil der Nahrung von der Wasseroberfläche genommen wird. Aber auch Insektenlarven, kleine Fische und Wurmfutter wird von ihnen gern gefressen. Ein großer Teil der Rivulus-Arten sind Haftlaicher, das bedeutet, sie legen ihre Eier an ein Laichsubstrat im Wasser, meist Pflanzen oder feine Wurzeln ab. Dabei bevorzugen manche Arten die Wasseroberfläche, manche die mittlere Wasserschicht und andere die bodennahen Wasserschichten. Es gibt sogar auch Arten, die ihre Eier direkt in den Bodengrund ablegen (Rivulus derhami).
Die im Küstenbereich vorkommenden Art Rivulus marmoratus weist noch eine interessante Besonderheit auf, sie besteht zum großen Teil aus Hermaphroditen. Das heißt, die Weibchen können sich auch ohne Männchen fortpflanzen. Man benötigt zur Zucht also nur ein Weibchen. Bei dieser Art treten Männchen nur viel seltener und nur unter besonderen Bedingungen auf, über die noch keine vollständige Klarheit besteht. Diese Art kann zudem mehrere Wochen außerhalb des Wassers überleben und wurden hunderte Meter entfernt vom nächsten Wasser und in der Rinde von Baumstämmen entdeckt.[1]
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass noch längst nicht alle Gebiete, besonders die schwer zugänglichen Regenwälder, durchforscht sind und sich deshalb die Artenfülle der Rivulus durchaus noch erweitern kann.
Geschlechter
Männchen und Weibchen kann man daran unterscheiden, dass die Männchen meistens wesentlich bunter und farbenprächtiger sind. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bei vielen Bachlingen ist der Rivulus-Fleck an der Schwanzwurzel der Weibchen.
Arten
Es gibt über 110 beschriebene Arten.
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Quellen
- Lothar Seegers: Killifishes of the World -New World Killis. Aqualog, 1997, ISBN 3-931702-76-6.
- Jean H. Huber: Review of Rivulus (Ecobiogeography-Relationship). 1992.
- Hans A. Baensch, Rüdiger Riehl: Aquarien Atlas. Band 5, Mergus Verlag, ISBN 3-88244-032-5, S. 461–607.
- Bachlinge auf Fishbase.org (englisch)
Weblinks
Einzelnachweise
- Michael Stang: dradio.de: Der Sprung aus dem Wasser, DLF – Forschung Aktuell vom 28. Oktober 2013, abgerufen 20. Oktober 2018