Baby Fae

Stephanie Fae Beauclair,[1] bekannt geworden unter dem Namen Baby Fae (* 14. Oktober 1984; † 15. November 1984), war eine prominente Empfängerin einer Xenotransplantation. Ihr Fall löste eine breite und zum Teil bis heute andauernde Debatte über medizinische Ethik aus.

Fallgeschichte

Baby Fae war mit einem schweren Herzfehler (Hypoplastisches Linksherz-Syndrom) geboren worden und hatte nach damaligem Stand der Medizin keine Überlebenschance. Der Chirurg Leonard Bailey (1942–2019) von der Loma Linda University in Loma Linda nahe Los Angeles, der Forschungen auf dem Gebiet der Xenotransplantation betrieb, schlug vor, dem Mädchen ein Pavianherz zu transplantieren. Er spekulierte dabei u. a. darauf, dass die intrauterine Immuntoleranz so kurz nach der Geburt noch genügend stark ausgeprägt sein könnte, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern.

In technischer Hinsicht war die Operation ein Erfolg. Bailey, der über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin verfügte, konnte das Herz am 26. Oktober 1984 erfolgreich verpflanzen, und seine Leistung genügte zur Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs. Die Abstoßungsreaktion war allerdings stärker als von Bailey erwartet, und Baby Fae verstarb zwanzig Tage nach der Operation an immunbedingter Zerstörung des verpflanzten Herzens.

Der Fall im medizinisch-ethischen Kontext

Baby Fae war weder der erste noch der letzte Fall einer Xenotransplantation Pavian-Mensch. Seine ethische Signifikanz verdankt der Fall einerseits der generellen ethischen Problematik der Xenotransplantation, andererseits aber auch dem Stand der Forschung zum Erwerb der Immunkompetenz, welche eine tödliche Abstoßung als extrem wahrscheinlich erscheinen ließ und von Bailey schlicht ignoriert wurde. Auf spätere Fragen, weshalb er einen evolutionär relativ weit vom Menschen entfernten Primaten (im Gegensatz etwa zu einem Schimpansen) als Spender gewählt habe, antwortete Bailey außerdem, dass er nicht an die Evolutionstheorie glaube.

Der Fall wird heute allgemein als Beispiel eines unzureichenden ethischen Review genannt, durch die ein ambitionierter Chirurg einen im Prinzip überflüssigen Menschenversuch durchführen konnte, der das Leiden des Patienten um einige Tage verlängerte, ohne dadurch seinen sicheren Tod abwenden zu können.

Referenzen

  • Bailey L. et al. (1985): Baboon-to-human cardiac xenotransplantation in a neonate. In: JAMA 254(23):3321-9. PMID 2933538.
  • Bailey L. et al. (1986): Method of heart transplantation for treatment of hypoplastic left heart syndrome. In: J Thorac Cardiovasc Surg 92(1):1-5. PMID 3523049.
  • Hubbard LL. (1987): The Baby Fae Case. In: Med Law 6(5):385-96 PMID 3309521.
  • McCormick RA (1985): Was there any real hope for Baby Fae? In: The Hastings Center Report 15(1):12-13 doi:10.2307/3561909.

Einzelnachweise

  1. The Legacy of Baby Fae (Memento vom 4. Mai 2012 auf WebCite) auf der Webseite der Loma Linda University
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