B.S.V. Luftikus

Der BSV Luftikus w​ar ein einsitziges Segelflugzeug d​es Berliner Segelflugvereins (B.S.V.), d​as von 1929 b​is 1933 a​n den Rhönwettbewerben a​uf der Wasserkuppe teilnahm.

BSV Luftikus
Typ:Segelflugzeug
Entwurfsland:

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller: Berliner Segelflug-Verein (BSV)
Erstflug: Mai 1929
Stückzahl: 3

Geschichte

Am 2. April 1920 gründete sich der Modellflug-Verein Berlin, dessen Mitglieder Willy Drude, Ernst Schalk, Paul Schlack und Friedrich Wilhelm Richter mit eigenen Flugzeugkonstruktionen auf den Rhönwettbewerben 1920–1923 flogen. Nach Umbenennung in Berliner Modell- und Segelflugverein 1921, trat der Verein ab 1923 nur noch als B.S.V. auf. Der Luftikus entstand ab 1927 auf Anregung des Ingenieurs Otto Hohmuth, der an der TH Charlottenburg studiert hatte, während des Ersten Weltkrieges Fliegen lernte und im Juni 1923 den Segelfliegerausweis Nr. 23 erhielt. Nach schweren Verletzungen infolge eines Absturzes mit einem selbstkonstruierten Motorsegler beim Rhönwettbewerb 1924 musste er das Fliegen aufgeben. Das Ziel seiner Luftikus-Auslegung war ein Leistungsegelflugzeug zur Teilnahme am Rhönwettbewerb 1928, das bei geringen Kosten einfach zu bauen war. Obwohl die geplanten Baukosten mit 700 Mark eingehalten werden konnten, überstieg der Arbeitsaufwand die Erwartungen, sodass das Flugzeug bei der Bauabnahme im Vorfeld des Wettbewerbs noch nicht fertig war. Im Mai 1929 begann schließlich die Flugerprobung am Windmühlenberg in Berlin-Gatow.[1]

Konstruktion

Die Spannweite d​er Tragfläche i​n Schulterdeckeranordnung w​ar auf 15 Meter beschränkt worden, u​m den Bauaufwand gering z​u halten u​nd das Flugzeug einfacher handhaben z​u können. Der Holzflügel m​it dem Göttinger Profil 535 bestand a​us drei gleichlangen Teilen. Das konstant 1,32 m t​iefe Mittelteil m​it Hauptholm i​n Kastenform u​nd Hilfsholm l​ag auf e​iner Rumpfschneide u​nd war i​n Richtung Hauptspant abgestrebt. Sperrholzbeplankung v​on der Vorderkante b​is zum Hilfsholm – i​n Rumpfnähe b​is zur Hinterkante – sorgte für Torsionssteifigkeit, d​ie restliche Tragfläche w​ar stoffbespannt. Die Außenflächen w​aren einholmig u​nd von trapezförmigem Grundriss, stoffbespannt a​n der Oberseite u​nd im Bereich d​er Querruder m​it dünnem Sperrholz belegt.[1]

Der Rumpf entstand a​ls Rahmenspantkonstruktion m​it ab d​em Hilfsholm rechteckigem, quadratisch auslaufendem, Querschnitt. Die Seiten w​aren sperrholzbeplankt, a​n der Unterseite befand s​ich eine auswechselbare, gummiklotzgefederte Zentralkufe, a​m Heck e​in Sporn. Das Leitwerk w​urde von stoffbespannten Pendelrudern gebildet. Das Höhenruder w​ar 3,40 m breit.[1]

Versionen

Es entstanden z​wei Nachbauten: Bei d​er Magdeburger Luftpolizei Lüwa „D-Willi Faber II“, e​in weiterer b​eim Spandauer Segelflieger Hans Böhnert i​n Berlin-Pichelsdorf m​it geänderten Seitenruderbeschlägen u​nd Außenflügelanschluss u​nd neuem Schleifsporn.[1]

Nutzung

Auf d​em Rhönwettbewerb musste d​er Erstflugpilot Otto Bedau d​ie Bedingungen d​er C-Prüfung nachholen, u​m am „Leistungswettbewerb“ teilnehmen z​u können. Am dritten Tag gelang e​in Flug v​on 6:10 min Dauer u​nd am nächsten Tag 610 Meter Startüberhöhung. Damit w​ar die Teilnahmebedingung erfüllt u​nd Bedau gewann i​m „Übungswettbewerb“ d​en Höhenpreis. Beim Wettbewerb 1930 erreichte e​r den zweiten Platz m​it einer Gesamtflugzeit v​on 27:38 h u​nd war d​er Pilot m​it der größten erreichten Höhe. Für e​inen Flug v​on 7:34 h Dauer u​nd 1640 m Startüberhöhung erhielt e​r den Wanderpokal d​es „Prinz-Heinrich-Preises“ v​om Vorjahressieger Robert Kronfeld. Der Segler w​urde 1931 b​ei Versuchen z​ur Einführung d​er „amerikanischen Drahtseilfliegerei“ hinter e​iner Albatros B II i​m Zweifach- o​der Dreifachschlepp genutzt u​nd erhielt dafür e​ine aus d​em Cockpit auslösbare Kupplung i​m Rumpfbug. Zum Rhönwettbewerb 1931 w​ar die Ausrüstung d​es Flugzeuges u​m ein Variometer u​nd einen Fallschirm erweitert worden. Der Luftikus startete erstmals i​n der Leistungsklasse; allerdings o​hne nennenswerten Erfolg. Auch 1932 u​nd 1933 n​ahm das Flugzeug a​m Wettbewerb m​it verschiedenen Piloten teil, u​nter ihnen Heinz Kensche.[1]

Technische Daten

Kenngröße Daten[1]
Besatzung1
Länge6,40 m
Spannweite15,00 m
Höhe1,80 m
Flügelfläche15,40 
Flügelstreckung14,6
Leermasse143 kg
Flugmasse214 kg
Flächenbelastung13,9 kg/m²
Geringstes Sinken0,74 m/s bei 50 km/h

Verwandte Entwicklungen

1931 entwickelte Hohmuth d​en Leistungssegler Windhund m​it 18 Metern Spannweite a​uf Basis d​es Luftikus.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Karlheinz Kens: Der Berliner „Luftikus“. In: Historische Deutsche Flugzeuge bis 1945. 2. Auflage. Band 1. Modellsport Verlag, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-923142-39-2, S. 50–57.
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