Austria Campus
Der Austria Campus ist ein im 2. Wiener Gemeindebezirk, der Leopoldstadt, errichteter Geschäftsstandort aus sechs Bürokomplexen mit einer Gesamtfläche von ca. 200.000 m² und eigener Infrastruktur. Der Campus ist wesentlicher Teil des auf dem Areal des einstigen Nordbahnhofs entstehenden Nordbahnviertels, eines dem Stadtzentrum nahen Stadtentwicklungsgebietes, und eines der größten Hochbauprojekte, die in Europa realisiert wurden. Das Investitionsvolumen für den gesamten Austria Campus wurde 2012 auf rund 500 Millionen Euro geschätzt.[1]
Geschichte
Ursprünglich stand das Areal im Besitz der Österreichischen Bundesbahnen. Ende 2014[2] übernahm die Signa Holding den Standort von der Unicredit Bank Austria.[3][4] Baubeginn war Anfang 2015, die Fertigstellung fand 2018/2019 statt.[5] Im Endausbau entstanden hier 7.000 bis 8.000 Arbeitsplätze.[6]
Im Oktober 2017 wurden die ersten drei Bauteile des Austria Campus im Zuge eines „Forward Deals“ (Grundstücksverkauf mit der Verpflichtung des Verkäufers zur Errichtung eines Gebäudes) an PGIM Real Estate für deutsche und Schweizer institutionelle Investoren verkauft. Mit einem Volumen von über 500 Millionen Euro war es die größte Immobilientransaktion des Jahres 2017 und die größte Büroimmobilientransaktion in Österreich überhaupt. (Die Kaufsumme für diese Teile entsprach der 2012 angenommenen Gesamtinvestition für den Austria Campus.)[7]
Ende 2017 erwarb die Wirtschaftskammer Wien (WKW) das Campusgebäude 1, um dort Ende 2018 an der neu benannten Straße der Wiener Wirtschaft ihre neue Zentrale zu beziehen. Alle zehn Standorte, auf die die Kammer bis dahin in Wien aufgeteilt war, vor allem das traditionsreiche Haupthaus am Stubenring, wurden sukzessive aufgelassen und die Dienste der Kammer stattdessen an einem Ort konzentriert.[8] Die Übersiedlung fand bis April 2019 statt.[9]
Am 13. September 2018 wurde die Zentrale der Unicredit Bank Austria (Rothschildplatz 1) auf rund 60.000 m² Bürofläche eingeweiht. Über 5000 Mitarbeiter mehrerer Konzerngesellschaften, die zuvor an 12 Standorten arbeiteten, wurden in der neuen Konzernzentrale zusammengeführt.[10]
Architektur
Grundlage für die Errichtung des Austria Campus bildeten die Pläne der beiden Siegerprojekte des städtebaulichen Wettbewerbs: des Architekturbüros Boris Podrecca sowie des Realisierungswettbewerbs für das Kopfbauwerk des Austria Campus (Soyka / Silber / Soyka Architekten).[11][12]
Nachhaltigkeit
Das für den Austria Campus eigens entwickelte Geothermie-Heiz- und Kühlsystem ist mit einem Leitungsnetz von rd. 250.000 Laufmeter das derzeit größte Geothermieprojekt Österreichs und eine der größten oberflächennahen Geothermieanlagen Europas. Die damit erreichbare Gesamtheizleistung von rd. 3.000 kW pro Jahr entspricht der Heizleistung von mehr als 250 Einfamilienhäusern. Die geothermisch aktivierten Bürogebäude des Austria Campus ermöglichen es, die Energie der Erdwärme sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen der Gebäude zu nutzen und entsprechen einem umweltfreundlichen, nachhaltigen und betriebskostenreduzierenden Konzept bei der Gebäudetechnik.[13]
Lage, öffentliche Verkehrsanbindung, Infrastruktur
Das Areal ist über den nahegelegenen Verkehrsknotenpunkt Praterstern (Bahn, S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn) und die U-Bahn-Station Vorgartenstraße der Linie U1 an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, ebenso an das örtliche Radwegenetz. Auf der benachbarten Lassallestraße verläuft für den Individualverkehr eine überörtliche Verbindung in das nördliche Niederösterreich, nach Mähren und in den Süden Polens. Das Naherholungsgebiet Wiener Prater mit dem Riesenrad ist fußläufig erreichbar.
Das Budget Design Hotel Roomz betreibt hier seinen zweiten Standort in Wien und ein angeschlossenes Konferenzzentrum. Die österreichische Lebensmittelhandelskette Hofer hat als Retail‐Ankermieter (Retail = Einzelhandel) auf einer Fläche von 1.600 m² eröffnet. Der Kindergarten Sonneninsel hat eröffnet und zählt bei Eröffnung zu den größten Kindergärten Wiens.[14][15]
Weitere Infrastruktur entstand im Campusgebäude 6 auf 10.000 m² und mit 1.800 Sitzplätzen durch die öffentlich zugängliche, durch Eurest betriebene, Kantine „Quartier Sechs“ sowie durch weitere Gastronomieanbieter in der Erdgeschoßzone. Die geplante Eröffnung eines Ärzte- und Gesundheitszentrums im Campusgebäude 3 vervollständigt das Angebot an Infrastruktur und Nahversorgung.[16] Weitere Synergien werden den Planern zufolge durch die unmittelbare Nachbarschaft zum nahegelegenen Messezentrum und dem Campus der Wirtschaftsuniversität Wien geschaffen.
Galerie
- Haus der Wiener Wirtschaft
- Campus 1
- Campus 2
- Campus 3
- Campus 4
- Campus 5
- Campus 6
Weblinks
Einzelnachweise
- Boris Podrecca baut Wiener UniCredit-BA-Campus. Standard.at
- Pressemeldung der ÖBB
- SIGNA kauft Projekt Austria Campus am Wiener Nordbahnhof: Pressemeldung (Memento vom 22. Mai 2015 im Internet Archive)
- Benko alleiniger Eigentümer der künftigen Bank-Austria-Zentrale. Standard.at
- Austria Campus - Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof Information der Stadt Wien
- Nordbahnhof – städtebauliche Entwicklung. Wien.at
- Größter Immo-Deal des Jahres: Signa verkauft Austria Campus um 500 Mio. Euro immobilien.diepresse.com
- Wirtschaftskammer legt Standorte zusammen ORF am 13. Dezember 2017
- Wirtschaftskammer eröffnete neuen Sitz. wien.orf.at, 30. April 2019, abgerufen am 22. Mai 2019.
- 5000 Mitarbeiter an einem Standort: Bank Austria eröffnet neue Zentrale. In: Die Presse, 14. September 2018, abgerufen am 30. September 2018.
- Architekturwettbewerb (architekturwettbewerb.at)
- Realisierungswettbewerb Bürohaus Austria Campus, Wien. Architekturjournal zum Realisierungswettbewerb (wettbewerbe.cc)
- Bank-Austria-Zentrale mit 60.000 Quadratmetern Bürofläche eröffnet Standard am 14. September 2018
- Signa meldet drei Mieter für den Austria Campus wohnnet.at
- Neuer Kindergarten Sonneninsel MeinBezirk am 29. Oktober 2018
- DER AUSTRIA CAMPUS IN ZAHLEN austria-campus.at