Ausbesserungswerk Trier
Das Ausbesserungswerk Trier war ein Werk der deutschen Staatsbahnen (Reichsbahn bzw. Bundesbahn) zur Instandhaltung von Schienenfahrzeugen in Trier, welches 1911 eröffnet wurde und bis 1986 bestand. Bis 1974 wurden hauptsächlich Dampflokomotiven ausgebessert, bis zur Schließung dann Güterwagen. Die ehemalige Lokrichthalle ist bis heute erhalten.
Ausbesserungswerk Trier | |
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Rechtsform | Staatsbahn-Betrieb |
Gründung | 1. Juli 1911 |
Auflösung | 1986 |
Sitz | Trier |
Mitarbeiterzahl | max. 1478 (1948) |
Geschichte
Das Ausbesserungswerk (AW) Trier wurde am 1. Juli 1911 als Hauptwerkstätte der Preußischen Staatseisenbahnen eröffnet und übernahm die Lokabteilung der Hauptwerkstätte Karthaus.[1] Die Hauptwerkstätte Karthaus war bereits 1880 gegründet worden, wurde aber 1924 eine Werkabteilung des AW Trier und 1956 geschlossen. 1911 hatte das AW Trier 400 Beschäftigte, 1948 1478.
Mit der Planung und Errichtung des Werkes wurde Ernst Spiro beauftragt, der es als Direktor bis 1920 auch leitete. 1912 war Spiro Mitbegründer der werkseigenen Wohnungsbaugenossenschaft und deren Vorstandsvorsitzender.[2] Diese errichtete bis in die zwanziger Jahre 124 Häuser mit 234 Wohnungen.[3] Die Trierer Spirostraße unweit des Werks erinnert an Dr. Spiro.[4]
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das AW Trier am 1. April 1943 von sechs Mosquito-Bombern der 105. Staffel der Royal Air Force angegriffen. 17 Menschen wurden getötet, aber die aus sehr geringer Höhe abgeworfenen Bomben prallten meist vom Stahldach des AW ab und detonierten im Freien.[5] Ende 1944 wurde das Werk dann durch Bombenangriffe im Zuge der Ardennen-Offensive schwer beschädigt.
Im Jahr 1980 wurde das AW Trier aufgelöst, dem AW Saarbrücken-Burbach angegliedert und als Ausbesserungswerkstätte weitergeführt.[6][7]
Baureihen
In den 1920er-Jahren bekam das AW Trier im Zuge einer deutschlandweiten Rationalisierung der Lokunterhaltung die Lokomotivbaureihen 38.10 und 57.10 zugewiesen. Später kamen dazu noch die Baureihen 23 und 86. So unterhielt das AW Trier im Jahr 1928 beispielsweise 120 Lokomotiven der Baureihe 38.10 und 336 der Baureihe 57.10, während Karthaus 1279 Güter- und Personenzugwagen zugeteilt waren. 1943 erreichte das AW Trier die Höchstzahl von 885 ausgebesserten Lokomotiven, 1954 waren es immerhin 622.
1974 wurde jedoch mit 051 044 die letzte Dampflokomotive ausgebessert. Bis 1986 wurden lediglich Güterwagen ausgebessert. Bekannt war das AW Trier-West in den 1970er-Jahren auch für die Verschrottung von Dampflokomotiven und Altbau-E-Lokomotiven, die im ehemaligen Güterbahnhof Karthaus („Lokfriedhof Karthaus“) vor ihrer Verschrottung zusammengezogen wurden.[8]
Von 1974 bis 1984 stand die Güterzuglokomotive 86 457 als Denkmallok im AW Trier. 1984 wurde die Lok dort im Rahmen für das bevorstehende Jubiläum „150 Jahre Deutsche Eisenbahnen“ betriebsfähig aufgearbeitet und am 15. Januar 1985 fand die erste Probefahrt in der Eifel statt.
Perspektiven
Seit 1986 steht das Werk leer, seit einigen Jahren befinden sich die Flächen in Privatbesitz. Bisher wurden nur Teile der Bebauung einer neuen Nutzung zugeführt – unter entsprechenden baulichen Veränderungen. Lediglich die Direktorenvilla und zwei weitere Gebäude wurde 2008 als Wohngebäude renoviert. Bis auf die Lokrichthalle wurden viele Werksgebäude abgerissen bzw. ist die Bausubstanz mittlerweile sehr schlecht; das Dach des Vorgebäudes der Lokrichthalle ist 2011 weitgehend eingestürzt. 2010 hat die Stadt Trier einen Stadtteilrahmenplan für Trier-West erarbeitet, der auch das Gelände des AW berücksichtigt.[9]
2021 wurde bekannt, dass der Zustand der Lokrichthalle mittlerweile so schlecht ist, dass sie nicht erhalten werden kann. Zwar sollen Teile des Gebäudes in eine Neubebauung integriert werden, insgesamt muss man jedoch den Verlust eines bedeutenden Denkmals konstatieren.
Dies wurde heftig kritisiert, da in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand, man habe seitens der mehrfach wechselnden Eigentümer schlichtweg auf Zeit gespielt und abgewartet, bis der Zustand der Halle sich soweit verschlechtert hatte, dass eine Sanierung unmöglich wurde und der Weg für Abbruch und lukrative Neubebauung frei geworden sei. Den Verantwortlichen in Verwaltung und Denkmalpflege wurde vorgeworfen, man habe dieser Taktik über Jahrzehnte zugesehen ohne die gegebenen rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen.[10]
Literatur
- Martin Kreckler: „Das Eisenbahn-Ausbesserungswerk Trier und die Entwicklung des Werkstättenwesens im Raum Trier“. Eisenbahnfreunde Jünkerath e. V., 11/2017, ISBN 978-3-9815435-1-3
- Udo Kandler: Eisenbahnen im Moseltal I. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 2/1990, ISSN 0720-051X.
- Udo Kandler: Eisenbahnen im Moseltal II. Eisenbahn-Journal Specialausgabe 8/1991, ISBN 3-922404-26-X.
- Martin Kreckler, Wolfgang Kreckler: Eisenbahn in Ehrang. Nahtstelle von Saar-, Eifel- und Moselbahn. EK-Verlag, Freiburg 2008, ISBN 978-3-88255-709-1.
- Sebastian Schnitzius: Entwicklung der Eisenbahn im Trierer Raum. Deutsche Bundesbahn, Trier 1984, OCLC 312195856.
Weblinks
Einzelnachweise
- Erbauer des Eisenbahn-Ausbesserungswerkes. In: Trierischer Volksfreund. Nr. 152, 28. November 1949.
- Heinz Monz: Trierer biographisches Lexikon. Trier 2000, ISBN 3-88476-400-4.
- Klaus Reuter: Entstehungsgeschichte der Genossenschaft. In: 75 Jahre Gemeinnützige Baugenossenschaft der Eisenbahnbediensteten Trier e.G. 1912–1987. Trier 1987, S. 13 ff.
- Emil Zenz: Die Straßennamen der Stadt Trier. 3. erweiterte Auflage. Trier 1984, S. 86.
- Adolf Welter: Die Luftangriffe auf Trier 1939–1945. Trier 1996, ISBN 3-923575-13-0, S. 16.
- Schnitzius, S. 61
- Kandler 1991, S. 8
- drehscheibe-foren.de
- Das Herz von Trier-West soll wieder schlagen. auf: volksfreund.de, 19. August 2011.
- https://www.verein-trierisch.de/denkmalschutz/12-verloren-gefaehrdet-gerettet/56-lokrichthalle-des-ehemaligen-eisenbahnausbesserungswerks-in-trier-west