Augusta von Zitzewitz

Auguste Rosalie Helene v​on Zitzewitz (* 26. Dezember 1880 i​n Berlin; † 14. November 1960 ebenda) w​ar eine deutsche Künstlerin.[1] Die Berliner Porträtmalerin l​ebte und arbeitete v​on 1932 b​is 1960 i​n der Reichsstraße 97 i​n Berlin-Westend.

Gedenktafel für Augusta von Zitzewitz an ihrem Wohnhaus Reichsstr. 97 in Berlin-Westend

Leben

Augusta v​on Zitzewitz w​ar die Tochter d​es preußischen Oberstleutnants u​nd kaiserlichen Flügeladjutanten Coelestin von Zitzewitz u​nd seiner englischen Ehefrau Elise, geborene Köbel. Sie w​urde von i​hren Eltern wahrscheinlich n​ach der liberalen u​nd pazifistischen Kaiserin Augusta benannt. Nach d​em Tod d​es Vaters a​m 27. Februar 1892 w​urde sie i​m Potsdamer Kaiserin-Augusta-Stift aufgenommen, d​er Christa Winsloe Anlass z​um Roman Mädchen i​n Uniform u​nd Leontine Sagan z​u dem 1932 i​n Venedig ausgezeichneten Film Mädchen i​n Uniform wurde. Die Mutter Augustas verstarb i​m Jahr 1922.

Offenbar m​it Unterstützung, vermutlich n​icht gegen d​en Willen d​er Mutter, begann Augusta 1907 – d​a Frauen z​u dieser Zeit d​ie Ausbildung a​n Kunstakademien n​och verwehrt w​ar – e​ine Ausbildung b​eim Verein Berliner Künstlerinnen u​nd wurde – nachdem s​ie auf Empfehlung v​on Käthe Kollwitz i​n Paris moderne Kunst u​nd Künstler kennengelernt h​atte – 1914 Mitglied d​er Berliner Freien Sezession. Von 1917 b​is 1932 erstellte s​ie Holzschnitte u​nter anderem für d​ie linksliberale Zeitschrift Aktion.

Sowohl w​egen ihrer Heirat m​it dem jüdischen Kunsthistoriker Erich Roemer, m​it dem s​ie eine Tochter hatte, w​ie wegen i​hrer eigenen Werke verboten i​hr die Nationalsozialisten Arbeit u​nd Ausstellungen, w​eil ihre Kunst a​ls entartet galt. Sie m​alte aber Porträts u​nter anderem v​on Claire Waldoff, Renée Sintenis, Hedwig Heyl u​nd Louise Schroeder u​nd nahm a​ls ordentliches Mitglied d​es Deutschen Künstlerbundes n​och bis z​ur letzten, v​on der Reichskunstkammer vorzeitig zwangsgeschlossenen Jahresausstellung 1936 i​m Hamburger Kunstverein teil.[2]

Nach Kriegsende h​atte sie 1950 u​nd 1958 ehrende Ausstellungen i​n Charlottenburg. 1961 folgte e​ine Gedächtnisschau i​m Rahmen d​er Großen Berliner Kunstausstellung u​nd 1980, 20 Jahre n​ach ihrem Tod, a​uch eine Ausstellung d​er Stiftung Pommern i​m Rantzaubau d​es Kieler Schlosses.[3]

Grab von Augusta von Zitzewitz auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Augusta v​on Zitzewitz starb, wenige Wochen v​or ihrem 80. Geburtstag, a​m 14. November 1960 i​n Berlin. Ihr Grab befindet s​ich auf d​em landeseigenen Friedhof Heerstraße i​n Berlin-Westend (Grablage: II-W 12-300).[4]

Eine entfernte Verwandte, Anette v​on Zitzewitz, h​at als Filmemacherin über d​ie Malerin e​inen sehr beachtenswerten Film gedreht, d​er zeigt, w​as aus e​inem „Mädchen i​n Uniform“ m​it pommersch-adeligem u​nd preußisch-militärischem Hintergrund i​m Laufe d​er turbulenten Geschichte d​es 20. Jahrhunderts werden konnte bzw. welche Hindernisse s​ich ihrer Karriere u​nd ihrer heutigen Bekanntheit entgegenstellten.

Ehrungen

Am Haus Reichsstr. 96/97, 14052 Berlin, befindet s​ich eine Gedenktafel für Augusta v​on Zitzewitz. Diese Gedenktafel w​urde am 17. August 2003 enthüllt.[5]

Werke (Auswahl)

  • Porträt von Max Herrmann-Neiße. Ölgemälde, Berlin 1929.
  • Blumenstilleben. Öl auf Leinwand, 1925–1929.
  • Blumenstilleben. Öl auf Leinwand, 1931.[6]
  • Mädchenbildnis mit Puppe (Öl auf Hartfaserplatte, 68 × 50 cm; Museum Kunst der Verlorenen Generation, Salzburg)[7]
  • Stilleben mit Kornblumen und Margeriten. o. J.
  • Herbstlandschaft mit kleinem See. Öl auf Leinwand: 69 × 89,5 cm, Auktionshaus Quentin Berlin, Auktion 24, Los Nr. 76.

Literatur

  • Zitzewitz, Augusta von. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 534.
  • Zitzewitz, Augusta von. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 211.
  • Heinrich Eugen von Zitzewitz: Augusta von Zitzewitz. Waisenhaus Buchdruckerei, Braunschweig 1970.
  • Rainer Zimmermann: Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation. Hirmer, Berlin 1994, ISBN 3-7774-6420-1, S. 464.
  • Katja Behling, Anke Manigold: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900. München : Elisabeth Sandmann, 2009, S. 70f.

Einzelnachweise

  1. Wieder im Licht: Augusta von Zitzewitz (1880–1960). (Nicht mehr online verfügbar.) Inselgalerie. Berliner Fraueninitiative Xantiloppe e. V., archiviert vom Original am 13. Dezember 2013; abgerufen am 9. Dezember 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.inselgalerie-berlin.de
  2. s. Zitzewitz, Augusta von im DKB-Mitgliederverzeichnis 1936, in: 1936 verbotene Bilder, Ausstellungskatalog zur 34. Jahresausstellung des DKB in Bonn, Deutscher Künstlerbund, Berlin 1986. (S. 99)
  3. s. Ausstellungskatalog in der Bayerischen Staatsbibliothek (OPACplus) (abgerufen am 25. November 2016)
  4. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 497.
  5. Gedenktafel Augusta von Zitzewitz
  6. www.artnet.de/Artists/LotDetailPage.aspx?lot_id=4E7FD347418E67E9
  7. Zitzewitz, Augusta. In: Museum Kunst der Verlorenen Generation. Abgerufen am 4. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
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