Astronomischer Kalender
Ein astronomischer Kalender ist ein Kalender, der nicht durch arithmetische Regeln (→Arithmetischer Kalender), sondern durch astronomische Ereignisse wie Mondphasen, Sonnenstände, Auf- und Untergang von Himmelskörpern bzw. deren Positionen, Herbst- bzw. Frühlingsäquinoktium oder einer Kombination daraus, definiert wird.
Sonnenkalender
Die Sonnenkalender richten sich nach dem Gang der Erde, das heißt, dass zum Beispiel jeder Jahresanfang mit derselben Stellung der Erde im Sonnensystem zusammenfällt. Die Kalender heißen wohl Sonnenkalender (und nicht etwa Erdkalender), weil sich ja die Sonne auf der Ekliptik zu bewegen scheint, während sich tatsächlich die Erde bewegt. Ein Sonnenkalender wird durch die Beobachtung der 4 Jahresdaten Frühlingspunkt (Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche), Sommersonnenwende, Herbstpunkt (Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche), Wintersonnenwende bestimmt. Eine wesentliche Frage bei den einzelnen Sonnenkalendern ist die Festlegung des Anfangs- und Endpunktes des Jahres. (siehe auch Sonnenjahr, Sonnenzyklus)
Beispiele:
- Zoroastrischer Kalender
- Julianischer Kalender (seit dem 1. Januar 709 a. u. c., ab 525 in christlicher Jahreszählung)
- Gregorianischer Kalender (seit der Nacht vom 4. auf den 15. Oktober 1582)
- Französischer Revolutionskalender (ab dem 24. August 1795, basierend auf dem Gregorianischen Kalender)
- Sowjetischer Revolutionskalender (basierend auf dem Gregorianischen Kalender)
Auch heute wird üblicherweise ein Sonnenkalender genutzt. Die DIN ISO 8601 definiert Zeitangaben beginnend mit dem Jahr 1583. Sie bezieht sich dabei ausdrücklich auf den gregorianischen Kalender. Alle Zeitangaben, die sich auf einen Zeitpunkt vor 1583, oder nach 9999 beziehen, müssen mit dem Adressaten vereinbart werden. So hat sich bei Astronomen beispielsweise eine astronomische Jahreszählung etabliert, die unseren Kalender in negativer Richtung über ein Jahr null hinaus führt und folglich auch mit negativen Zahlen arbeitet.
Mondkalender
Synodischer Mondkalender
Die synodischen Mondkalender richten sich im Gegensatz zu den Sonnenkalendern ausschließlich nach den Mondphasen. Dabei werden die Monate auf die Mondphasen, welche sich ja besonders einfach wahrnehmen lassen, abgestimmt. Da sich aber ein Jahr nicht durch eine ganze Anzahl von Mondphasen teilen lässt, gerät ein Jahr in einem Mondkalender zu kurz oder zu lang. Das heißt, der Jahresanfang verschiebt sich mit den Jahren.
Prinzipiell ist aber die Beobachtung der Mondphasen mit ihrer Periode von 29,53 Tagen schwierig, denn rein visuell lässt sich die Phase nur bei Halbmond präzise bestimmen (hier begann der Monat im keltischen Kalender). Selbst der Vollmond ist schwer auf den Tag genau auszumachen. Der Neumond (auch Schwarzmond) ist prinzipbedingt unbeobachtbar. Die erste "Sichel" (die Antike nannte diese „Neumond“ oder „Neulicht“, hier ließen die Perser den Monat beginnen) zeigt sich erst einen oder manchmal auch zwei Tage nach Neumond, sodass sie auch nicht zur genauen Bestimmung des Tages taugt, von den Sichtbedingungen des Wetters ganz abgesehen. Im alten Babylonien, Jerusalem und Rom oblag die Festlegung des „Neumondes“ folgerichtig besonderen Priestern und wurde mit Hörnern und Trompeten verkündet. Im Alten Ägypten richtete sich der Anfang der ägyptischen Mondkalender (trotz des Namens kein reiner Mondkalender) nach der letzten Altlicht-Sichtung.
Beispiele:
Siderischer Mondkalender
In sehr früher Zeit, vermutlich bereits in der Altsteinzeit, orientierte man sich an der Position des Mondes vor dem jeweiligen Fixsternhimmel (Sternkreiszeichen). Denn der Mond zeigt seine jeweilige Position vor dem Hintergrund des Sternenhimmels taggenau an. Entsprechend der siderischen Umlaufzeit von 27,32 Tagen kannte bereits die alte chinesische und arabische Astrologie, in den ältesten Teilen des altindischen Rgveda aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. „Häuser“ genannt, 27 verschiedene Positionen, wonach jeder Tag des Mondmonats genau bestimmt werden konnte. Erst spät kam ein 28. Tag dazu. Daraus wurde das bereits in der Altsteinzeit bekannte Siderische Mondjahr von 355 Tagen und 13 Monaten zu 27 Tagen, die wiederum in jeweils 3 Wochen zu neun Tagen unterteilt waren, gebildet. Dieses Mondjahr korreliert nicht mit dem Sonnenjahr, der siderische Monat nicht mit den Mondphasen. Die Jahreszeiten verschieben sich sukzessive, was für nomadisierende Völker wie die Jäger und Sammler in der Altsteinzeit kein Problem darstellt. Der siderische Mondkalender ist die älteste Kalenderform überhaupt und stellt einen reinen Mondkalender dar.
Der Siderische Mondkalender lebt vor allem bei nomadisierenden Völkern und in den Astrologischen Kalendern der alten Völker fort.
Beispiele:
- Rigveda
- Chinesische Astrologie
- Arabische Astrologie
Lunisolarkalender
Beim Lunisolarkalender (Luna = Mond, Sol = Sonne) richten sich wie beim Mondkalender die Monate nach den Mondphasen. Damit sich aber dennoch nicht die Jahresdaten verschieben, werden nach bestimmten Regeln Schaltmonate eingefügt.
Beispiele:
Stellarer Kalender
Beim stellaren Kalender richten sich die Jahresdaten nach dem Stand der Sterne. Sonne und Mond nehmen in dieser Kalenderform untergeordnete Rollen ein und sind den jeweiligen Sternpositionen jahreszeitlich angepasst.
Beispiele:
- Ägyptischer Sothis-Kalender – Jahr beginnt mit dem heliakischen Aufgangsdatum von Sirius
- Koptischer Kalender
- Maya-Kalender
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Joachim Friedrich Quack: Zwischen Sonne und Mond - Zeitrechnung im Alten Ägypten, Originalveröffentlichung in: H. Falk (Hrsg.), Vom Herrscher zur Dynastie. Zum Wesen kontinuierlicher Zeitrechnung in Antike und Gegenwart, Bremen 2002, S. 38, pdf.