Aston Barrett
Aston Francis „Family Man“ („Fams“) Barrett (* 22. November 1946 in Kingston, Jamaika) ist ein Reggae-Bassist des Early Reggae und Roots-Reggae.
Leben
Frühe Karriere
Aston Barretts Vater und Großvater waren Musiker. In jungen Jahren bastelt er sich selbst seinen ersten Bass (mit nur einer Saite) und spielt mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder Carlton zusammen, der sich ein Schlagzeug aus alten Farbtöpfen gebaut hatte. Von diesem Zeitpunkt an bis zu Carltons Tod im Jahr 1987 sollten die beiden Brüder als Rhythmusgruppe ein unzertrennliches Team bilden. Seinen ersten richtigen Bass bekommt Aston von einem Mitglied der Gruppe The Gaylads. Die Brüder gründen ihre erste Band, die Hippy Boys mit Sänger Max Romeo in den späten Sechzigern. Die erste Aufnahme, auf der sie mitspielen, ist Watch This Sound (1968) von den Uniques. Ein Teil der Musiker der Hippy Boys, darunter auch die Brüder Barrett, bilden später Lee Perrys Studio-Band The Upsetters. Diese Band kommt mit Return of Django 1969 auf Platz 5 in den britischen Charts. Ein weiterer Top-Ten-Erfolg, auf dem die Barrett Brothers zu hören sind, ist Harry J. & the All-Stars Liquidator aus demselben Jahr. Die Upsetters begleiten außerdem die Wailers in den Jahren 1970 und 1971 auf einer Reihe von Singles, die später unter anderem auf der Platte African Herbsman veröffentlicht werden. Diese Sessions können als einer der Höhepunkte des Early Reggae angesehen werden. Bob Marley übernimmt die Barrett-Brüder (zusammen mit weiteren Musikern der Upsetters) in seine Band The Wailers. 1973 veröffentlichen sie Catch a Fire, das als erstes Roots-Reggae-Album gelten kann.
Zusammenarbeit mit Bob Marley
Barrett wurde der musikalische Kopf von Bob Marleys Begleitband The Wailers, in der er zusammen mit seinem Bruder von 1970 an bis zu Marleys Tod im Jahre 1981 spielte. Neben der Rolle als Bassist erfüllte er dort zeitweise die Funktion des Musikproduzenten, Arrangeurs, Background-Sängers, Gitarristen, Keyboarders und Co-Songwriters.
Barrett verwendet in der Regel einen Fender Jazz Bass. Die Identifikation mit dieser Marke ist so stark, dass auf den Platten-Covers gelegentlich das von ihm gespielte Instrument mit „Fender Bass“ statt mit „E-Bass“ bezeichnet wird. Family Man bevorzugt den Finger-Anschlag gegenüber dem Anschlag mit Plektrum. Seine Bass-Linien sind oft rhythmisch vertrackt und doch immer eingängig, ein gutes Beispiel ist die Bass-Figur von I Shot The Sheriff. Auffällig ist, dass Barrett kaum je variiert oder improvisiert.
Durch ihren hohen Wiedererkennungswert bilden seine Bass-Parts den idealen Kontrapunkt zu Marleys Gesangs-Improvisationen. Barrett hat unzählige weitere Bassisten beeinflusst, darunter den neben ihm vielleicht bedeutendsten Reggae-Bassisten Robbie Shakespeare, der zeitweise sein Schüler war. Barretts Spiel kann als beispielhaft für Reggae-Bass überhaupt angesehen werden.
Nicht zu unterschätzen ist Barretts Einfluss als Arrangeur und Produzent auf die Musik der kommenden Jahre. Auf jedem der künftigen Alben erscheint Astons Name direkt unter dem Marleys, womit Family Man als das nach Marley wichtigste Bandmitglied präsentiert wird (dies gilt auch für Catch a Fire und Burnin’, bei denen die Original-Wailers Peter Tosh und Bunny Wailer noch der Gruppe angehören). Zu Barretts Pflichten gehörte das Rekrutieren und Einarbeiten zusätzlicher Musiker (zum Beispiel Bläser), die Leitung der Band-Proben und das Überwachen der Bühnen- und Studio-Arbeit. Er ist Co-Autor der Songs Rebel Music (3 O'clock Roadblock) und Want More. Who the Cap Fit (a.k.a. Man to Man) schreibt er zusammen mit seinem Bruder. Er produzierte und spielte auch auf Solo-Platten der Künstler in Marleys Umfeld, darunter Peter Tosh, Bunny Wailer, Rita Marley, Judy Mowatt und Marcia Griffiths. Marley selbst vertraute Aston Barrett die Produktion der Melody Makers an, einer Gruppe, die aus einigen von Marleys Kindern besteht. Die letzte Wailers-Single vor Marleys Tod ist I Know. Noch vom Krankenbett in einem Hospital in Bayern aus bittet Marley telefonisch Family Man Barrett, die Single zu mixen und für die Veröffentlichung vorzubereiten.
Nach Marleys Tod
Nach Marleys Tod kommt es 1984 zur Zusammenarbeit der Barrett-Brüder mit Justin Hinds auf dessen Album Travel with Love. Daneben spielt Barrett unter anderem auf Alben von Burning Spear und John Denver. Zeit seiner Karriere tritt Family Man auch als musikalischer Lehrer in Erscheinung, der jüngere Künstler unter die Fittiche nimmt und sie musikalisch ausbildet. Zu seinen Studenten gehören unter anderem Brinsley Ford, der spätere Leader von Aswad, Bob Marleys Sohn Julian und Bassist Robbie Shakespeare. Aston baute außerdem einen der ersten, wenn nicht überhaupt den ersten, Drumcomputer, dem er den Namen The Rhythm King gab – den Titel, den Family Man selbst seit über 30 Jahren innehat.
Weblinks
- Aston Barrett bei discogs.com
- Kurzbiografie bei billboard.com (Memento vom 18. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)