Arnswalder Platz
Der Arnswalder Platz ist eine denkmalgeschützte, rechteckige Parkanlage im Berliner Bezirk Pankow, Ortsteil Prenzlauer Berg, im Bötzowviertel. Er beherbergt den Brunnen der Fruchtbarkeit (besser bekannt als Stierbrunnen), Spielplätze und ein kleines Areal mit altem Baumbestand.
Arnswalder Platz | |
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Arnswalder Platz, 2007 | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Prenzlauer Berg |
Angelegt | Beginn des 20. Jahrhunderts. Name zwischen 1937 und 1947 Hellmannplatz, von 1974 bis 1995 namenlos |
Neugestaltet | 2009 renoviert |
Einmündende Straßen | Bötzowstraße, Pasteurstraße, Hans-Otto-Straße, Danziger Straße |
Bauwerke | Stierbrunnen |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Straßenverkehr (Rand), Fußgänger |
Platzgestaltung | Hermann Mächtig |
Technische Daten | |
Platzfläche | 1,5 Hektar |
Lage
Der Platz von 18.000 m² liegt an der Südwestseite der Danziger Straße 105 Meter zwischen Bötzow- und Hans-Otto-Straße, letztere begrenzt östlich. Südlich grenzt nach 175 Metern die Pasteurstraße.[1] Der Platz unterbrach den zwischen Danziger und Pasteurstraße liegenden parallelen Straßenzug Woldenberger/ Friedeberger Straße. Auf dem diesen entsprechenden Mittelweg steht der Stierbrunnen.[2] Die Woldenberger Straße wurde 1974 in Dietrich-Bonhoeffer umbenannt. Die Friedeberger Straße wurde beim Neubau im Bötzow-Viertel nach den Kriegsschäden nicht wieder eingerichtet, es verblieb ein unbenannter 50 m-Stumpf rechtwinklig zur Hans-Otto-Straße an die Kinderkombination 40a und 40b.
Geschichte
Der Platz wurde im Zuge der Bebauung des Bötzowviertels zwischen 1900 und 1904 nach Entwürfen des Landschaftsgärtners Hermann Mächtig angelegt.[3] Seit dem Hobrecht-Plan 1862 hieß das Areal einfach Platz A; bei der ersten Bebauung rundherum erhielt er 1902 den Namen Arnswalder Platz[4] nach der ehemaligen Kreisstadt Arnswalde (Provinz Pommern, seit 1945: Choszczno). Es war eine Art Wegekreuz, mit Rasenflächen und Blumenbeeten dazwischen, auf dem nach und nach ein Buddelplatz angelegt, ein kleiner Springbrunnen und eine Rotunde als Pissoir aufgestellt wurden. Von den Nationalsozialisten wurde der Platz 1937 in Hellmannplatz umbenannt[5] und hieß noch bis 1947 so,[6] danach wieder Arnswalder Platz. Zwischen 1974 und 1995 war das Areal auf Beschluss des Rates des Stadtbezirks ohne Namen, weil direkt auf dem Platz niemand wohnte, womit er keine postalische Bedeutung besaß. Erst im Februar 1995 erhielt er seinen früheren Namen Arnswalder Platz zurück; seit dem Ende des 20. Jahrhunderts steht er unter Denkmalschutz.
Fruchtbarkeitsbrunnen (Stierbrunnen)
Hervorstechendstes Merkmal des Platzes ist das Stierbrunnen, Ochsenbrunnen oder Fruchtbarkeitsbrunnen genannte Ensemble aus rotem Rochlitzer Porphyrtuff. Diese Anlage war ursprünglich der Entwurf des Berliner Bildhauers Hugo Lederer in einem Wettbewerb 1910 für einen Monumentalbrunnen in Buenos Aires[7] – Lederer bekam den vierten Preis (2000 Mark), sein Entwurf wurde damals nicht ausgeführt. Der Berliner Magistrat kaufte 1927 unter Oberbürgermeister Böß das Projekt und veranlasste seine Realisierung, obwohl unklar war, woher das Geld dafür kommen sollte (veranschlagt waren an die 400.000 Mark). Böß sah die Aufstellung auf dem Baltenplatz vor. Während der folgenden schweren Wirtschaftskrise konnte die Stadt das Projekt nicht mehr finanzieren[8] und hielt darüber hinaus die Aufstellung des Brunnens auf dem Baltenplatz wegen seiner Masse für unmöglich. Nachdem die Steinmetzarbeiten unmittelbar im Steinbruch bei Rochlitz 1931 abgeschlossen waren, machte Lederer Druck und ließ „die fertigen Stiere und Architekturteile“ Anfang November 1932 für die Ufa-Tonwoche filmen.[9]
Am 15. März 1933 lösten die an die Macht gekommenen Nationalsozialisten den gewählten Berliner Magistrat auf und setzten ein NSDAP-geführtes Gremium ein. Dieses bewilligte am 1. November des gleichen Jahres 195.000 Mark für die Aufstellung der Brunnenplastik am vom Stadtbaudirektor Richard Ermisch dafür neu ausgewählten Arnswalder Platz. Der zwischenzeitlich ebenfalls in Betracht gezogene Aufstellort Forckenbeckplatz kam nach genaueren Bodenuntersuchungen auch nicht in Frage. 1934 kamen die 300 Kubikmeter behauener Steine nach Berlin.[10]
Auf einem damals[11] wie heute über neun Stufen erreichbaren Treppenpodest bildet eine Brunnenschale mit einem Durchmesser von 7,7 Meter und einem mittig platzierten, pilzförmigen Stein, über den das Wasser laufen konnte, das Zentrum der Anlage. Auf beiden Seiten schließt sich je ein fünf Meter hoher Stier an, der der Wasserschale den Rücken zukehrt. Zu Füßen der gewaltigen Tiere sitzen eine Schnitterin mit Ährenbündel und ein Fischer mit Netz (nordöstlich) sowie ein Schäfer mit Widder und eine Mutter mit Kind (nordwestlich).
Im Jahr 1959 wurde die Brunnenanlage renoviert und mit einer Unterwasserbeleuchtungsanlage versehen, die die Fontäne bei Dunkelheit illuminierte. Ab 1990 fehlte dem Bezirk das Geld für eine umfassende Sanierung, das Ensemble zerfiel und wurde bald mit einem Bauzaun geschützt. Jahrelang war der Brunnen von Graffiti verunziert. Die auf der Homepage des Bezirksamtes im Jahr 2004 angekündigte Sanierung konnte erst im Oktober 2007 beginnen. Nachdem die Steinplastiken im Winter 2008 restauriert worden waren, erfolgte am 11. Juni 2009 ein erster Testlauf der Springbrunnenanlage. Am 12. Mai 2010 nahm der Pankower Bezirksbürgermeister Matthias Köhne den Brunnen feierlich in Betrieb.[12]
Spielplatz
Am Rand der Pasteurstraße befindet sich ein künstlerisch gestalteter Kinderspielplatz wurde mit hölzernen Elementen und steinernen Tieren, allen üblichen Klettergeräten und Schaukeln (die mit Sicherheitsgurten und ergonomisch geformten Sitzen versehen sind) ausgestattet. Der Spielplatz ist ein gern genutztes Freizeitangebot für Kinder. Daneben befindet sich ein Ballspielplatz (auf dem auch Straßenwettkämpfe ausgetragen werden) mit kleinen Toren und einem höheren Zaun sowie zwei Tischtennisplatten. Die Anlage wurde im Rahmen der Sanierung des Platzes 2003/2004 als Jugend- und Kleinkinderspielplatz im südlichen Bereich geschaffen.[13]
Kleiner Park
Der im Bereich an der Bötzowstraße liegende Teil des Platzes lädt mit alten Bäumen, vor allem Kastanien, und mit Bänken zum Verweilen, mit geschnittenem Rasen zum Liegen oder nur zu einem kurzen Bummel ein. Ein Teil der Bäume stammt noch aus 1902 dem Jahr der ersten Platzgestaltung.[13] Als Straßenmöbel steht hier eine alte gusseiserne Handpumpe der Art, wie sie hin und wieder auf den Berliner Straßen anzutreffen sind.
Literatur
- Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I. Hrsg. Institut für Denkmalpflege. Henschelverlag, Berlin 1984.
- G. Funeck, W. Schönholz, F. Steinwasser: Park- und Grünanlagen in Berlin, Berlin-Information 1987, ISBN 3-7442-0028-0.
Weblinks
- GärtnerInitiative Arnswalder Platz
- Arnswalder Platz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Heimatgeschichtliche Darstellung (Memento vom 19. November 2003 im Internet Archive)
- Panoramabild des Arnswalder Platzes (und anderer Berliner Stadtansichten)
- Einträge in der Berliner Landesdenkmalliste
Einzelnachweise
- K5-Karte von Berlin 1:5000: Arnswalder Platz
- K4-Kartenwerk Straubeplan 1910, folgende Ausgaben von Karte 4228/4235.
- Elbinger Straße. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, III., S. 133. „Südseite: ←Greifswalder Straße→ Bauland der Bauges. Nord-Ost ←Straße 1→ Bauland der Bauges. ←Verlorener Weg→“.
- Arnswalder Platz. In: Berliner Adreßbuch, 1903, III., S. 30. „Lagebild des Platzes. 1903/2523: Elbinger Straße: ←Greifswalder Straße→ 71–78: Mietshäuser, 79: Baustelle Berliner Terrain-Ges., 80–85: Mietshäuser, 86: Baustelle von Baumeister Hahn ←Bötzowstraße→ ←Arnswalder Platz→ ←Straße 3a→ 87–89: Baustelle Berliner Terrain-Ges., 90: Neubau, 91–94: Baustelle Berliner Terrain-Ges., 95: Neubau ←Kniprodestraße→“ (1902/2235 ist der Arnswalder Platz nicht notiert, die Jahresangabe der Adressbücher ist das Ausgabejahr. 1902/2348: Zwischen Bötzowstraße und Kniprodestraße waren die Grundstücke Elbingerstraße 87–95 Bauland der Berliner Terrain-Gesellsch.).
- Hellmannplatz. In: Berliner Adreßbuch, 1943, IV., S. 349. „Lageplan: NO55, Hellmannplatz, Verwaltungsbezirk IV Prenzlauer Berg, Finanzamt Greifswalder Straße, Fritz Hellmann, SA-Scharführer * 20.4.01, gef. 8.4.32 //#4651, Teil IV. S. 188: Elbinger Straße 74/ Bötzowstraße 53: Mietshaus ←Bötzowstraße→ ←Hellmannplatz→ ←Braunsberger Straße→ Elbinger Straße 75/ Braunsberger Straße 19: Mietshaus“.
- Hellmannplatz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
- Der deutsche Brunnen für Buenos Aires. In: Deutsche Kunst und Dekoration. 26. Jg. 1910, S. 126–127 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 25. Januar 2017]).
- Ilonka Jochum-Bohrmann: Hugo Lederer, ein deutschnationaler Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Lang, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-631-42632-1, S. 169–170, 238–239.
- Historisches Archiv der Preußischen Akademie der Künste, Sign. PrAdK 0840 Bl. 189.
- Wanja Abramowski: Das Denkmal auf dem Baltenplatz. In: mont klamott, Monatsschrift des Friedrichshainer Geschichtsverein Hans Kohlhase e. V.; Ausgabe März 2008, S. 1–19. Ausführliche Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des heutigen Bersarinplatzes und des Brunnens
- Fruchtbarkeitsbrunnen 1934. akg-images.de, abgerufen am 21. Februar 2017.
- Darstellung zum Stierbrunnen auf der Seite des Bezirksamtes Pankow
- Sanierung geht weiter – Auf dem nördlichen Teil des Arnswalder Platzes beginnen die Vorbereitungen. In: Berliner Woche, 15. März 2017, S. 3