Arnold Bezuyen
Arnold Bezuyen (geboren 1965 in Den Helder[1]) ist ein niederländischer Opernsänger im Stimmfach Charaktertenor und Hochschullehrer. Er reüssierte international – insbesondere in Wagner-Partien und bei den Richard-Wagner-Festspielen.
Leben und Werk
Arnold Bezuyen studierte Gesang in Amsterdam. Er debütierte an der dortigen Hoofdstad Operette und sang die jugendlichen Liebhaber in Piècen von Abraham, Kálmán, Lehár und Offenbach. Danach war er am Opernstudio Amsterdam, in Augsburg und Bremen engagiert. In diesen Stationen baute er sich ein breites Repertoire auf, welches schon in frühen Jahren eine erhebliche Spannweite aufwies. Er sang im komischen, wie im ernsten Fach, übernahm vom Buffo in Oper und Operette über den tenore di grazia, den lyrischen Tenor und den jugendlichen Helden bis zum Charakterfach so manche Rolle. Von 2002 bis 2005 war er an der Wiener Staatsoper verpflichtet, wo er Tamino, Alfred in der Fledermaus, Arturo in Lucia di Lammermoor und den Sänger im Rosenkavalier, Dr. Cajus, Narraboth, Matteo, Alwa, Erik und Steuermann sowie einige kleinere Rollen übernahm. Im Rheingold sang er in Wien noch den Froh, doch andernorts, auch bei den Bayreuther Festspielen des Jahres 1998, war er bereits als Loge heftig akklamiert, später alternativ als Mime. Diese beiden Partien und in der Folge auch der Herodes in der Salome von Oscar Wilde und Richard Strauss wurden zu den Paraderollen und zum Charakteristikum einer beeindruckenden internationalen Karriere, auch wenn er später Ausflüge ins Heldenfach unternahm, beispielsweise als Florestan im Fidelio oder als Siegfried in der Götterdämmerung.
Nach dem Wiener Engagement war er durchgehend freischaffend tätig, mit einigen Schwerpunkten. Beispielsweise gastierte er seit 2011 regelmäßig in Bayreuth. Bezuyen erhielt Einladungen aus Amsterdam, Berlin, Bonn, Bozen, Budapest, Dessau, Dublin, Düsseldorf, Essen, Ferrara, Hamburg, Kassel, Leipzig, Los Angeles, Lübeck, Modena, Neapel, Paris, Piacenza, Stuttgart, Tokio und Valencia, er sang am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an der Mailänder Scala und an der New Yorker Met, zumeist in den drei zentralen Partien. Er versuchte sich auch stets in neuen Rollen. Am Royal Opera House Covent Garden in London reüssierte er als David in den Meistersingern von Nürnberg, am Teatro Nacional de São Carlos von Lissabon übernahm er den Boris Grigorjevič in Janáčeks Káťa Kabanová, am Grand Théâtre de Bordeaux debütiert er als Bacchus in Ariadne auf Naxos. In Toulouse und im Pariser Palais Garnier verkörperte er die Titelrolle im Faust von Philippe Fénelon, einer Uraufführung. In Bari spielte und sang er den Jim Mahoney in der Brecht/Weill-Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny und an der Oper Frankfurt war er in der Titelpartie einer selten gespielten komischen Oper von Leoš Janáček besetzt, Die Ausflüge des Herrn Brouček.
Arnold Bezuyen hat unter Leitung der Dirigenten Pierre Boulez, Roman Brogli-Sacher, James Conlon, Sir Andrew Davis, Christoph Eschenbach, Ádám Fischer, Marek Janowski, Julia Jones, Philippe Jordan, Gustav Kuhn, James Levine, Fabio Luisi, Andris Nelsons, Seiji Ozawa, Antonio Pappano, Sir Simon Rattle, Christian Thielemann und Jaap van Zweden gesungen. Sein Konzertrepertoire reicht von Mozart bis in die Gegenwart. Er sang das Tenorsolo in Verdis Messa da Requiem und wurde für Mahlers Klagendes Lied vom NDR-Sinfonieorchester in Hamburg verpflichtet, wirkte bei konzertanten Aufführungen des König Kandaules im Concertgebouw Amsterdam und der Sieben Todsünden bei den Salzburger Osterfestspielen mit, sang in Strawinskys Les Noces mit dem Orchestre de Paris, dirigiert von Pierre Boulez. In Santiago de Compostela übernahm er das Tenorsolo in Beethovens Missa solemnis, im Wiener Musikverein und Hamburg selbiges in dessen Neunter. In Utrecht, Den Bosch und Dortmund interpretierte er Mahlers Lied von der Erde. Seine Paraderolle im Konzertsaal ist der Klaus-Narr in Schönbergs Gurre-Lieder, den er in Paris und Straßburg, Monte Carlo, Bilbao, Aarhus und in der Berliner Philharmonie verkörperte. Mit Leidenschaft widmet sich Bezuyen auch dem Liedgesang. Er interpretierte unter anderem Werke Beethovens, Schuberts, Schumanns und Brahms' sowie Kompositionen von Hugo Wolf, Richard Strauss und Alban Berg.
2018 wurde er als Universitätsprofessor an die Kunstuniversität Graz berufen. In der Besetzungsliste der auf 2022 verschobenen Neuinszenierung des Ring des Nibelungen bei den Bayreuther Festspielen scheint er als Mime auf.
Rollen (Auswahl)
- Uraufführung
- 2005 Titelpartie im Faust von Philippe Fénelon, Toulouse
- Repertoire
Berg:
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Aufzeichnungen
Es gibt zwei Gesamtaufnahmen seiner Paraderolle Loge:
- Wagner: Das Rheingold, Mitschnitt der Bayreuther Festspiele; Dirigent: Christian Thielemann
- Wagner: Das Rheingold, Mitschnitt einer konzertanten Aufführung im Teatro San Carlo von Neapel; Dirigent: Gustav Kuhn
Weiters bestehen einige Aufnahmen aus dem Konzertrepertoire:
- Beethoven: Neunte; Dirigent: Kristjan Järvi
- Mahler: Das klagende Lied, Dirigent: Jaap van Zweden
- Schönberg: Gurre-Lieder, Dirigent: Marc Albrecht
- Schönberg: Gurre-Lieder, Dirigent: Günter Neuhold
- Schönberg: Gurre-Lieder, Dirigent: John Fiore
- CD-Einspielungen mit Liedern von Robert Schumann, Richard Strauss und Alban Berg
Weblinks
- Arnold Bezuyen, offizielle Website
- Operabase, Rollenverzeichnis
- Staatstheater Kassel, Kurzbiographie
- Der Held von Tokio - Einspringer Arnold Bezuyen - What's Opera Doc, Interview
- Dichterliebe, Op. 48: No. 16. Die alten, bosen Lieder, Tondokument