Antonio Raggi
Antonio Raggi (auch unter dem Namen Ercole Antonio Lombardo bekannt; * 1624 in Vico Morcote; † 1. August 1686 in Rom) war ein italienischer Bildhauer des römischen Barock.
Leben
Raggi arbeitete zunächst in der Werkstatt von Alessandro Algardi, bevor er, wie schon Ercole Ferrata, in die Dienste Gianlorenzo Berninis trat. Er wurde der produktivste Schüler des großen Meisters, der drei Jahrzehnte lang sein Mentor in Rom sein sollte.[1] In der ersten Zeit führte Raggi lediglich vorgegebene Modelle unter Berninis Aufsicht aus, so dass die Statuen aus dieser Zeit von Berninis Selbstgefälligkeit geprägt waren, als wären sie von seiner eigenen Hand.[2] Basierend auf einer Zeichnung von Bernini[3] schuf Raggi einen von zehn der Leidenswerkzeuge tragenden Engel auf der Ponte Sant’Angelo, außerdem die Statue der Donau (Danube) (1650–51) für Berninis Fontana dei Quattro Fiumi (Vierströmebrunnen) auf der Piazza Navona.
In den späteren Jahren hatte Raggi bildhauerische Selbstständigkeit erlangt. Er war äußerst fähig, illusionistische Stuckdekorationen auszuführen und damit zum Beispiel Giovanni Battista Gaullis Deckenfresko und den figuralen Stuckelementen in der Kirche Il Gesù den perfekten Rahmen zu geben. Seine Stuckarbeit des Heiligen Andreas (frühe 1660er) in der Kirche Sant’Andrea della Valle folgt Berninis Entwurf und stellt den abgemagerten Apostel dar, wie er auf Wolken und umhüllt von Tüchern in den Himmel aufsteigt. Das Bildwerk Tod der hl. Cäcilie in der Kirche Sant’Agnese in Agone an der Piazza Navona war sein Meisterstück. Die vielfigurige Szenerie zeigt seine Vorliebe für das malerische Relief als charakteristische Form der barocken Plastik. Mit der Ausweitung des Bildraumes durch Überschneidungen des Rahmens und der emotionalen Intensität der Figuren scheint Raggi die Kunst Berninis in die nächste Generation zu überführen.
Raggi vollendete die Stuckdekoration von San Tomaso di Villanova in Castel Gandolfo (1660–61), die Stuckdekoration von Berninis Sant'Andrea (1662–65), die Statuen des San Bernardino und von Papst Alexander VII. für den Dom von Siena sowie die Statue Jungfrau und Kind in der Kirche St-Joseph-des-Carmes in Paris (1650–51). Zu seinen Werken gehört außerdem die Taufe des Christus für den Borromini-Altar der Kirche San Giovanni dei Fiorentini (ca. 1665). Eine kürzlich gefundene Dokumentation belegt, das er auch die kniende Figur des Bernhardin von Siena (1656–57) in der Papst-Alexander VII.-Kapelle in der Kirche Santa Maria della Pace zusammen mit zwei Paaren von Porträt-Medaillons haltenden Putti an der Fassade geschaffen hat.[4]
Am 1. Juli 1657 wurde Raggi in die Accademia di San Luca gewählt.
Literatur
- Anita Guglielmetti: Antonio Raggi. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Januar 2012.
- Gian Alfonso Oldelli: Antonio raggi. In: Dizionario storico-ragionato degli uomini illustri del Canton Ticino. Band 1, S. 151, (PDF Digitalisat), Francesco Veladini, Lugano 1807.
- Rolf Toman (Hrsg.): Barock – Architektur, Skulptur, Malerei. Könemann Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1997, ISBN 3-89508-916-8, S. 296.
- Celestino Trezzini: Antonio Raggi. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5, S. 518 (PDF Digitalisat), abgerufen am 9. Oktober 2017.
- Robert H. Westin: Antonio Raggi’s Death of St. Cecilia. The Art Bulletin 1974, S. 422–429.
- Rudolf Wittkower: Art and Architecture in Italy, 1600-1750. Penguin Books, Harmondsworth 1980, ISBN 0140561161.
Weblinks
- Antonio Raggi (italienisch) auf ti.ch/can/oltreconfiniti
- Antonio Raggi (il Vecchio). In: Sikart, abgerufen 7. Januar 2016.
Einzelnachweise
- Wittkower, S. 310.
- Mark S. Weil: The Angels of the Ponte Sant’ Angelo: A Comparison of Bernini’s Sculpture to the Work of Two Collaborators. In: The Art Journal 30.3 (Spring 1971, S. 252–259), S. 256.
- Die Werkzeichnung befindet sich im Gabinetto Nazionale delle Stampe, Rom. (Weil 1971:257 fig. 11).
- Jennifer Montagu: Antonio Raggi in S. Maria della Pace. In: The Burlington Magazine 136 No. 1101 (December 1994), S. 836–839.