Anton de Haen
Anton de Haen (* 8. Dezember 1704 in Den Haag, Niederlande;[1] † 3. September[2] 1776 in Wien „auf der Wieden“) war ein niederländisch-österreichischer Arzt, der als erster Vorstand der Medizinischen Klinik an die Wiener Universität berufen wurde.
Leben
De Haen studierte Medizin in Leiden und habilitierte sich als Arzt in seiner Heimatstadt. Er betrieb eine eigene Praxis und betrieb wissenschaftliche Studien. Nachdem er von seinem ehemaligen Mitschüler Gerard van Swieten, dem Leibarzt von Maria Theresia, aus den Niederlanden 1754 nach Wien geholt worden war, übernahm er die Professur der Ersten Medizinischen Klinik der Universität Wien im Bürgerspital, die er nach dem Vorbild seines Lehrers Hermann Boerhaave organisierte. Er hatte das Recht aus allen Wiener Spitälern Patienten für den Unterricht an seine Klinik zu transferieren. Ganz im Stile seines Lehrers Boerhaave, weg vom Lehrbuch, hin zum Patienten, wurde an dieser Klinik am Krankenbett unterrichtet. Erstmals hatte diese Klinik neben der Aufgabe der Lehre auch einen Forschungsauftrag. Nachdem die klinische Methode des Unterrichts in der Medizin bis zu dieser Zeit an deutschen Universitäten nicht praktiziert worden war, wurde de Haen zum Mitbegründer der Wiener Medizinischen Schule. Zudem übernahm er nach dem Tod van Swietens seine Stelle als Leibarzt von Maria Theresia. Als Wissenschaftler verfasste de Haen mehrere Streitschriften, in denen er sich gegen verschiedene Theorien wie Albrecht Hallers Irritabilitätslehre aussprach. Er selbst legte großes Gewicht auf die Krankenbeobachtung und erforschte die zahlreichen Formen der Fieberkrankheiten. Er wandte bereits die kombinierte Temperatur- und Pulsmessung an, war somit einer der Pioniere bei der diagnostischen Verwendung des Thermometers, und verfasste im Auftrag van Swietens eine 18-bändige Abhandlung über die in Wien vorkommenden Fieberkrankheiten („Ratio medendi in nosocomio practico“). Er verdfasste auch Werke über Magie, Wunder und Hexerei.
Im Jahr 1972 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) die Haengasse nach ihm benannt.
Werke
- Aletophilorum quorundam Viennensium elucidatio necessaria Epistolae de cicuta. J. Th. von Trattner, Vindobonae 1766. (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)
- De magia. J. P. Kraus, Leipzig 1751, 1774 und 1777.
- De epilepsia et convulsionibus. Wien 1763.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Haen, Anton de. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1861, S. 176–178 (Digitalisat).
- August Hirsch: Haen, Anton van. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 311–313.
- Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2007, ISBN 978-3-205-77595-9, S. 48.
Einzelnachweise
- Ralph Hermon Major, A History of Medicine, Thomas, 1954, Seite 581
- Göttinger Anzeiger (vom 24. Oktober 1776) – Ansonsten auch andere Angaben (vor allem 4. September und 5. September).