Anna Barbara Urner
Anna Barbara Urner geb. Welti (* 12. Januar 1760 in Kilchberg ZH; † 10. Juni 1803 ebenda) war eine Schweizer Lyrikerin.
Leben und Werk
Anna Barbara Urner wurde als Tochter des Arztes Welti-Nägeli geboren. 1797 heiratete sie den Lehrer am Zürcher Waisenhaus Johann Jakob Urner. Johann Caspar Lavater, der bei der Trauung predigte, war Anna Barbara Urners literarisches Vorbild; die beiden blieben sich ihr Leben lang freundschaftlich verbunden. Nach sechs Jahren kinderloser Ehe starb Anna Barbara Urner, die in ihren letzten Lebensjahren stark kränkelte, im Alter von 43 Jahren.
Anna Barbara Urners Lyrik, in deren Mittelpunkt Natur und religiöse Empfindung stehen, ist in mehreren Anthologien erschienen. Urner ist besonders für ihr im August 1788 entstandenes Gedicht An die Abendsonne («Goldne Abendsonne, wie bist du so schön») in Erinnerung geblieben, das 1798 in der von Johannes Bürkli (1745–1804) herausgegebenen Anthologie Neue schweizerische Blumenlese erschien. Gesungen auf eine um 1814 von Hans Georg Nägeli komponierte Melodie erreichte es volksliedhafte Popularität.[1][2] Christian Gottlob Barth schuf 1830 eine Umdichtung des Textes.
Auch Carl Loewe vertonte vor 1829 dieses Gedicht.[3] Elisabeth von Herzogenberg schuf ein Klavierlied in der Nägelischen Melodie und der Textfassung von Christian Gottlob Barth.[4] Franz Lehrndorfer schuf einen vierstimmigen Chorsatz.[5] Auch im Werk Karl Mays wurde das Lied zitiert.[6] Es inspirierte Karl Otto Hügin (1887–1963) zu seinem Mosaikwandbild An die goldene Abendsonne im Schulhaus «Guldisloo» in Wetzikon ZH[7] und wurde u. a. von Georg Sluyterman von Langeweyde illustriert,[8] ebenso in einer Bildpostkarte von Friedrich Graef.[9]
Literatur
- L[udwig] E[erk]: Mannichfaltiges [Biographische Notiz]. In: Euterpe 6. Jahrgang (1846), Nr. 4, S. 63 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Michael Fischer: Goldne Abendsonne wie bist du so schön [Liedkommentar]. 2005 (PDF; 894 kB)
- Richard Frank: Eine fast vergessene Kilchberger Persönlichkeit – Barbara Urner-Welti (1760–1803). In: Kilchberger Gemeindeblatt, Mai 2013, S. 19 (Digitalisat (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive); PDF-Datei; 3,4 MB)
- Karl Goedeke, Edmund Goetze: Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. Auflage. Ehlermann, Leipzig 1929, Bd. 12. S. 54.
- Wilhelm Kosch (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. 3. Auflage. Band 30: Weiss–Widuwilt. Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-023159-5, Sp. 465 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Heinrich Urner: Die Dichterin von «Gold’ne Abendsonne». Klänge aus der zürcherischen Landschaft vom vorigen Jahrhundert. In: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1897. N.F. Jg. 29. Zürich 1897, S. 53–80 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
- Noten und Audiodateien von Urner, Anna Barbara im International Music Score Library Project
- Werke von Anna Barbara Urner in der Datenbank deutscheslied.com
- Lieder von Anna Barbara Urner bei The LiederNet Archive
- Lieder von Anna Barbara Urner im Alojado Lieder-Archiv
- Anna Barbara Urner bei hymnary.org
- Anna Barbara Urner bei operone.de
Einzelnachweise
- Franz Magnus Böhme: Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1895, S. 179 (Textarchiv – Internet Archive).
- Max Friedlaender: Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert: Quellen und Studien. Band 2: Dichtung. Cotta, Stuttgart/Berlin 1902, S. 371 f. (Textarchiv – Internet Archive).
- Max Runze (Hrsg.): Carl Loewes Werke: Lieder aus der Jugendzeit und Kinderlieder. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1801, S. X (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Abendlied, Nr. 11 in: 24 Volkskinderlieder. Winterthur 1889 / Stuttgart 2014.
- DNB 1003998186
- Anna Barbara Urner im Karl-May-Wiki
- Claudia Fischer-Karrer, Eva Zangger: Kunst am Bau – Beispiele aus Zürcher Oberländer Schulhäusern. In: Heimatspiegel, Beilage zum Zürcher Oberländer, Mai 2014. S. 35 f.
- Abbildung (Memento vom 4. Januar 2016 im Internet Archive)
- Goldne Abendsonne, wie bist du so schön. in der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 4. Januar 2016.