Anlaufmanagement
Das Anlaufmanagement (als Fremdwort: Ramp-up-Management), umfasst die Koordination aller Anlaufaktivitäten im Zeitraum zwischen der Erstellung erster physischer Prototypen bis zur Produktion kundenfähiger Produkte (SOP: Start of Production, Job No. 1) mit Fokus auf die logistischen Anforderungen in der Serienfertigung.
Den zeitlichen Abschnitt bezeichnet man als Anlaufphase. Aus Sicht des Produktlebenszyklus ist sie die Übergangsphase von der Entwicklung eines Produkts zu dessen Produktion. Man definiert in der Regel die Phasendauer von der abgeschlossenen Produktentwicklung bis zum Erreichen der geplanten täglichen Produktionsmenge. Kennzeichen der Anlaufphase im Vergleich zur Phase der stabilen Produktion ist häufig eine geringere Produktqualität, eine niedrigere tägliche Produktionsmenge sowie ein für den Fertigungsprozess erhöhter Bedarf an Arbeitskräften und Material.
Ziel des Anlaufmanagements ist es, die termingerechte Verfügbarkeit aller Bauteile für den Serienanlauf eines Produkts sicherzustellen, den Serienanlauf zu verkürzen (Time-to-Market), die Situation der Termine sowie den Reifegrad des Produkts transparenter zu gestalten und die Anlaufkosten auf ein Minimum zu reduzieren.
Die einzelnen Entwicklungs- beziehungsweise Projektphasen werden häufig anhand einer Anlaufkurve festgelegt. Die Anlaufkurve stellt den Zusammenhang zwischen Produktionsmenge auf der senkrechten y-Achse und der Zeit auf der waagerechten x-Achse dar.
Nachdem das Verständnis des Anlaufmanagements zunächst überwiegend durch Fragestellungen aus der Automobilindustrie geprägt war, erstreckt sich die Betrachtung mehr und mehr auch auf andere Branchen sowie auf Zusammenhänge, welche aus dem Zusammenwirken mehrerer Unternehmen entstehen.
Inhalte
Am Beispiel der Automobilindustrie lassen sich die Inhalte des Anlaufmanagements gut skizzieren:
- Anlaufstrategie
- Anlauforganisation
- Änderungsmanagement
- Kostenmanagement
- Produktionsmanagement
- Lieferantenmanagement
- Logistikmanagement
Allgemeine Vorgehensweise
Gestaltungskriterien
Es gibt eine Vielzahl von Gestaltungskriterien innerhalb des Anlaufmanagements, die die Anlaufkurve beeinflussen und verändern:
- Produktreifegrad
- Verfügbarkeit der Anlagen
- Kapazität der Anlagen
- Status der Verträge
- Komplexität des Produktes
- Qualifizierungsgrad der Mitarbeiter
- etc.
Potenziale
Eine engere Verzahnung von Entwicklung mit Einkauf, Fertigung, Montage und so weiter bei den Werken, Lieferanten und weiteren im Produktentwicklungsprozess führt zu einer steileren und gleichmäßigeren Anlaufkurve, die die einzelnen Phasen stabiler miteinander verbindet. Dadurch kann eine sehr gute Qualität der Produkte von Serienbeginn an sichergestellt werden. Dieses führt zu einer Reduzierung der Rückrufe und Kosten des Produktes.
Literatur
- S. v. Wangenheim: Planung und Steuerung des Serienanlaufs komplexer Produkte – Dargestellt am Beispiel der Automobilindustrie. Dissertation. Peter Lang, Frankfurt am Main 1998.
- J. Risse: Time-to-Market Management in der Automobilindustrie – Ein Gestaltungsrahmen für ein logistikorientiertes Anlaufmanagement. Dissertation. Hochschulschrift, Berlin 2002.
- T. Laick: Hochlaufmanagement – Sicherer Produktionshochlauf durch zielorientierte Gestaltung und Lenkung des Produktionsprozesssystems. Dissertation. FBK Produktionstechnische Berichte, Kaiserslautern 2003.
- D. Fitzek: Anlaufmanagement in Netzwerken – Grundlagen, Erfolgsfaktoren und Gestaltungsempfehlungen für die Automobilindustrie. Haupt, Bern 2006.
- C. Stich: Produktionsplanung in der Automobilindustrie – Optimierung des Ressourceneinsatzes im Serienanlauf. Dissertation. Kölner Wissenschaftsverlag, Köln 2007.
- G. Schuh, W. Stölzle, F. Straube: Anlaufmanagement in der Automobilindustrie erfolgreich umsetzen – Ein Leitfaden für die Praxis. Springer, Berlin 2008.
- M. Homuth: Unternehmensübergreifende Steuerung des Serienanlaufs in Produktionsnetzwerken. Shaker, Aachen 2008.