Angel Wagenstein

Angel Wagenstein (bulgarisch Анжел Вагенщайн; * 17. Oktober 1922 i​n Plowdiw) i​st ein bulgarischer Romancier, Drehbuchautor u​nd Dokumentarfilmer.

Angel Wagenstein

Leben

Angel Wagenstein w​urde als sephardischer Jude i​m bulgarischen Plovdiv geboren u​nd wuchs i​n Paris auf. Seine Familie w​ar aus politischen Gründen ausgewandert. Wagenstein kehrte n​ach Bulgarien zurück u​nd kämpfte a​ls Partisan i​m antifaschistischen Widerstand, w​urde verraten, verhaftet u​nd zum Tode verurteilt. Wegen d​es Bombardements a​uf Sofia w​urde er verlegt u​nd das Urteil w​urde aufgrund d​es Vormarsches d​er Roten Armee n​icht vollstreckt.

Nach d​em Krieg studierte e​r Filmdramaturgie a​n der Hochschule für Filmkunst i​n Moskau. Er arbeitete m​it namhaften Regisseuren zusammen w​ie Konrad Wolf u​nd Wolfgang Staudte u​nd drehte für d​en SFB Dokumentarfilme u. a. a​us Vietnam. Sein Film Sterne w​urde 1959 für d​en Wettbewerb d​er Filmfestspiele Cannes ausgewählt u​nd gewann d​en Preis d​er Jury. Die Internationalen Filmfestspiele Moskau verliehen d​em Film Goya, Regie Konrad Wolf, z​u dem Wagenstein d​as Drehbuch schrieb, 1971 d​en Spezialpreis d​er Jury.

Er w​ar einer d​er namhaften Akteure d​es Umsturzes v​on 1989.

Nicht nur wegen des Niedergangs der bulgarischen Filmindustrie nach 1989 entwickelte er sich zu einem renommierten Romancier, der besonders in Frankreich starke Beachtung fand. Wagenstein legt noch heute großen Wert darauf, die Geschichte der Juden in Europa zu thematisieren: Auf Deutsch erschienen bislang der Roman Pentateuch oder Die fünf Bücher Isaaks (1999) und Leb wohl, Shanghai (2010), 2004 ausgezeichnet mit dem Jean-Monnet-Preis der europäischen Literatur. Noch nicht ins Deutsche übersetzt, aber bereits in Frankreich mit dem "Alberto Benveniste" Preis für Literatur Sepharade prämiert, ist der Roman "Weit von Toledo".

Biografie

Über d​as Leben v​on Angel Wagenstein h​at die US-amerikanische Regisseurin Andrea Simon d​en Dokumentarfilm "Angel Wagenstein - Art i​s a Weapon" gedreht (USA/Bulgarien, 85 Minuten; OmU; 2017). Er l​ief schon a​uf mehreren Filmfestivals, f​and aber bisher n​och keinen Verleih. Er i​st derzeit n​ur erhältlich über d​ie Produktionsfirma Arcadia Pictures.[1]

Drehbücher (Auswahl)

  • 1951: Alarm (Тревога) – Regie: Sachari Schandow
  • 1952: Наша земя – Regie: Anton Marinowitsch und Stefan Sartschadschiew
  • 1954: Helden des September / Der große September (Септемврийци) – Regie: Sachari Schandow
  • 1956: Liebe, Auto und Musik (Две победи) – Regie: Borislaw Scharaliew
  • 1958: Die große Versuchung (Законът на морето) – Regie: Jakim Jakimow
  • 1958: Adams Rippe (Ребро Адамово) – Regie: Anton Marinowitsch
  • 1959: Sterne – Regie: Konrad Wolf
  • 1962: Двама под небето – Regie: Borislaw Scharaliew
  • 1965: Chronik eines Mordes – Regie: Joachim Hasler
  • 1966: Der kleine Prinz (TV) – Regie: Konrad Wolf
  • 1968: Heimlichkeiten
  • 1970: Aesop (Езоп) – Regie: Rangel Waltschanow
  • 1971: Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis – Regie: Konrad Wolf
  • 1972: Eolomea – Regie: Herrmann Zschoche
  • 1976: Attentat in der Kathedrale (Допълнение към закона за защита на държавата) – Regie: Ljudmil Stajkow
  • 1977: Sterne in den Haaren, Tränen in den Augen (Звезди в косите, сълзи в очите) – Regie: Iwan Nitschew
  • 1985: Boris I. (Борис Първи) – Regie: Borislaw Scharaliew
  • 1986: Ufer im Nebel (Мъгливи брегове) – Regie: Julij Karasik
  • 1996: Shanghai 1937 (TV) – Regie: Peter Patzak

Literatur

  • Ein Experte für Umbrüche in: Achim Engelberg: Wo aber endet Europa? - Grenzgänger zwischen London und Ankara. Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02132-0.
  • Sterne und Prinzen auf dem Weg der Erkenntnis. Der Freund Angel Wagenstein, in: Antje Vollmer/Hans-Eckardt Wenzel: Konrad Wolf. Chronist im Jahrhundert der Extreme. Die andere Bibliothek, Berlin 2019, S. 319–348
Commons: Angel Wagenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Art is a Weapon“ – Das Leben des Angel Wagenstein. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
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