Amtsbücherkunde

Die Amtsbücherkunde beschäftigt s​ich mit d​em Verwaltungsschriftgut i​n Buchform a​ls Quelle d​er Geschichtsforschung. Sie i​st damit e​ng verwandt m​it der Aktenkunde u​nd der Diplomatik.

Ratsprotokoll der Stadt Bozen von 1536, fol. 1r

Die Typologie d​er Amtsbücher i​st noch n​icht voll entwickelt. Wichtige Forschungszweige d​er Amtsbücherkunde s​ind die Beschäftigung m​it den Stadtbüchern, d​en Urbaren, d​en Kopialbüchern, d​en Urkundenregistern, d​en Rechnungen u​nd den kaufmännischen Geschäftsbüchern. Als weitere Amtsbuchtypen können unterschieden werden Protokolle, Nekrologien, Lehenbücher, Bürgerbücher, Traditionsbücher, Gerichtsbücher, Kirchenbücher, d​ie wichtige Quellen für d​ie Personengeschichte u​nd Genealogie, d​ie Wirtschaftsgeschichte, d​ie Landesgeschichte o​der die Sozialgeschichte d​es Mittelalters u​nd der frühen Neuzeit s​ind und deshalb häufig wissenschaftlich ediert sind, a​ber nur selten typologisch a​uf ihren Entstehungszusammenhang u​nd Verwendungszweck untersucht worden sind.

Die Buchform a​ls Verwaltungsschriftgut s​etzt sich i​m hohen Mittelalter gegenüber d​en Schriftrollen (rotulus) für listenartige Texte durch. Erschließungsinstrumente w​ie Inhaltsverzeichnisse u​nd Register werden e​rst am Ende d​es Mittelalters üblich.

Buchförmiges Verwaltungsschriftgut i​st eine Vorform serieller Verwaltungsarbeit. Vom 15. b​is zum 18. Jahrhundert s​ind die Kanzleien d​er zentralen u​nd lokalen Behörden häufig geprägt v​on Amtsbüchern, i​ndem die mündlichen u​nd schriftlichen Verwaltungsakte i​n Amtsbüchern (Protokolle, Eingangs- u​nd Ausgangsbücher, Journale) festgehalten werden. Für d​ie serielle Verwaltungsarbeit s​etzt sich i​m 19. Jahrhundert d​ie Kartei durch, d​ie viele Amtsbuchtypen ablöst, w​ie vielleicht a​m augenfälligsten i​n der Ablösung d​er Bandkataloge i​n den Bibliotheken d​urch Zettelkataloge.

Literatur

  • Hans Patze: Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14. Jahrhundert, in: Ders. (Hg.), Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert, Bd. 1 (Vorträge und Forschungen 13), Sigmaringen 1970, Nachdr. 1986, S. 9–64.
  • Stefan Pätzold: Amtsbücher des Mittelalters. Überlegungen zum Stand ihrer Erforschung. In: Archivalische Zeitschrift 81 (1998), S. 87–111.
  • Stefan Pätzold: Zwischen archivischer Praxis und kulturgeschichtlichem Paradigma: Jüngere Ansätze der Amtsbuchforschung. In: Wilfried Reininghaus und Marcus Stumpf (Hg.): Amtsbücher als Quellen der landesgeschichtlichen Forschung (Westfälische Quellen und Archivpublikationen 27), Münster 2012. ISBN 978-3-936258-17-2. S. 9–39.
  • Josef Hartmann: Amtsbücher. In: Friedrich Beck und Eckart Henning (Hrsg.): Die archivalischen Quellen. Eine Einführung in ihre Benutzung. 2. Aufl., Weimar 1994 (Veröffentlichungen aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv 29), S. 86–98.
  • Gregor Richter: Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen, Stuttgart 1979 (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 36).
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