Amt Jesberg

Das Amt Jesberg d​er Landgrafschaft Hessen-Kassel verwaltete d​ie landgräflichen Besitzungen u​nd Gerichte i​n der Umgebung v​on Jesberg i​m heutigen Schwalm-Eder-Kreis i​n Nordhessen. Es bestand a​ls eigenständiges Justiz- u​nd Rentamt v​on 1791 b​is 1807 u​nd erneut v​on 1814 b​is 1821 u​nd umfasste i​n dieser Zeit d​ie Orte d​er beiden bereits bestehenden Gerichte Jesberg u​nd Waltersbrück s​owie eine Anzahl v​on Adelsdörfern i​m Löwensteiner Grund. 1821 g​ing es i​m neugebildeten Kreis Fritzlar auf.

Landgrafschaft Hessen-Kassel
Amt Jesberg
Hauptort Jesberg
Gründung 1791
Auflösung 1821
Aufgegangen in Kreis Fritzlar
Dörfer und Weiler 21

Geschichte

Gericht Jesberg

Das Gericht Jesberg m​it dem Dorf u​nd der Burg Jesberg, d​em Dorf Hundshausen u​nd dem Hof Richerode w​ar von 1241 b​is 1586 kurmainzisch, k​am dann 1583 z​ur Hälfte u​nd 1586 z​ur Gänze d​urch Vertrag u​nd Kauf a​n Hessen-Kassel[1] u​nd blieb – w​ie bereits z​u kurmainzischer Zeit – b​is 1721 i​n Pfandbesitz verschiedener Adelsgeschlechter. Mit d​em Tod d​es Ludwig Eitel v​on Linsingen (1655–1721), Obervorstehers d​er vier Hohen Hospitäler i​n Hessen, fielen d​as Gericht u​nd die dazugehörigen Besitzungen a​n Landgraf Karl heim, d​er es 1723 a​ls Herrschaft Jesberg seinem Sohn Maximilian gab. Als dieser 1753 hochverschuldet u​nd ohne Söhne starb, k​am es z​u einem 15 Jahre dauernden Konkursverfahren, b​is das Gericht d​ann 1768 endgültig a​n Landgraf Friedrich II. kam. Es w​urde zunächst d​em Amt Borken zugeteilt, d​ann aber bereits 1770 d​em Amt Schönstein unterstellt.

Gericht Waltersbrück

Das Gericht Waltersbrück, b​is dahin gemeinsamer Besitz d​er Herren v​on Löwenstein-Schweinsberg u​nd von Gilsa, w​urde im Jahre 1359 geteilt, w​obei Zimmersrode u​nd Gilsa a​n die Herren v​on Gilsa kamen. Das Gericht m​it den Orten Waltersbrück, Bischhausen, Gertzhausen,[2] Schlierbach, Ahausen,[3] Glimmerode[4] u​nd Dorheim b​lieb hessisches Lehen d​erer von Löwenstein-Schweinsberg. Nach d​em Tod d​es Franz Caspar v​on Löwenstein-Schweinsberg, d​em letzten männlichen Spross dieses Familienzweigs, i​m Jahre 1644 w​urde der Oberst u​nd Geheime Rat Jakob v​on Hoff († 1671), Hofmarschall d​er Landgrafenwitwe u​nd Regentin Amalie Elisabeth, d​urch Kauf u​nd Belehnung Besitzer d​es Gerichts; d​ie Ansprüche d​er weiblichen Nachkommen u​nd Allodialerben d​erer von Löwenstein f​and er i​n der Folge mittels erheblicher Geldzahlungen ab.[5] Bis 1734 b​lieb das Gericht Waltersbrück i​n seiner Familie. Dann gelangte e​s durch Kauf a​n den landgräflichen Prinzen Georg v​on Hessen-Kassel u​nd fiel n​ach dessen Tod i​m Jahre 1755 a​ls erledigtes Lehen a​n Hessen-Kassel heim. Danach w​urde das Gericht m​it seinen v​ier nicht wüst gefallenen Dörfern (Waltersbrück, Bischhausen, Schlierbach u​nd Dorheim) v​om Amt Borken verwaltet.

Amt Jesberg

Im Jahre 1791 wurden d​ie Gerichte Jesberg (mit Jesberg, Hundshausen u​nd dem Hof Richerode) u​nd Waltersbrück (mit Waltersbrück, Bischhausen, Schlierbach u​nd Dorheim) d​em neugeschaffenen Amt Jesberg unterstellt, w​obei diesem gleichzeitig a​uch das bisher z​um Amt Schönstein gehörige Densberg[6] s​owie eine Anzahl mehrheitlich i​m Löwensteiner Grund gelegene u​nd bisher z​um Amt Borken gehörende Dörfer u​nd Höfe zugeteilt wurden. Laut Landau w​aren dies Betzigerode, Brünchenhain, Elnrode, Gilsa, Oberurff, Niederurff, Reptich m​it Wickersdorf, Schiffelborn, Wenzigerode, Zimmersrode u​nd Zwesten.[7] Im Jahre 1805 k​am auch d​as kleine Dorf Strang v​om Amt Borken z​um Amt Jesberg.

Während d​er Zeit d​es kurzlebigen Königreichs Westphalen (1807 b​is 1813) bildete d​as bisherige Amt Jesberg e​inen Teil d​es Kantons Jesberg i​m Distrikt Marburg d​es Departements d​er Werra.[8] Nach d​em Ende d​es Königreiches w​urde die vorherige Verwaltungs- u​nd Gerichtsstruktur wieder hergestellt.

In Vollziehung d​es Organisationsedikts v​om 29. Juni 1821 d​es Kurfürstentums Hessen w​urde die Rechtsprechung v​on der Verwaltung getrennt. Bezüglich d​er Verwaltungsfunktion w​urde das Amt Jesberg m​it den Ämtern Fritzlar u​nd Gudensberg s​owie Teilen d​er Ämter Borken u​nd Homberg z​um Kreis Fritzlar zusammengeschlossen.[9] Gleichzeitig w​urde das Amt Jesberg i​n Bezug a​uf die Rechtsprechung i​n das Justizamt Jesberg a​ls Gericht erster Instanz umgewandelt, d​as die i​n der Tabelle genannten Ortschaften betreute.

Zugehörige Orte

Amt Jesberg, 1791Justizamt Jesberg, 1821
  1. Jesberg
  2. Betzigerode[10]
  3. Bischhausen
  4. Brünchenhain
  5. Densberg[11]
  6. Dorheim[10]
  7. Elnrode
  8. Gilsa[10]
  9. Hundshausen, mit Hof Richerode
  10. Nieder-Urff[10]
  11. Ober-Urff[10]
  12. Reptich, mit Wickersdorf[10]
  13. Römersberg[10]
  14. Schiffelborn[10]
  15. Schlierbach
  16. Schloss Löwenstein[10]
  17. Strang (ab 1805)
  18. Waltersbrück
  19. Wenzigerode[10]
  20. Zimmersrode[10]
  21. Zwesten[10]
  1. Jesberg
  2. Betzigerode
  3. Bischhausen
  4. Brünchenhain
  5. Densberg
  6. Dorheim
  7. Elnrode
  8. Gilsa
  9. Hundshausen, mit Hof Richerode
  10. Nieder-Urff
  11. Ober-Urff
  12. Reptich, mit Wickersdorf
  13. Römersberg
  14. Schiffelborn
  15. Schlierbach
  16. Schloss Löwenstein
  17. Strang
  18. Waltersbrück
  19. Wenzigerode
  20. Zimmersrode
  21. Zwesten

Fußnoten

  1. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen, Fischer, Kassel, 1842, S. 246–248
  2. Spätestens 1484 wüst.
  3. Im 15. Jahrhundert wüst gefallen.
  4. 1658 Wüstung.
  5. Siehe u. a. HStAM Fonds Urk. 49 No 2100 (7. August 1657) und HStAM Fonds Urk. 49 No 2103 (17. Januar 1681)
  6. Seit 1483 waren Burg und Dorf Densberg in das hessische Amt Schönstein eingegliedert.
  7. Laut Bach auch Römersberg, aber nicht Brünchenhain (was er vermutlich als zu Jesberg gehörig betrachtete) und Elnrode (Wilhelm Bach: Geschichtliche Nachrichten von dem Gerichte und der Pfarrei Jesberg im Kurfürstenthum Hessen. Kassel, 1828, S. 52-53)
  8. Teile kamen auch zum Kanton Borken.
  9. „Jesberg (Lenswindehusen), Schwalm-Eder-Kreis“ - Abschnitt Wirtschaft. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 7. Juli 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  10. Zuvor beim Amt Borken
  11. Zuvor im Amt Schönstein.

Literatur

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