Amadou Diallo (Polizeiopfer)
Amadou Diallo (* 2. September 1975 in Guinea; † 4. Februar 1999 in New York City) war ein guineischer Immigrant, der am 4. Februar 1999 in New York City von vier Polizeibeamten einer Abteilung für Straßenkriminalität unter in der Öffentlichkeit umstrittenen Umständen erschossen wurde.
Tötung
Diallo war von London nach New York City gekommen und hatte politisches Asyl beantragt. Er verkaufte Videokassetten, Socken und Handschuhe auf dem Bürgersteig.
Am frühen Morgen am 4. Februar 1999 stand er vor seinem Wohngebäude. Vier Polizeibeamte verwechselten ihn mit einem gesuchten Serienvergewaltiger und wollten ihn verhaften. Als die Polizeibeamten ihn vor seiner Tür ansprachen, fasste er in seine Jacke. Die Beamten nahmen deswegen an, dass er eine Waffe ziehen würde, und feuerten auf Diallo. Der unbewaffnete Mann wurde von insgesamt 19 Schüssen getroffen; insgesamt wurden 41 Schüsse auf ihn abgegeben.
Reaktionen
Die Erschießung von Diallo erregte in den Vereinigten Staaten einen Aufruhr der Bürgerrechtsbewegung. Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung kritisierte vor allem, dass Diallo wegen der damals noch relativ neuen Ermittlungsmethode des „Profiling“ als Täter in Betracht gekommen war, diesem Verfahren wurde ein gewisser „systemimmanenter Rassismus“ unterstellt. Es wurde den Polizeibeamten vorgeworfen, dass sie vorschnell gehandelt hätten. Dies lag daran, dass unter dem damaligen Bürgermeister von New York City, Rudolph Giuliani, eine Nulltoleranzstrategie verfolgt wurde, bei deren Umsetzung die New Yorker Polizei ständigen Leistungskontrollen durch das Büro des Bürgermeisters ausgesetzt war. Die Leiter der Polizeireviere mussten jeden Morgen ihre Aufklärungszahlen vorlegen und wurden bei Nichterfüllung der Vorgaben abgelöst. Dieser Leistungsdruck wurde durch die Spitzenbeamten nach unten weitergegeben.
Bruce Springsteen schrieb das Lied „American Skin (41 Shots)“ über diesen Vorfall; Living Colour, eine afroamerikanische Rockformation, coverte „American Skin“ bei einem Live-Auftritt auf dem Montreux Jazz Festival. Auch Wyclef Jean schrieb ein Lied mit dem Titel „Diallo“ über Diallo und den Vorfall, genauso wie Lauryn Hill, die später ein Lied unter dem Namen „I Find it Hard To Say (Rebel)“ schrieb. Die Hip-Hop-Künstler J-Live, Mos Def, Wordsworth, A.L. & Tame One verfassten ebenfalls unter dem Namen „Hip Hop for respect“ einen Song namens „A tree never grown“ zu dem Vorfall. Die Heavy-Metal-Band Trivium schrieb ebenfalls ein Lied mit dem Songtitel „Contempt Breeds Contamination“ über den Vorfall. Im Lied „Things I've seen“ der Band The Spooks wird auch auf Amadou Diallo verwiesen. Des Weiteren erwähnt die US-amerikanische Band Leftöver Crack die 41 Schüsse in ihrem Song „One Dead Cop“. Außerdem gibt es in den Filmen „Nicht Auflegen!“ und „25 Stunden“ eine Anspielung auf die 41 Schüsse.
Gerichtsverhandlung
Die beteiligten Polizeibeamten führten zu ihrer Verteidigung an, dass sie sich vor der Verhaftung als Polizeibeamte zu erkennen gegeben hätten. Zwar hätten sie Zivilkleidung getragen, ihre Abzeichen seien jedoch deutlich erkennbar gewesen und sie hätten Diallo durch lautes Zurufen auf sich aufmerksam gemacht.
Einem Schuldspruch in New York City folgte eine Neuverhandlung an einem Berufungsgericht in Albany, in der alle Beamten mit der Begründung freigesprochen wurden, dass in New York City in Anbetracht der erregten Öffentlichkeit kein fairer Prozess möglich gewesen wäre. Das Berufungsgericht folgte insbesondere den Angaben der Polizeibeamten, die erklärt hatten, alleine aus Furcht vor einem Angriff geschossen zu haben. Die hohe Zahl der abgegebenen Schüsse stand diesen Angaben nicht entgegen, weil die Erfahrungen aus einer Schießerei zwischen FBI-Agenten und zwei Bankräubern diese Angaben stützten. Bei der besagten Schießerei hatten zwei Bankräuber mit vollautomatischen Waffen zwei FBI-Agenten erschossen und fünf weitere schwer verletzt, obwohl sie selbst von vielen Kugeln getroffen worden waren. Einer dieser Bankräuber war auch nach 16 Körpertreffern noch in der Lage gewesen, zurückzuschießen, erst ein siebzehnter Treffer – der in den Kopf ging – tötete ihn. Zudem waren die 41 Schüsse aus vier verschiedenen Waffen abgegeben worden, was nach Ansicht des Gerichts belegte, dass jeder Beamte für sich davon ausging, Diallo müsse tödlich getroffen werden.