Allerheiligen (Leinach)
Die innerhalb des Geländes des ehemaligen Fronhofs in Leinach (Unterleinach) gelegene Kirche Allerheiligen hatte ursprünglich (belegt 1297 als Pfarrkirche zur seligen Jungfrau Maria und St. Burkard) das Patrozinium „Beate Marie Virginis und Burkhard“. Aufgrund der Tatsache, dass das Würzburger Kloster St. Burkard bereits 1160 Zehentrechte in Unterleinach und Oberleinach hatte, ist St. Burkard als Pertinenzpatrozinium[1] neben dem der Jungfrau Maria zu verstehen.
Da bereits für das Jahr 1186 ein Pfarrer von Unterleinach belegt ist, gehört die als ehemalige Hauptkirche des Leinachtals geltende Pfarrkirche in „Lynach“ zu den ältesten Kirchen der Diözese Würzburg. Die Pfarrei Unterleinach wurde 1356 dem Kloster St. Burkard in Würzburg inkorporiert.
Ihren mächtigen, zum Schutz des Dorfes während des Bürgerkrieges als Wehrturm gebauten Chorturm erhielt die Kirche St. Maria und St. Burkard im Jahr 1419 durch den vom über Unterleinach verfügenden Grafen Johann II. von Wertheim beauftragten Meister Richtenstein. Zugleich wurde sie zu einer Wehrkirche mit Zwinger und 19 Gaden, kleinen Häuschen innerhalb der mit Graben und Mauer geschützten Kirchenburganlage, die sich wohlhabende Einwohner errichten ließen. Das ruinöse Pfarrhaus dieser ursprünglichen Marienkirche wurde unter ihrem Pfarrer Sebastian Wüst 1580 neu errichtet.[2]
Im Jahr 1608 wurde die damalige Pfarrkirche St. Maria und St. Burkard vergrößert, ab 1669 hieß sie Allerheiligen. Im Volksmund wurde sie, nach dem 1608/1609 von dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter um ein steinernes Geschoss und 1612 eine hohe „Echterspitze“ erweiterten Chorturm, „Julius-Echter-Kirche“ oder „Echterkirche“ genannt. Die Kirche verfügte über einen Hochaltar mit zwei großen Engelsfiguren von Johann Wolfgang von der Auwera und zwei Tafelbildern von Michael Wolkert sowie einen Altar von Ferdinand Dietz. Die beiden Rokoko-Altäre wurden zwischen 1741 und 1760 von den Würzburger Hofbildhauern Auwera und Tietz geschaffen. Von 1861 bis 1892 wurde die Kirche mit gemalten Kreuzwegstationen, verschiedenen Heiligenstatuen, Tabernakeln und (1888) einer neuen Kirchenorgel ausgestattet. Im Jahr 1931 wurde die Kirche renoviert, wobei die Wandmalereien über den Seitenaltären umgestaltet und von dem Würzburger Maler W. Jacob übermalt wurden. Die mittlere und große der drei Glocken der alten Pfarrkirche wurde von Karl Czudnochowsky 1952 in Erding gegossen, die kleine Glocke bereits 1931 in Kempten. Eine weitere Restaurierung erfolgte 1958.[3]
Ab 1976 wurde der zwischen Ober- und Unterleinach auf der Gemarkung Oberleinach errichtete Kirchenneubau Communio Sanctorum die Pfarrkirche Unterleinachs,[4][5] wo heute unter anderem die großen Engel Auweras in der gleichnamigen Kirche zu finden sind.[6] Die Kirche Allerheiligen war 1975 zunächst aufgegeben worden, bis sie nach den ab 1995 erfolgten Bemühungen des Pfarrers Albin Krämer[7] 1998, unterstützt vom dem im selben Jahr gegründeten Förderverein „Julius-Echterkirche“ wieder als Kirchenraum für die Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Gerd Zimmermann: Patrozinienwahl und Frömmigkeitswandel im Mittelalter. Dargestellt an Beispielen aus dem alten Bistum Würzburg. Teil 1.2. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 20, 1958, S. 24–126, und Band 21, 1959, S. 5–124, hier Band 1, S. 91.
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 20 f., 85, 311, 326–338, 341 f. und 376.
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 21, 60, 311, 328–332, 336 f. und 339.
- Pfarreiengemeinschaft „Communio Sanctorum-St. Laurentius, Leinach“. Abgerufen am 7. Februar 2022..
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 336.
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 11.
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 346.
- Barbara Shatry: Neue Impulse für die Julius-Echter-Kirche. In: Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 352–354, hier: S. 352.