Allen das Gleiche

Allen d​as Gleiche (russisch Всем равно, Wsem rawno) i​st eine Geschichte für Kinder v​on Lew Tolstoi, d​ie Ende August 1910 entstand u​nd postum 1911 i​m Bd. 2 d​er Nachgelassenen Werke Tolstois i​n Moskau erschien.[1] 1930 k​am der Text – untertitelt m​it Märchen für Kinder[2] – i​m Bd. 15 d​er Tolstoi-Gesamtausgabe heraus.

Lew Tolstoi mit seiner Tochter Alexandra um 1907

Alexander Goldenweiser t​rug am 30. August 1910 i​n sein Tagebuch ein, Tolstoi h​abe zwei Tage z​uvor Kindern e​in Märchen erzählt. Alexandra Lwowna Tolstaja[3] h​abe den Vortrag i​hres Vaters mitstenographiert u​nd später m​it dem Vermerk „Kotschety[A 1], d​en 28. August 1910“[4] maschinenschriftlich fixiert. Tolstoi h​abe letzteres Manuskript durchgesehen u​nd korrigiert.[5]

Inhalt

Cousine und Cousin – die fünfjährige Sonja und der sechsjährige Petja – fahren zusammen mit der Kinderfrau in der Kutsche von einem Gutshof zu einem anderen. Weil unterwegs ein Rad repariert werden muss, kehren die drei Reisenden in einer Bauernkate zum Imbiss ein. Die Kinderfrau hat alles mitgebracht; packt Brote und eine Thermosflasche mit warmer Milch aus. Beide Kinder verweigern zur Verwunderung der Kinderfrau die Zwischenmahlzeit. Die Bauernkinder sollen nach dem Willen von Sonja und Petja mitessen und mittrinken. Unsinn – verwirft die Kinderfrau diese dumme Idee: „Jeder hat das, was ihm Gott zugeteilt hat. Euch, eurem Herrn Papa, hat Gott alles reichlich zugeteilt.“[6] Die Kinderfrau spendiert einem lauthals schreiendem Kleinstkind einen Schluck von der warmen Milch. Das Kind gibt zwar endlich Ruhe, aber der Trick verfängt nicht. Weder Sonja noch Petja langen zu. Im Gegenteil – Sonja nennt Gott böse und garstig.[7] Ein gebrechlicher Großvater muss unter Hustenanfällen Sonja vom Ofen herab korrigieren: „Gott ist nicht böse, Kinderchen, Gott ist gütig.“ Alles Übel, meint der Alte, käme von den Menschen: „… das kommt, weil sie Gott vergessen haben … würden die Menschen gottgefällig leben, hätte jeder alles, was er braucht.“ Der Großvater fügt bei: „Gott gebietet, daß man alles mit seinem Nächsten teilt.“[8]

Das Rad i​st repariert. Die Reise k​ann weitergehen.

Verwendete Ausgabe

  • Allen das Gleiche. Eine Erzählung für Kinder. Aus dem Russischen übersetzt von Hermann Asemissen. S. 538–542 in: Eberhard Dieckmann (Hrsg.): Lew Tolstoi. Hadschi Murat. Späte Erzählungen. Bd. 13 von Eberhard Dieckmann (Hrsg.), Gerhard Dudek (Hrsg.): Lew Tolstoi. Gesammelte Werke in zwanzig Bänden. Rütten & Loening, Berlin 1986

Anmerkung

  1. In der Region Krasnodar gibt es ein etwa 43 km langes Flüsschen Kotschety (ru:Кочеты). Das ist ein Nebenfluss des Kirpili (ru:Кирпили). Kotschet (кочет) ist der Hahn.

Einzelnachweise

  1. russ. Посмертные художественные произведения Л. Н. Толстого / под ред. В. Г. Черткова, Т. 2. Auf Deutsch: Nachgelasse Künstlerische Werke L. N. Tolstois. Redakteur: W. G. Tschertkow, Bd. 2
  2. russ. Сказочка для детей
  3. ru:Толстая, Александра Львовна (1884–1979)
  4. russ. 28 авг. 10 г. Кочеты
  5. Anmerkungen (russ. Примечания)
  6. Verwendete Ausgabe, S. 540, 17. Z.v.o.
  7. Verwendete Ausgabe, S. 540, 10. Z.v.u.
  8. Verwendete Ausgabe, S. 541, 13. Z.v.o.
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