Alexanderdorf
Alexanderdorf (georgisch ალექსანდერდორფი, ɑlɛkʰsɑndɛrdorpʰɪ), zeitweise genannt Liebknechtsdorf, war eine Siedlung im heutigen Georgien, in dem Kaukasiendeutsche wohnten. Es lag im Bereich der heutigen Aghmaschenebeli-Straße (Dawit-der-Erbauer-Straße, vorher Michail-Woronzow-Straße und bis 1990 Georgi-Plechanow-Straße) in der georgischen Hauptstadt Tiflis.
Geschichte
Das Dorf wurde 1818 von württembergischen pietistischen bzw. chiliastischen Kolonisten, die auf Einladung des russischen Zaren in das Gouvernement Tiflis gekommen waren, gegründet und nach dem damaligen russischen Zaren Alexander I. benannt. Die ersten Einwanderer betrieben vor allem Acker- und Weinbau oder waren Handwerker. 1820 wurde in Alexanderdorf an der Stelle des heutigen Mardschanischwili-Platzes die lutherische Kirche Sankt Peter und Paul in neugotischer Architektur errichtet.
Eingliederung in Tiflis
1824 wurde Alexanderdorf offiziell in die Stadt Tiflis eingegliedert, die Siedlung behielt aber noch lange ihr dörfliches Erscheinungsbild. Erst nach den 1880er Jahren erhielt Alexanderdorf einen urbanen Charakter. Seit den 1930er Jahren sahen sich die Kaukasiendeutschen in der Sowjetunion zunehmenden Repressionen ausgesetzt. Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges im Sommer 1941 wurden deutschstämmige Einwohner, die nicht mit Georgiern verheiratet waren, nach Zentralasien oder Sibirien deportiert.[1] Nach Kriegsende kehrte kaum einer in die Georgische SSR zurück. Von 1946 bis 1947 ließen die sowjetischen Behörden die Kirche Sankt Peter und Paul von deutschen Kriegsgefangenen abreißen, um den Platz umzugestalten. Heute ist der ehemalige Standort des Dorfes unter dem Namen „Aghmaschenebeli-Straße“ eine der Haupt- und Zentralstraßen von Tiflis. 2018 hat die Verwaltung von Tiflis ein Ortsschild mit der Aufschrift 'Alexandersdorf' in georgischer und deutscher Sprache aufstellen lassen.
Literatur
- კვირკველია, თ., ძველთბილისური დასახელებანი, გვ. 10. «საბჭოთა საქართველო», თბ., 1985 (T. Kwirkwelia, Siedlungen von Alttiflis, S. 10, «Sowjetgeorgien», Tiflis, 1985)
Weblinks
- Temur Ortoidze und Fritz Schumann: Deutsche Siedler als Weinbauern! Hrsg. Goethe-Institut Tiflis
- Die Auswanderung der württembergischen Chiliasten
- Landkarte der deutschen Siedlungen um Tiflis