Alexander Braun (Künstler)
Alexander Braun (* 1966 in Dortmund) ist ein deutscher Kunsthistoriker und bildender Künstler.
Leben
Alexander Braun studierte von 1985 bis 1993 Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie an der Ruhr-Universität Bochum, unter anderem beim Kunsthistoriker Max Imdahl (1925–1988), und an der Freien Universität Berlin.[1] Seither ist er als freischaffender bildender Künstler tätig. 1996 promovierte Braun an der Uni Bochum zum Werk des amerikanischen Installationskünstlers Robert Gober. Zudem schrieb er für verschiedene Kunstmagazine, inzwischen noch sporadisch für die Zeitschrift KUNSTFORUM international.[2]
Von 2001 bis 2004 hatte Braun einen Lehrauftrag für Gestaltungslehre an der Hochschule Niederrhein in Krefeld und 2003 einen Lehrauftrag für Experimentelle Plastik an der Universität Dortmund. Von 2007 bis 2008 nahm er einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Kassel wahr, 2011 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
2008/09 kuratierte Braun die Ausstellung Jahrhundert der Comics – Die Zeitungs-Strip-Jahre, die in Museen in Bielefeld, Dortmund, Erlangen und Remscheid gezeigt wurde. 2012/13 folgte die erste deutsche Retrospektive zum Werk des amerikanischen Comic- und Filmpioniers Winsor McCay (Troisdorf, Hannover, Erlangen, Basel, Backnang, Dortmund). Zu beiden Ausstellungen legte er umfangreiche Publikationen vor, darunter auch die 2014 im Taschen-Verlag erschienene Gesamtausgabe Winsor McCays Little Nemo, die im Juli 2015 mit dem Eisner-Award ausgezeichnet wurde.[3][4][5] Neben der Wanderausstellung Going West: Der Blick des Comics Richtung Westen (2014–2016) kuratierte er 2016 für die Schirn in Frankfurt die Ausstellung Pioniere des Comic: Eine andere Avantgarde.[6] Außerdem 2017 zusammen mit Andreas C. Knigge für die Bundeskunsthalle Bonn die Ausstellung Comics, Mangas, Graphic Novels. Seit 2019 kuratiert er regelmäßig den schauraum: comic + cartoon in seiner Geburtsstadt Dortmund. Bisherige Ausstellungen: Ente Süß Sauer – Carl Barks und die Folgen (2019), Nimm das, Adolf – Zweiter Weltkrieg im Comic (2019) und ANIMEfantastisch – Die Kunst des japanischen Zeichentrickfilms (2020). 2020 gewann er zum zweiten Mal einen Eisner-Award, den »Oscar« der amerikanischen Comicindustrie, für sein Buch Krazy Kat – The Complete Color Sundays 1935–1944 (Taschen Verlag, das Buch erschien in drei Sprachen: engl. deutsch, franz.).
Die erste Einzelausstellung seiner künstlerischen Arbeiten hatte Braun 1996 in der Wiener Secession, weitere folgten in Deutschland, Großbritannien, Spanien und den USA. Zudem war er bislang an mehreren Dutzend Gruppenausstellungen in verschiedenen Ländern beteiligt.
Braun lebte und arbeitete bis 2006 in Dortmund, dann von 2006 bis 2014 in Bonn, heute in Bad Honnef. Im Februar 2009 wurde er mit dem Kunstpreis der Stadt Bonn ausgezeichnet. 2011 folgte ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds.
Werk
Brauns künstlerisches Werk umfasst Installationen, Videokunst, Fotografie und „genähte“ Bilder aus Filz. Seit 2005 entsteht die Werkgruppe "Walden" aus mit Tusche auf farbigen Holzgründen gemalten/gezeichneten Bildern, Videos, Bronzen und Vintage-Fotografien. Bei seinen einzelnen Werkgruppen folgt Braun konzeptionellen Ansätzen, die sich häufig auf Nachbardisziplinen wie Literatur oder Musik beziehen. Das 2003 begonnene "Retablo-Projekt" besteht aus einer Zusammenarbeit mit Votivtafel-Malern aus Mexiko-Stadt.
Stipendien und Auszeichnungen
- 1999: Ringenberg Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen
- 1999: Artist in Residence, Chinati Foundation, Marfa, Texas
- 2000: Transfer Stipendium (Spanien) des Kultursekretariats Nordrhein-Westfalen
- 2000: GWK Förderpreis der westfälischen Wirtschaft
- 2000: Stipendium Junge Kunst der Stadt Lemgo
- 2002: Rohkunstbau Stipendium, Schloss Groß Leuthen, Brandenburg
- 2009: Kunstpreis der Stadt Bonn
- 2011: Arbeitsstipendium Stiftung Kunstfonds
- 2015: Eisner Award in der Kategorie Best Archival Collection / Project—Strips
- 2020: Eisner Award in der Kategorie Best Archival Collection / Project—Strips
- 2021: Peng! – Der Münchner Comicpreis des Comicfestival München in der Rubrik Beste Neuveröffentlichung eines Klassikers für Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe und George Herrimans "Krazy Kat" (beide TASCHEN Verlag) und in der Rubrik Beste Sekundärliteratur für Will Eisner – Graphic Novel Godfather (avant-verlag)[7]
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1996: Wiener Secession
- 1999: Chinati Foundation, Marfa, Texas
- 2000: Overbeck-Gesellschaft, Lübeck
- 2000: Gesellschaft der Freunde Junger Kunst, Baden-Baden
- 2000: Museum am Ostwall, Dortmund
- 2000: Wewerka-Pavillon, Münster
- 2001: Kunstverein Celle
- 2002: Galerie Michael Zink, München
- 2007: Kunsthalle Bielefeld
- 2007: Galerie der Stadt Remscheid
- 2008: Institut für moderne Kunst Nürnberg
- 2010/2011: Kunstmuseum Bonn
Comic-Ausstellungen
- 2009/10: Jahrhundert der Comics – Die Zeitungs-Strip-Jahre, Dortmund, Erlangen, Remscheid und Bielefeld
- 2010: Helden, Freaks und Superrabbis – Die jüdische Farbe des Comics, Jüdisches Museum Berlin
- 2011: Winsor McCay – Comic-Visionär & Film-Pionier, Universität Bonn
- 2012/13: Winsor McCay – Comics, Filme Träume, Erlangen, Burg Wissem, Hannover, Basel, Backnang, Dortmund
- 2014: Going West! Der Blick des Comics Richtung Westen, u. a. Hannover
- 2016: Pioniere des Comic – Eine andere Avantgarde, Bonn
- 2019: Ente süß sauer – Carl Barks und die Folgen, Dortmund
- 2019: Nimm das Adolf! Zweiter Weltkrieg im Comic, Dortmund
- 2020: Anime fantastisch, Dortmund
- 2021: Will Eisner – Graphic Novel Godfather, u. a. Dortmund, Rendsburg
Bibliografie zum Thema Comic
- 2009: Jahrhundert der Comics – Die Zeitungs-Strip-Jahre
- 2012: Winsor McCay – Comics, Filme Träume
- 2014: Winsor McCay – The complete Little Nemo 1905–1927
- 2014: Going West! Der Blick des Comics Richtung Westen
- 2016: Pioniere des Comic – Eine andere Avantgarde
- 2017: Winsor McCays Little Nemo Gesamtausgabe 1905–1909
- 2017: Winsor McCay – Die Luftschiffabenteuer von Little Nemo
- 2019: Winsor McCays Little Nemo Gesamtausgabe 1910–1927
- 2019: George Herrimans Krazy Kat – Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe
- 2019: Ente süß sauer – Carl Barks und die Folgen
- 2019: Nimm das Adolf! Zweiter Weltkrieg im Comic
- 2020: Anime fantastisch
- 2021: Will Eisner – Graphic Novel Godfather
Weblinks
- Literatur von und über Alexander Braun im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage
- Angaben über Alexander Braun bei der Europäischen Totentanz-Vereinigung
- Alexander Braun auf kunstaspekte.de
- Braun im Interview mit Lars von Törne in Der Tagesspiegel, 25. Juli 2020, zur Verleihung des Eisner Awards
Einzelnachweise
- Thomas Kliemann: Alexander Braun ist neuer Kunstpreisträger der Stadt Bonn. In: general-anzeiger-bonn.de. General-Anzeiger, Bonn, 19. Februar 2009, abgerufen am 18. Mai 2016.
- Vgl. KUNSTFORUM international – Personenlexikon: Alexander Braun. In: kunstforum.de. Kunstforum International, 18. Oktober 1977, abgerufen am 18. Mai 2016.
- Blake Hennon: „'Lumberjanes' leads a youth movement at Eisner Awards, and 'Saga' wins big again“, LA Times, 11. Juli 2015
- Timur Vermes: „Damals wurden wir nervös“, Die Welt, 4. Oktober 2014
- Dana Jennings: „Dreamy Collections of Little Nemo and Moomin“, New York Times, 14. November 2014
- Pioniere des Comic. Eine andere Avantgarde (23. Juni 2016) tagesspiegel.de. Abgerufen am 23. September 2016.
- The winners are… In: Comicfestival München. Abgerufen am 10. Juni 2021.