Alexander-Haus (Potsdam)
Das Alexander-Haus (auch Sommerhaus Alexander) ist ein denkmalgeschütztes[1] Gebäude am Ufer des Groß Glienicker Sees im Potsdamer Ortsteil Groß Glienicke. Es wurde 1927 im Auftrag des jüdischen Arztes und damaligen Präsidenten der Berliner Ärztekammer Dr. Alfred Alexander als Wochenend- und Sommerhaus für die Familie errichtet.
Geschichte
Ab 1926 verpachtete der Groß Glienicker Gutsbesitzer Otto von Wollank große Teile seines Gutsbesitzes an wohlhabende Berliner, die auf den Parzellen Wochenendhäuser errichteten. Der Berliner Arzt Alfred Alexander pachtete das etwa 30 mal 300 Meter große Grundstück mit der Adresse Am Park 2, das am Nordwestufer des Groß Glienicker Sees am Rande des Gutsparks liegt, am 30. März 1927 für zunächst 15 Jahre mit einem Vorkaufsrecht am Grundstück. Im gleichen Jahr ließ er das Alexander-Haus als eines der ersten Wochenendhäuser in Groß Glienicke errichten. Die Familie Alexander verbrachte hier zahlreiche Wochenenden, wohnte hier zum Teil auch den Sommer über. Sie empfing hier zahlreiche Prominente, wie Albert Einstein, Max Reinhardt und Lotte Jacobi, von der Fotos des Hauses erhalten sind.[2] 1936 emigrierte die Familie Alexander nach Großbritannien. Haus und Grundstück wurden zunächst an den Musikverleger Will Meisel unterverpachtet, der das Haus, nachdem der Besitz der Familie enteignet worden war, übernahm. Meisel erwarb anschließend auch das Grundstück, nachdem der Gutsbesitz aufgrund von Steuerschulden vom Finanzamt konfisziert worden war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Meisel, der im Westteil Berlins seinen Musikverlag weiter betrieb, das Grundstück nicht mehr nutzen, da es nun in der Sowjetischen Besatzungszone direkt an der Grenze zum britischen Sektor von Berlin lag. Die DDR überführte die Immobilie in Volkseigentum, es diente zwei Familien als Wohnraum.[3] Das Grundstück, das von 1961 bis 1989 vom See getrennt hinter der Berliner Mauer lag, blieb auch nach der Wiedervereinigung in kommunalem Eigentum. Bis 2003 war das Haus bewohnt, stand dann leer und verfiel aufgrund von Vandalismus. 2013 gründete sich der Verein Alexander-Haus e.V. zur Rettung des Hauses, dem auch Mitglieder der Familie Alexander, u. a. der Urenkel von Alfred Alexander Thomas Harding, angehören. 2014 wurde das Alexander-Haus in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen und das Grundstück dem Verein übergeben.
Dem Alexander-Haus e.V. gelang es, mit Spenden und Denkmalfördermitteln der Bundesregierung und des Landes Brandenburg, das Alexander-Haus zu restaurieren und es als Ort für Ausstellungen und Workshops der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[3] Zusätzlich soll auf dem Grundstück ein Seminartrakt entstehen, den die Universität Potsdam sowie die Begabtenförderungswerke Avicenna-Studienwerk und Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk für akademische Konferenzen, Bildungsarbeit und den interreligiösen Dialog nutzen wollen.[4]
Architektur
Das Haus ist ein eingeschossiges Typenhaus aus Kiefernholz, das auf der Bauausstellung Das Wochenende auf dem Berliner Messegelände präsentiert worden war. Der Entwurf stammt vermutlich von Paul Baumgarten.[5] Die Grundfläche beträgt zehn mal neun Meter.[3] In seinem ursprünglichen Zustand verfügte es über neun Räume: fünf Schlafzimmer, darunter das so genannte blaue Zimmer für die Töchter der Familie, ein Wohnzimmer, ein Badezimmer, eine Küche und ein Zimmer für den Chauffeur mit einem separaten Zugang und einer weiteren Toilette. Nur das Wohnzimmer war (neben der Küche) beheizbar, der Kamin wurde mit Fayencefliesen aus den Niederlanden ausgestattet, die bis heute erhalten sind.
Film
- Anne Wigger: Das Haus am Glienicker See. Deutschland, Dokumentation mit vielen Zeitzeugen, Redaktion Gabriele Conrad, 2017. 45 Min. Erstsendung am 12. Dezember 2017, 21:00–21:45 Uhr beim RBB-Fernsehen[6]
Weblinks
- Webseite des Alexander-Haus e.V.
- Gerrit Wiesman, New York Times: Saving a relic of jewish life in Germany., 13. Juli 2016
- Kevin Neuroth, Zeit online: Alexander-Haus - "Wenn ich nach Deutschland kam, hatte ich Angst", Interview mit Thomas Harding, 15. Juni 2019
Literatur
- Thomas Harding: Sommerhaus am See. Fünf Familien und 100 Jahre deutscher Geschichte. Aus dem Englischen von Daniel Bussenius. dtv, München 2016. ISBN 978-3-423-28069-3
- Thomas Harding: Sommerhaus am See. Das Bilderbuch. Illustriert von Britta Teckentrup. Verlagshaus Jacobi & Stuart, Berlin 2016. ISBN 978-3-96428-053-4
- Sonja Richter: Die Enteignung des Dr. Alexander. In: Groß Glienicker Kreis (Hrsg.): Jüdische Familien in Groß Glienicke. Eine Spurensuche.
Einzelnachweise
- Denkmalliste des Landes Brandenburg v. 31. Dezember 2015 (Memento des Originals vom 15. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Alexander-Haus e.V.: Fotos des Alexander-Hauses aus den 1930er Jahren (Memento vom 11. August 2016 im Internet Archive)
- Kevin Neuroth, Zeit online: Alexander-Haus - "Wenn ich nach Deutschland kam, hatte ich Angst", Interview mit Thomas Harding, aufgerufen am 17. Juni 2019
- Landeshauptstadt Potsdam: Pressemitteilung Nr. 503 vom 15. August 2016 „Oberbürgermeister unterzeichnet Absichtsvereinbarung zur Restaurierung des Alexander-Hauses“
- Alexander-Haus e.V.: Bedeutung des Alexander-Hauses (Memento vom 11. August 2016 im Internet Archive)
- Das Haus am Glienicker See. Senderangaben zum Film. In: rbb-online.de. 5. Dezember 2017, abgerufen am 12. Dezember 2017.