Alex Schöngrün
Alexis Carl Gottfried Schöngrün (* 4. Juli 1854 in Wolgast; † 12. Oktober 1942 ebenda) war ein deutscher Landschafts- und Marinemaler.
Leben
Alexis Carl Gottfried Schöngrün wurde als zweites Kind des Wolgaster Schiffscapitains Carl Ferdinand Theodor Schöngrün (1815–1900) und dessen Ehefrau Maria Dorothea Charlotte, geb. Möller (1824–1889) geboren. Er wuchs gemeinsam mit seinen drei Brüdern Carl Gottfried Theodor (1852– ?), Paul Carl Theodor (1856–1900) und Theodor Christian Friedrich (1860–1909) in Wolgast auf.[1][2]
In den späteren, aus seiner Zeit erhalten gebliebenen Dokumenten wird er als Alex Schöngrün geführt. Sein eigentlicher Vorname Alexis tritt nur noch ein einziges Mal auf: 1942 bei der ins Sterberegister der Stadt Wolgast aufgenommenen Anzeige der Totenfrau.[2]
Zu Michaelis 1866 wurde Alex Schöngrün gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Paul Schüler[3] der in jenem Jahr neu eingerichteten Sexta der Wolgaster Wilhelmsschule[4] am Lustwall (heute Runge-Gymnasium). Am 23. September 1868 verließ Alex Schöngrün die Quinta der Wilhelmsschule und wurde wenige Tage später, am 27. September 1886, in der St.-Petri-Kirche Wolgast konfirmiert.
Als Seemann auf Schiffen
Anfang April 1874 wurde Alex Schöngrün als Matrose auf dem Wolgaster Schoner „Maria“ des Kapitäns Carl Schöngrün, seines Vaters, angemustert. Zur Schiffsmannschaft gehörten auch seine Brüder Carl als Bootsmann und Paul als Jungmann. Carl fuhr bereits 1868 und 1869 auf dem Schiff seines Vaters als Halbmann mit.[5] Fahrtgebiet dieses Schiffes war hauptsächlich die Ostsee. In der Musterrolle für die Fahrt 1874 wurden neben Wolgast als Heimathafen die Städte Königsberg (Kaliningrad), Kopenhagen und Riga als Reiseziele genannt. Diese Fahrt wurde Weihnachten 1874 beendet.[6]
Ab Mai 1877 fuhr Alex Schöngrün zunächst als Matrose und auch als Bootsmann mehrmals auf der Wolgaster Brigg „Jupiter“ des Kapitäns J. C. Darm.[7] Die monatliche Heuer betrug 54 Reichsmark, später waren es nur noch 45 Reichsmark.[8] Die Brigg „Jupiter“ hatte ihr Fahrtgebiet in der Ost- und Nordsee. Sie kehrte im November 1877 und im Dezember 1878[9] zur Winterlage nach Wolgast zurück. Einige Häfen, die in den Jahren 1877 bis 1879 von der Brigg angelaufen wurden, waren Riga, Kopenhagen, Kiel, Schields (South Shields), Grangemouth und Memel (Klaipėda).
Alex Schöngrün musterte im August 1879 in Memel von der Brigg „Jupiter“ ab[8] und fuhr ab Oktober 1879 wieder gemeinsam mit seinem Bruder Carl auf dem Wolgaster Segelschiff „Johann“, das unter dem Kommando ihres Vaters Carl Schöngrün stand. Sie kehrten erst im März 1880 nach Wolgast zurück.[10]
Im Oktober 1880 erlitt die Brigg „Jupiter“ Schiffbruch. Vier Seeleute und der Kapitän C. J. Darm ertranken. Zwei Seeleute konnten sich retten, darunter auch ein Steuermann aus Wolgast, mit dem Alex Schöngrün schon eine gemeinsame Fahrt unternommen hatte. Dem amtlichen Bericht zufolge gehörte aber Alex Schöngrün nicht mit zur Mannschaft des gescheiterten Schiffes.[11]
Als Maler in Wolgast
Für die Jahre von 1880 bis 1900 konnten über Alex Schöngrüns Aufenthaltsorte und Beschäftigungen bisher keine Belege gefunden werden. Ungewiss ist, ob er in Schweden oder in den USA Malerei studierte oder sich die handwerklichen Fähigkeiten autodidaktisch aneignete.
Alex Schöngrün wurde im Wolgaster Adressbuch von 1890 noch nicht verzeichnet.[12] Höchstwahrscheinlich kehrte er in den 1890er Jahren nach Wolgast zurück.[13] Im Wolgaster Adressbuch von 1902 wurde er als Maler mit Wohnung in der Chausseestraße 7 aufgeführt.[14] Er war in Wolgast und der näheren Umgebung als Landschaftsmaler tätig. Später, laut einer weiteren Ausgabe des Wolgaster Adressbuches von 1910[15], wohnte der Maler Alex Schöngrün im Haus des Drechslermeisters Hermann Brücke in der Fischerstraße 15. In diesem Haus lebte Alex Schöngrün während seiner Hauptschaffensperiode als Maler bis zu seinem Tod. Er blieb unverheiratet.
Die nachhaltigen Eindrücke, die Alex Schöngrün selbst auch auf der Brigg „Jupiter“ gesammelt hatte, hielt er in einem maritimen Ereignisbild fest, das die Brigg bei einem Manöver in schwerem Seesturm zeigt. Alex Schöngrün stiftete dieses Bild im Juni 1928 der Wolgaster St.-Petri-Kirche[16] und es befindet sich noch heute im Turmraum der Kirche.
Der Hauptteil seiner Werke sind Landschaftsbilder, aber es gibt auch Seestücke, Kapitänsbilder und einige Stillleben. Bekannt sind seine Ölbilder mit Landschaften der Wolgaster Umgebung. Auf der Rückseite seiner Bilder vermerkte er oft „Nach dem Leben gemalt von Kunstmaler A. Schöngrün“. Auch im Nachweis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden des Wolgaster Adreßbuches von 1929 wurde er als Kunstmaler geführt.[17] Mit seinen Bildern zur Geschichte seiner Heimatstadt, von pommerschen Landschaften und Kapitänsbildern gilt er als malender Chronist von Wolgast.
Werke (Auswahl)
Fünf Gemälde von Alex Schöngrün befinden sich in der Wolgaster St.-Petri-Kirche[18]:
- Brand der Petrikirche 1920
- Burgruine Landskron bei Anklam, der St.-Petri-Kirche im Juli 1927 von Alex Schöngrün gestiftet[16]
- Ruine des Wolgaster Schlosses, gemalt nach einem Stich von 1792[19], in der St.-Petri-Kirche seit Oktober 1927
- Brigg Jupiter, der St.-Petri-Kirche Juni 1928 von Alex Schöngrün gestiftet[16]
- Überführung des Leichnams Gustav Adolfs nach Schweden (Kopie des Originals von Carl Gustaf Hellqvist), in der St.-Petri-Kirche seit Juni 1929
Drei Gemälde befinden sich im Stadtgeschichtlichen Museum Wolgast:
- Selbstbildnis
- Farbholzmühle an der Peene in Wolgast
- An der Kleinbahn
Ein weiteres Bild, Gaffelschoner „Freundschaft“, befindet sich im Ernst-Moritz-Arndt-Museum in Garz auf Rügen.
Im Jahr 1990 existierten nachweislich noch mehr als 80 Gemälde von Alex Schöngrün. Sie befanden und befinden sich vorwiegend im Privatbesitz.
Ausstellungen
Vom 1. März bis zum 7. April 1989 fand im Stadtgeschichtlichen Museum Wolgast die Ausstellung „Alex Schöngrün – ein Wolgaster Maler und Seefahrer“ mit mehreren Gemälden des Malers statt.[20]
Literatur
- Schöngrün, Alex. In: Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-282-9, S. 390–391.
Weblinks
- Alexis Carl Gottfried Schöngrün: Seestück mit sinkendem Schiff und Rettungsboot. (Gemälde auf www.liveauctioneers.com). Erneut abgerufen am 12. August 2021.
- Literatur über Alex Schöngrün in der Landesbibliographie MV
Einzelnachweise
- Taufregister 1850–1865 der evangelischen Pfarrkirche St. Petri Wolgast. Ev. Kirchgemeinde St. Petri Wolgast, Gemeindebüro.
- Personenstandsregister 1874– des Standesamtes Wolgast. Amt Am Peenestrom Wolgast.
- Verzeichnis der Schüler der Wilhelmsschule in Wolgast nach einzelnen Klassen. Schularchiv des Runge-Gymnasiums Wolgast.
- Berthold Heberlein: Beiträge zur Geschichte der Burg und Stadt Wolgast. Hans Elsner, Wolgast 1892. S. 438.
- Musterrolle der Mannschaft des Deutschen Schiffes „Maria“. Rep. 38b Wolgast Nr. 418, Landesarchiv Greifswald
- Musterrolle der Mannschaft des Deutschen Schiffes „Maria“. Rep. 38b Wolgast Nr. 422, S. 85–87, Landesarchiv Greifswald.
- Musterrolle der Mannschaft des Deutschen Schiffes „Jupiter“. Rep. 38b Wolgast Nr. 423, S. 62, Landesarchiv Greifswald.
- Musterrolle der Mannschaft des Deutschen Schiffes „Jupiter“. Rep. 38b Wolgast Nr. 425, S. 66–68, Landesarchiv Greifswald
- Musterrolle der Mannschaft des Deutschen Schiffes „Jupiter“. Rep. 38b Wolgast Nr. 424, S. 125–127, Landesarchiv Greifswald.
- Musterrolle der Mannschaft des Deutschen Schiffes „Johann“. Rep. 38b Wolgast Nr. 425, S. 83, Landesarchiv Greifswald.
- Acta der Königlichen Regierung zu Stralsund betr. Schiffsstrandungen – Erkenntnisse des Königl. Preussischen Seeamtes October 1880–April 1884, Bericht vom 26. November 1880, Rep. 80 Nr. 153, Landesarchiv Greifswald.
- Wohnungsanzeiger Der Einwohner Der Stadt Wolgast. N. p., Hans Elsner, Wolgast 1890. Print. S. 66 (Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern). Abgerufen am 12. August 2021.
- Fritz Schröder: Alex Schöngrün wird 86 Jahre alt. In: „Wolgaster Anzeiger“ vom 3. Juli 1940
- Wilhelm Ramdohr: Adreßbuch Der Stadt Wolgast. N. p., Emil Hoffmann, Wolgast 1902. Print. S. 30 (Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern). Abgerufen am 12. August 2021.
- Wilhelm Ramdohr: Adreß-Buch Der Stadt Wolgast. N. p., Emil Hoffmann, Wolgast 1910. Print. S. 62 (Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern). Abgerufen am 12. August 2021.
- Chronist. Statistik 1927–1933 der St.-Petri-Kirche Wolgast. Ev. Kirchgemeinde St. Petri Wolgast, Gemeindebüro.
- Wilhelm Krohn: Adreß-Buch Der Stadt Wolgast. N. p., Emil Hoffmann, Wolgast 1929. Print. S. 90 (Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern). Abgerufen am 12. August 2021.
- Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Vorpommersche Küstenregion. Henschelverlag, Berlin 1995, S. 361
- Norbert Buske, Sabine Bock: Wolgast. Herzogliche Residenz und Schloß, Kirchen und Kapellen, Hafen und Stadt. Thomas Helms, Schwerin 1995. ISBN 3-931185-05-2. S. 22–23.
- „Ostsee-Zeitung“, Ausgabe Wolgast vom 3. März 1989.