Alberto Seixas Santos
Alberto Jorge Seixas dos Santos (* 20. März 1936 in Lissabon; † 10. Dezember 2016 ebenda)[1] war ein portugiesischer Filmregisseur.
Werdegang
Seine Eltern stammten aus dem Seebad Figueira da Foz.[2] Er studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Lissabon. Nach vier Jahren, in denen er bereits in Filmklubs aktiv war, brach er 1958 die Studien ab und wurde Filmkritiker für verschiedene Zeitungen, darunter den Diário de Lisboa und der Jornal de Letras e Artes. Seit 1962 studierte er am Institut des hautes études cinématographiques in Paris und an der London Film School.
Nach einigen Dokumentarfilmen drehte er 1968 mit dem Kurzfilm Brandos Costumes seinen ersten Spielfilm, der jedoch erst nach der Nelkenrevolution gezeigt wurde. Am Schnitt des Films war die schwedische Regisseurin Solveig Nordlund beteiligt, die sich seit ihrem Zusammentreffen mit Seixas Santos 1962 dem Film zugewendet hatte.
Seixas Santos war 1969 Mitbegründer des Filmkollektivs Centro Português de Cinema, einer Keimzelle des Novo Cinema. Nach der Nelkenrevolution 1974 wurde er Direktor der Filmschule des Nationalkonservatoriums in Lissabon und später Leiter des Instituto Português de Cinema, dem heutigen Instituto do Cinema e do Audiovisual. In den 1980er Jahren war er Programmdirektor bei der Rádio e Televisão de Portugal.[3][4]
In den letzten Jahren wendete er sich wieder der Regie und speziell dem Erzählkino zu, auch auf internationaler Ebene.[5]
Er ist Pate des Filmfestivals FigueiraFilmArt, das 2014 als Nachfolger des traditionsreichen Festival Internacional de Cinema da Figueira da Foz (FICFF, 1972–2002) neu gegründet wurde.[2]
Rezeption
Seixas Santos’ Bedeutung für den Portugiesischen Film lässt sich nicht an seinen relativ wenigen Filmen messen. Zwar waren Werke wie Brandos Costumes („Sanfte Bräuche“)[6] oder Mal („Böse“)[4] wegweisend für die Filmschaffenden und die Filmkritik des Landes, und auch sein Film Gestos e Fragmentos („Gesten und Fragmente“), in dem 8 Jahre nach der Nelkenrevolution neben Robert Kramer auch einer der wichtigsten Revolutionsmilitärs (Otelo Saraiva de Carvalho) zu Wort kommt, regte Diskussionen an. Doch war Seixas Santos vor allem als Theoretiker eine wichtige Figur im portugiesischen Kino, besonders der 60er und 70er Jahre. Er gab wichtige Impulse und engagierte sich auf allen Ebenen und in allen wichtigen Institutionen für das portugiesische Kino.[3] Er ist bis heute ein gefragter Filmkritiker und eine Institution im Kulturbetrieb des Landes, was Kino angeht.[7]
Filmografie
Regie
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Drehbuch
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Siehe auch
Literatur
- Jorge Leitão Ramos Dicionário do Cinema Português 1962–1988 Editorial Caminho, Lissabon 1989 ISBN 972-21-0446-2.
- Jorge Leitão Ramos Dicionário do Cinema Português 1989–2003 Editorial Caminho, Lissabon 2005 ISBN 972-21-1763-7.
- Alcides Murtinheira, Igor Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. Praesens Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-7069-0590-9.
Weblinks
- Alberto Seixas Santos in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Morreu o realizador Alberto Seixas Santos. Jornal de Notícias, 10. Dezember 2016, abgerufen am 11. Dezember 2016 (portugiesisch).
- Padrinho. Website des Figueira Film Art Festivals, abgerufen am 11. Dezember 2016 (portugiesisch).
- Ramos: Dicionário do Cinema Português 1962–1988, S. 353.
- Ramos: Dicionário do Cinema Português 1989–2003, S. 549.
- Sofia Aparicio promotes new film in Shanghai. (Memento vom 22. Juni 2011 im Internet Archive) Cam111.com, 16. Juni 2011, abgerufen am 11. Dezember 2016 (englisch).
Alcides Murtinheira: Alberto Seixas Santos (1936). Zentrum für portugiesische Sprache der Universität Hamburg, 6. Februar 2010, abgerufen am 11. Dezember 2016 (portugiesisch). - Murtinheira / Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos, S. 106f.
- Alberto Seixas Santos (n. 1936) sobre Jean-Luc Godard. In: Público, 4. März 2011, abgerufen am 11. Dezember 2016 (portugiesisch).
Histórias do Cinema: Seixas Santos/Straub-Huillet. Cinemateca Portuguesa, Programm Februar 2012, 31. Januar 2012, abgerufen am 11. Dezember 2016 (portugiesisch, pdf, 154 kB).