Ala I Noricorum
Die Ala I Noricorum [civium Romanorum] (deutsch 1. Ala der Noriker [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.
Namensbestandteile
- Noricorum: der Noriker. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem keltischen Volk der Noriker auf dem Gebiet der römischen Provinz Noricum rekrutiert.
- civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 101 bis 127 vor.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Ala wurde vermutlich in der frühen Kaiserzeit aufgestellt. Ab der Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. war sie in der Provinz Germania stationiert, wo sie in Mogontiacum ihr Lager hatte.[1]
Durch ein Militärdiplom ist die Einheit in Germania erstmals für das Jahr 78 nachgewiesen. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 98 bis 160/167 datiert sind, belegen die Einheit in der Provinz Germania inferior.[2][3][4]
Die Einheit hielt sich aber wahrscheinlich um 89 nicht in der Provinz auf. Domitian (81–96) hatte den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana verliehen; dieser Zusatz fehlt aber bei der Einheit.[5]
Die Ala wurde wahrscheinlich zusammen mit der Legio I Minervia und weiteren Hilfstruppeneinheiten in den Osten verlegt, um am Partherkrieg des Lucius Verus (161–166) teilzunehmen. Da es danach keine weiteren Hinweise auf ihre Existenz gibt, ist sie vermutlich aus diesem Feldzug nicht mehr zurückkehrt.[1]
Standorte
Standorte der Ala in Germania waren möglicherweise:[1][6]
- Burginatium (Kalkar): Die Grabsteine von Caius Iulius Primus und Lucius Carantius Senecio sowie die Inschrift des Iulius Quintus wurden hier gefunden.
- Durnomagus (Dormagen): Die Inschriften von Caius Amandinius Verus und Suran[]is Didil[] wurden hier gefunden.
- Mogontiacum (Mainz): Die Inschriften (CIL 13, 7029, CIL 13, 7030) wurden hier gefunden.
Angehörige der Ala
Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[1][2]
Kommandeure
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Sonstige
Literatur
- Jost Auler: Ala I Noricorum civium Romanorum – Zur Geschichte der römischen Reitereinheit aus Dormagen. In: Geschichte in Köln. Band 60, 2013, S. 199–210.
- Jost Auler: Zur Herkunft der Reitersoldaten des Hilfstruppenlagers „Dvrnomagvs“n(Dormagen). In: Inter Nationes. Die Menschen im römischen Novaesium. Neuss 2021, S. 55–65.
Weblinks
Einzelnachweise
- Jost Auler: Dormagens Reiter für Rom. Zur Geschichte der Ala I Noricorum civium Romanorum. In: Der Niederrhein. Zeitschrift für Heimatpflege und Wandern. 3, 2015, S. 91–95 (Online).
- John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 165–166.
- Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158, Tabelle 2 (PDF S. 160).
- Militärdiplome der Jahre 78 (CIL 16, 23), 98 (RMD 4, 216), 101 (RMM 9), 127 (RMD 4, 239), 150 (ZPE-206-207), 152 (RMM 35, ZPE-148-262), 158 (RMD 1, 52) und 160/167 (RMD 2, 120).
- Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 128, 1999, S. 237–250, hier: S. 248 (PDF).
- Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein. Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande). In: Saalberg Jahrbuch. 50, 2000, S. 31–72, hier: S. 42 (Online).