Aeryn Gillern
Aeryn Michael John Gillern[Anm. 1][1] (geb. 28. April 1973 in Elmira, New York[Anm. 2]) war bis zu seinem Verschwinden im Jahr 2007 UNIDO-Mitarbeiter. Er ist seit dem 29. Oktober 2007 vermisst.
Biografie
Gillern ist der Sohn von Kathryn Gillerans (* 1952) und einem deutschen Vater. Im Juni 1991 absolvierte er die Groton High School in Groton, New York, und 1997 die Universität der Franziskaner in Steubenville (Ohio) in Theologie mit einem Bachelor of Arts. Von 1997 bis 1998 besuchte Gillern das Priesterseminar[2] in Graz-Seckau (Österreich). 1999 erhielt Gillern den Master of Arts mit Auszeichnung in Theologie und Christian Ministry von der Universität der Franziskaner in Steubenville. 2003 wurde er von der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) in Wien (Österreich) als Forschungsassistent verpflichtet.
Am 16. November 2002 wurde er unter dem Pseudonym Michael Jackson[3] als Mister Gay Austria und auch als Model für Bademode nominiert. 2006 wurde Gillern nochmals als Mister Gay Austria nominiert und war einer der Bewerber um den Mister Gay World in Palm Springs, Kalifornien.[Anm. 3] 2007 erwarb Gillern seinen zweiten Master-Abschluss in International Relations an der Webster University Vienna und wurde in den UNIDO-Betriebsrat gewählt.
Im September 2007 flog er nach Hause zu seiner Mutter Kathryn Gilleran in Cortland, (New York), um seine Familie für zehn Tage zu besuchen. Seine Mutter plante ihr Haus zu verkaufen und vorübergehend nach Wien überzusiedeln, um dort bei ihrem Sohn, der am Handelskai, Ecke Mexikoplatz wohnte, für mehrere Monate zu bleiben. Am 27. Oktober 2007 telefonierte Kathy letztmals mit ihrem Sohn.
Ermittlungen und Theorien über das Verschwinden
Am 31. Oktober 2007 erhielt Kathy Gilleran einen Anruf von einem Wiener UNIDO-Mitarbeiter, dass Gillern seit zwei Tagen nicht an seinem Arbeitsplatz erschienen sei. Am 1. November 2007 flog sie nach Wien, um Gillern zu suchen. In Österreich wurde er von seinen Freunden bei der Polizei als vermisst gemeldet. Er war zuletzt abends am 29. Oktober in der Kaiserbründl-Sauna gesehen worden und hatte diese angeblich nackt fluchtartig verlassen.
Seitens der österreichischen Polizei wurde vermutet, dass Gillern kurz nach Verlassen der Sauna durch Suizid starb. Er soll den Weg von der Weihburggasse, vorbei am Palais Coburg bis zum Schwedenplatz und der Urania laufend zurückgelegt und sich dort dann ins Wasser des Donaukanals gestürzt haben. Die Suche nach einer Leiche im Donaukanal wurde anscheinend rasch abgebrochen und blieb erfolglos.[4]
Kathy Gillern, die nicht an einen Suizid ihres Sohnes glaubt, kritisierte nach ihrem Kontakt mit der Wiener Polizei diese als unprofessionell, roh und die Homosexualität ihres Sohnes verhöhnend. Die Abgeordneten Peter Pilz und Ulrike Lunacek von den Grünen brachten 2009 eine parlamentarische Anfrage an Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) ein, die sich mit Details der Suche nach dem Verschwundenen und mit der angeblichen Schwulenfeindlichkeit der Beamten beschäftigte.[5]
2014/2015 nahmen „Cold-Case“-Experten den Fall wieder auf. Eine zweitägige Tauchaktion im Donaukanal bei der Urania, wo verfangene Leichenteile unter den Buhnen vermutet wurden, brachte keine brauchbaren Hinweise.[6]
Filmdokumentationen
Über den Vermisstenfall Gillern wurde von den Filmemachern Gretchen und John Morning ein Dokumentarfilm gedreht, dessen wichtigste Informantin Gillerns Mutter Kathryn Gilleran ist. Kathryn Gilleran hält seit 2008 in der Wiener Weihburggasse vor den Portalen der Franziskanerkirche und des Kaiserbründls Mahnwachen am 29. Oktober ab für das taggenaue Verschwinden ihres Sohnes.
Am 6. Juli 2012 strahlte der ORF eine weitere Dokumentation über den Fall aus (Moderation: Peter Resetarits), die auch im Kanal 3sat wiederholt wurde. Darin kamen ein Vertreter der Wiener Polizei sowie eine Reihe von Gillerns Freunden und Mitarbeitern zu Wort, darunter auch jener Zeuge (ein deutscher Student), der angibt, gemeinsam mit seiner Freundin Gillern nackt am Stubentor auf dem Weg zur Dominikanerbastei gesehen zu haben.
Jährliche Mahnwache
Von 2008 bis 2017 stand Kathryn Gilleran jährlich am 29. Oktober zwischen 18:45 und 20 Uhr zum Gedenken an das Verschwinden ihres Sohnes am rechten Seitenportal der Franziskanerkirche, das sich gegenüber dem Eingang des Kaiserbründls befindet. Sie suchte dort mit Passanten ins Gespräch zu kommen, um Zeugen für den Verbleib Aeryn Gillerns zu ermitteln.
Anmerkungen
- Gillern ist der Name einer österreichisch-böhmischen Adelsfamilie, doch stammt der Vermisste nicht aus dieser Familie; vielmehr handelt es sich um eine Abwandlung des Geburtsnamens Gilleran seiner Mutter.
- Nach anderen Quellen wurde Gillern – der in diesem Fall pseudonym auftrat – in Augsburg geboren: „Startnummer 2, Michael Jackson, geboren in Augsburg, Deutschland, in USA aufgewachsen, lebt seit zehn Jahren in Wien, ist 29 Jahre alt, Stier, 187 cm groß, hat 85 kg, grüne Augen und wenn er seinen Kopf mal nicht rasiert, hat er dunkelblondes Haar. Er hat bereits drei Magister, und arbeitet weiter an seiner Ausbildung an der Webster Universität in Wien. Er betreibt sehr viel Sport und legt großen Wert auf die Gesundheit. Er liebt klassische Musik, geht gerne ins Kino und seine Lieblingsschauspielerin ist Susan Sarandon.“ „Let’s celebrate“, der Galaabend zur „Mister Gay 2002“ Wahl
- Spätestens seit seiner Kandidatur zur Wahl des Mister Gay Austria, die er dann auch gewann, war Gillern als Model öffentlich bekannt. Wiederholt ist er in Zeitschriften (Xtra) und Zeitungen abgebildet worden. Obwohl er zur Publikation der Porträts von ihm in diesen Blättern seine Einwilligung gegeben haben musste, reagierte er darauf teils hysterisch und versuchte, alle ihm zugänglichen Exemplare dieser Zeitschriften einzusammeln und verschwinden zu lassen. Gillern soll auch Mitglied einer konservativen Studentenverbindung gewesen sein.
Weblinks
Einzelnachweise
- Fahndungen des Bundeskriminalamtes. Bundesministerium für Inneres – Bundeskriminalamt. Abgerufen am 14. August 2021.
- Priesterseminar Graz-Seckau.
- Mister Gay Austria-Wahl als Startnummer 2.
- Der Tag, an dem Aeryn verschwand. (Memento vom 2. Dezember 2014 im Internet Archive) In: Falter. 47/08.
- Der Fall Aeryn Gillern: Die Grünen bringen eine parlamentarische Anfrage ein. In: Falter. 04/09, wiedergegeben auf Geppbloggt (weblog)
- Cobra-Taucher suchten Leiche im Donaukanal. In: wien.orf.at. 6. Mai 2015, abgerufen am 7. März 2016.