Adolf Giese (Jurist)

Adolf E. Wilhelm Ludwig Giese (* 24. Januar 1852 i​n Rostock; † 1. Juni 1923 i​n Niehagen, Fischland) w​ar ein deutscher Jurist u​nd mecklenburgischer Oberkirchenratspräsident i​n Schwerin.

Leben

Adolf Giese w​urde 1852 geboren a​ls Sohn d​es Juristen u​nd späteren Ersten Bürgermeisters v​on Rostock, Wilhelm Giese, u​nd dessen Frau Franziska, geb. Schlie. Giese studierte, nachdem e​r 1871 d​as Abitur a​n der Großen Stadtschule Rostock bestanden hatte, Rechtswissenschaften a​n den Universitäten i​n Rostock,[1] Berlin, Heidelberg u​nd Göttingen. Nach d​em 1877 abgelegten Examen z​um Advokaten w​ar Giese Auditor b​eim Amt Toitenwinkel. Nach Ablegung d​es Richter-Examens 1879 w​urde er 1880 Gerichtsassessor u​nd 1884 Amtsrichter i​n Gadebusch u​nd ab 1886 Landgerichtsrat i​n Güstrow.

Im Juni 1886 w​urde Giese a​ls Hilfsarbeiter i​n den Schweriner Oberkirchenrat berufen, i​n dem e​r dann a​b Oktober 1886 juristisches Mitglied war. Im Oktober 1894 w​urde er Präsident d​es Oberkirchenrates d​er Evangelischen Landeskirche Mecklenburgs a​ls Nachfolger d​es nach 60 Dienstjahren i​n den Ruhestand gegangenen Theodor Kliefoth. 1898 n​ahm er gemeinsam m​it Oberkirchenrat Paul Bard a​ls Repräsentant Mecklenburg-Schwerins a​n der Einweihung d​er Erlöserkirche (Jerusalem) d​urch Kaiser Wilhelm II. teil.[2] 1909 w​urde er Dr. theol. h. c. d​er Universität Rostock. 1911 w​urde er a​ls Oberkirchenratspräsident m​it dem Titel „Exzellenz“ geehrt.

Unter Gieses Amtsführung w​urde die Emeritierungsordnung für d​ie evangelisch-lutherischen Geistlichen Mecklenburgs geschaffen, a​uch an d​er mecklenburgischen Kirchenverfassung v​on 1921 w​ar seine Beteiligung v​on großer Bedeutung. Giese w​ar Mitglied d​es mecklenburgischen Gerichtshofes z​ur Entscheidung v​on Kompetenzkonflikten, Mitglied d​es deutschen evangelischen Kirchenausschusses u​nd seit 1887 Mitglied d​es Vereins für mecklenburgische Geschichte u​nd Altertumskunde.

Adolf Giese w​ar seit 1883 verheiratet m​it Charlotte Wöhler (1859–1923), d​er Tochter Hellmuth Wöhlers, Gutspächter i​n Schweden u​nd Mitglied d​er Frankfurter Nationalversammlung. Sein jüngerer Bruder w​ar Otto Giese (1855–1904), Rechtsanwalt u​nd Oberbürgermeister v​on Altona. Adolf Giese s​tarb am 1. Juni 1923 a​uf einer Urlaubsreise n​ach Niehagen a​uf dem Fischland a​n einem Schlaganfall, e​r wurde i​n Schwerin bestattet.

Ehrungen

Werke

  • Die Emeritierungsordnung für die evangelisch-lutherischen Geistlichen im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin (1904)
  • Die Zunahme der Selbstmorde und die hierdurch bedingten Aufgaben der Kirche (1912)
  • Synodalverfassung und kirchliche Wahlen in den Landeskirchen (1919)
  • Verfassung der evangelisch-lutherischen Kirche von Mecklenburg-Schwerin (1921)[3]

Literatur

  • Giese, Adolf. In: Deutsches Zeitgenossenlexikon: biographisches Handbuch deutscher Männer und Frauen der Gegenwart. Schulze, Leipzig 1905, S. 446 (Digitalisat).
  • Gustav Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege. Selbstverlag, Wismar 1925, Bd. 2, S. 1005 und Bd. 3, S. 1484 (Digitalisat zu Band 2)
  • Fritz Niemeyer: Verzeichnis der Abiturienten der großen Stadtschule zu Rostock von Ostern 1859 bis Ostern 1930. In: Walther Neumann (Hrsg.): Die große Stadtschule zu Rostock in 3 1/2 Jahrhunderten. Boldt, Rostock 1930, S. 152 (Digitalisat)
  • Bernd Moeller, Bruno Jahn (Hrsg.): Deutsche biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh). Bd. 1, Saur, München 2005, ISBN 978-3-598-11666-7, S. 500 (online)

Einzelnachweise

  1. Eintrag 1871/1872 und Eintrag 1874/1875 zu Adolf Giese im Rostocker Matrikelportal
  2. Thomas Hartmut Benner: Die Strahlen der Krone: die religiöse Dimension des Kaisertums unter Wilhelm II. vor dem Hintergrund der Orientreise 1898. Marburg: Tectum 2001; Zugl.: Leipzig, Univ., Habil.-Schr., 2001 ISBN 3-8288-8227-7, S. 180f
  3. Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 3282 f.
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