Adania Shibli
Adania Shibli (arabisch عدنية شبلي, DMG ʿAdaniyya Šiblī, geboren 1974 in Palästina) ist eine palästinensische Schriftstellerin.[1]
Leben und schriftstellerische Karriere
Adania Shibli wurde in einem kleinen palästinensischen Dorf in Obergaliläa geboren, das sich jetzt innerhalb der Grenzen Israels befindet.[2] Sie studierte Kommunikation und Journalismus und erwarb einen M.A.-Abschluss der Hebräischen Universität in Jerusalem, wo sie im Jahr 2001 ihre Masterarbeit mit dem Titel Discourse, power, and media coverage of the killing of Palestinian children by the Israeli Army verfasste.[3] Nach dem Studium arbeitete sie mit wichtigen palästinensischen Kulturinstitutionen wie dem palästinensischen Nationaltheater al-Hakawati (arabisch المسرح الوطني الفلسطيني) in Jerusalem und dem Khalil-Sakakini-Kulturzentrum (arabisch مركز خليل السكاكيني الثقافي) in Ramallah zusammen.
Ihr schriftstellerisches Talent wurde von Mahmud Darwish entdeckt, in dessen Literaturzeitschrift Al-Karmel (in Ramallah) ihre Geschichten erstmals erschienen. Sie veröffentlichte ihre Kurzgeschichten und Essays auch in den Literaturzeitschriften Al-Adaab und Zawaya (in Beirut) sowie Amkenah (in Alexandria). Viele ihrer Werke wurden ins Englische, Französische, Deutsche, Italienische, Hebräische und Koreanische übersetzt. Englische Übersetzungen ihrer Arbeit erschienen in unter anderem in Words Without Borders. Im Jahr 2002 erschien ihr erster, sehr erfolgreicher Roman Misās. Für diesen und auch für ihren zweiten Roman (2004) wurde sie mit einem Preis geehrt. Ihr 2005 entstandenes Theaterstück The Error wurde am Tristan Bates Theatre in London sowie in den Vereinigten Staaten am New World Theatre in Amherst (Massachusetts) und bei Golden Thread Productions in San Francisco aufgeführt.[1]
Im Jahr 2009 erwarb Shibli an der University of East London zusätzlich den akademischen Grad eines Ph.D. in Media and Cultural Studies. Ihre Dissertation trägt den Titel Visual Terror: A Study of the Visual Compositions of the 9/11 Attacks and Major Attacks in the ‚War on Terror‘ by British and French Television Networks.[4]
Shibli ist neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit auch als Dozentin tätig. Sie unterrichtete von 2005 bis 2009 an der School of Critical Theory and Cultural Studies der University of Nottingham im Vereinigten Königreich und war im Jahr 2008 als Gastdozentin an der École des hautes études en sciences sociales in Paris tätig.[5] An der palästinensischen Hochschule Bir Zait unterrichtet sie Visuelle Kultur.[6]
Im Rahmen des Postdoc-Forschungsprogramms EUME war sie 2011/2012 Stipendiatin des Wissenschaftskollegs zu Berlin.[7] Im Jahr 2012 war sie Gast beim Internationalen Literaturfestival Berlin.[6]
Auszeichnungen und Ehrungen
Die A. M. Qattan Foundation zeichnete Shibli für ihren Roman Misās und erneut für Kullunā Baʿīd bi-Ḏāt al-Miqdār ʿan al-Ḥubb mit dem Young Writer’s Award–Palestine aus.[1] Sie gehört außerdem Beirut39 an, einer Gruppe von 39 vielversprechenden arabischen Schriftstellern unter 40 Jahren, deren Mitglieder bei einem Wettbewerb im Jahr 2009 ermittelt wurden.[8] Initiatoren dieses Wettbewerbs waren die unabhängige Londoner Literaturzeitschrift Banipal, die sich der Förderung der zeitgenössischen arabischen Literatur durch Übersetzungen ins Englische widmet, und das Hay Festival, ein jährlich stattfindendes großes Literaturfestival im walisischen Hay-on-Wye.[9]
- 2021: Nominierung von Minor Detail für den International Booker Prize (Longlist)
Werke (Auswahl)
- Bücher
- Discourse, power, and media coverage of the killing of Palestinian children by the Israeli Army. Hebrew University, Jerusalem 2001, OCLC 610232011
- Misās (مساس). Al-Adab, 2002.
- Reflets sur un mur blanc. Actes-sud, 2004, ISBN 978-2-7427-4613-2 (französisch)
- Sensi. Argo, 2007, (italienisch)
- Touch. Clockroot Books, Northampton (MA) 2010, ISBN 9781566568074, (englisch)
- Beröring. Bokförlaget Tranan, 2018, ISBN 9789188253378, (schwedisch)
- Kullunā Baʿīd bi-Ḏāt al-Miqdār ʿan al-Ḥubb (كلنا بعيد بذات المقدار عن الحب). Al-Adab, 2004.
- We are All Equally Far From Love. Clockroot Books, Northampton (MA) 2012, ISBN 9781566568630, (englisch).
- Vi är alla lika fjärran från kärleken. ISBN 978-91-88253-36-1, (schwedisch)
- Nous sommes tous à égale distance de l'amour. Actes Sud, 2014, ISBN 978-2-330-01950-1, (französisch)
- Keep your eye on the wall: Palestinian landscapes, Saqi Books, London 2013, ISBN 9780863567599, (englisch)
- Tafṣīl Ṯānawī (تفصيل ثانوي). Beirut 2017.
- Un detalle menor. Hoja de Lata Editorial, 2019, ISBN 978-8416537570, (spanisch)
- Minor Detail. Fitzcarraldo Editions, 2020, ISBN 978-1913097172, (englisch)
- Un détail mineur. Actes Sud, 2020, ISBN 978-2-330-14209-4, (französisch)
- Theaterstück
- The Error (2005)
Weblinks
- Literatur von und über Adania Shibli im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Adania Shibli in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Adania Shibli. In: kennedy-center.org. The Kennedy Center, abgerufen am 3. Mai 2020 (englisch).
- Cristina Micalusi: Cultura:Sensi di Adania Shibli. In: nena-news.it. 29. Juli 2014, abgerufen am 4. Mai 2020 (italienisch).
- Discourse, power, and media coverage of the killing of Palestinian children by the Israeli Army (Book, 2001). In: worldcat.org. Abgerufen am 4. Mai 2020 (englisch).
- Visual Terror: A Study of the Visual Compositions of the 9/11 Attacks and Major Attacks in the ‚War on Terror‘ by British and French Television Networks (Ph.D. Thesis). University of East London, 2009, abgerufen am 4. Mai 2020.
- Nadia Yaqub, Rula Quawas (Hrsg.): Bad Girls of the Arab World. University of Texas Press, 2017, ISBN 1-4773-1336-2, S. 227 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Adania Shibli. In: literaturfestival.com. Internationales Literaturfestival Berlin, abgerufen am 4. Mai 2020.
- Forum Transregionale Studien e.V.: Adania Shibli. In: eume-berlin.de. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Samuel Shimon: Beirut 39. Bloomsbury, 2010, ISBN 1-4088-0612-6 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- What are the Hay Festival '39' Projects? In: hayfestival.com. Hay Festival, abgerufen am 4. Mai 2020 (englisch).