Acropathia ulcero-mutilans familiaris
Die Acropathia ulcero-mutilans familiaris ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung mit den Hauptmerkmalen Degeneration der peripheren Nerven, insbesondere der Hinterwurzeln der Spinalnerven mit sich daraus ergebender Polyneuropathie und Auftreten schmerzloser, tiefer Ulzerationen an Füßen und Händen.[1]
Klassifikation nach ICD-10 | |
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M89.8 | Sonstige näher bezeichnete Knochenkrankheiten |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Synonyme sind: lateinisch Acroosteopathia ulcero-mutilans familiaris; primäre neuropathische Akrodystrophie; familiäre Akroosteolyse; Thévenard-Syndrom; kongenitale sensorische Neuropathie; Nélaton Syndrom; englisch Hereditary Sensory Neuropathy Type I; HSAN Type I; Hereditary Sensory Radicular Neuropathy, Autosomal Dominant; HSN1
Die Namensbezeichnungen beziehen sich auf den Autor der Erstbeschreibung aus dem Jahre 1852 durch den französischen Chirurgen Auguste Nélaton[2] bzw. im Jahre 1942 durch den französischen Arzt André Thévenard.[3][4]
Verbreitung
Die Häufigkeit ist nicht bekannt, die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[1]
Ursache
Die genaue Ursache ist noch nicht bekannt, bislang wurden Mutationen im SPTLC1-Gen im Chromosom 9 Genort q22 mit Defekten des Enzymes Serin-Palmitoyltransferase sowie im Chromosom 3 Genlokus q13-22 beschrieben.[1]
Klassifikation
Von M. Auer-Grumbach wurde 2008 folgende Unterteilung der Hereditären Sensorischen Neuropathie Typ I vorgeschlagen:[5]
Klinische Erscheinungen
Klinische Kriterien sind:[1][4]
- Manifestation im 2. bis 3. Lebensjahrzehnt, männliches Geschlecht bevorzugt
- Hauptlokalisation sind die unteren Gliedmaßen
- Symmetrisch Verminderung der Empfindung für Schmerz, Temperatur und Berührung
- Häufig abgeschwächte Sehnenreflexe
- Schmerzlose Ulzera, zunächst meist ein-, später beidseitig, insbesondere an den Druckpunkten
- Später kommt es zu Akrozyanosen, Schwellungen von Fingern und Zehen, knöcherne Veränderungen wie Akroosteolyse, Osteoporose
Differentialdiagnose
Abzugrenzen sind die Syringomyelie, Tabes dorsalis, Lepra, das Bureau-Barrière-Syndrom sowie diverse Formen von Polyneuropathien.
Therapie
Die Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen, gründliche Selbstuntersuchung auf Verletzungen und Ulzera wird empfohlen.[1]
Literatur
- A. J. Lindahl, S. D. Lhatoo, M. J. Campbell, G. Nicholson, S. Love: Late-onset hereditary sensory neuropathy type I due to SPTLC1 mutation: autopsy findings. In: Clinical neurology and neurosurgery. Bd. 108, Nr. 8, Dezember 2006, S. 780–783, doi:10.1016/j.clineuro.2005.09.009, PMID 16271825.
Einzelnachweise
- Enzyklopädie Dermatologie
- A. Nélaton: Affection singulière des os du pied. In: Gazette des hôpitaux, (Paris) Bd. 4,1852, S. 13
- A. Thévenard: L'acropathie ulcéro-mutilante familiale. In: Revue Neurologique (Paris) Bd. 74, 1942, S. 193–212
- Who named it Nélaton's syndrome
- M. Auer-Grumbach: Hereditary sensory neuropathy type I. In: Orphanet Journal of Rare Diseases. Bd. 3, 2008, S. 7, doi:10.1186/1750-1172-3-7, PMID 18348718, PMC 2311280 (freier Volltext) (Review).
- NEUROPATHY, HEREDITARY SENSORY AND AUTONOMIC, TYPE IA; HSAN1A. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- NEUROPATHY, HEREDITARY SENSORY AND AUTONOMIC, TYPE I, WITH COUGH AND GASTROESOPHAGEAL REFLUX. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- CHARCOT-MARIE-TOOTH DISEASE, AXONAL, TYPE 2B; CMT2B. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)