Accentro Real Estate
Die Accentro Real Estate AG, von 2006 bis 2015 Estavis AG,[3] ist ein börsennotiertes Immobilienunternehmen mit dem Schwerpunkt auf Wohnimmobilien in Deutschland. Accentros Geschäftstätigkeit besteht aus vier Kernbereichen. Dazu zählen der mieternahe Vertrieb von Wohnungen an private Eigennutzer und Kapitalanleger, der Verkauf von Immobilienportfolios an institutionelle Investoren, der Aufbau und die Bewirtschaftung eines eigenen Immobilienbestands sowie das Angebot von Dienstleistungen im Vertrieb und in der Immobilienverwaltung an Dritte.[4]
Accentro Real Estate AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE000A0KFKB3 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung | Lars Schriewer (Alleinvorstand) |
Mitarbeiterzahl | 101 (2021)[1] |
Umsatz | 125,2 Mio. Euro (2020)[2] |
Branche | Immobilienwirtschaft |
Website | www.accentro.de |
Stand: 1. September 2021 |
Geschichte
1993 wurde die Immcon Immobilien-Consulting-Jakob GmbH und 2005 die SIAG Schorr Immobilien GmbH & Co. Grundbesitz KG gegründet. Aus ihnen entstand 2006 die Estavis AG, die im April 2007 an die Börse ging.
Im Oktober 2007 übernahm die Estavis AG die B & V Bauträger- und Vertriebsgesellschaft für Immobilien zu 100 Prozent. Im November 2007 wurde die Tochtergesellschaft Estavis Property Management GmbH gegründet. Das Unternehmen intensivierte 2008 neben dem institutionellen Portfoliohandel und dem Verkauf von Eigentumswohnungen an Privatanleger ihre Aktivitäten im Bereich Projektentwicklung.
2011 übernahm die Estavis AG den Bereich Wohnungsprivatisierung der Colonia Real Estate AG mit den beiden Unternehmen Accentro und Colonia Residential Sales. 2012 wurde die Unternehmensstrategie neu ausgerichtet; Schwerpunkte bildeten seither die Geschäftsfelder Aufbau und Bewirtschaftung eines ertragsstarken Bestandes sowie Wohnungsprivatisierung. Die Aktivitäten im Bereich Projektentwicklung wurden aufgegeben.[5][6]
Im Juni 2014 übernahm das Frankfurter Immobilienunternehmen Adler Real Estate AG mit Sitz in Hamburg die Estavis AG.[7]
Am 5. Januar 2015 erfolgte gemäß einem Beschluss der Hauptversammlung im November 2014 die Umbenennung der Estavis AG in Accentro Real Estate AG.
Im November 2017 übernahm die Holdinggesellschaft Brookline Real Estate S.à.r.l. die Mehrheit an der Accentro Real Estate AG und besitzt heute (Oktober 2021) 83,1 % der Stimmrechte.[8]
Seit März 2020 ist Lars Schriewer Alleinvorstand der Accentro Real Estate AG.[2]
Unter seiner Leitung initiierte im November 2021 die Accentro Real Estate eine langfristige Vermarktungspartnerschaft mit der Immobilien Scout GmbH (ImmoScout24). Die Zusammenarbeit fokussiert sich auf die Identifizierung von Wohnimmobilien für eine gemeinsame Gesamtvermarktung und soll die Sicherheit in frühen Projektstadien steigern.[9] Das Unternehmen will so das Angebot für institutionelle Anbieter, Projektentwickler, Bauträger, Makler und andere Immobilien-Unternehmen, die Teile ihres Portfolios veräußern wollen, stärken.[10] SRC-Analysten zufolge kann durch die strategische Partnerschaft bis Ende 2023 für Accentro ein zusätzliches Geschäftsvolumen von 600 bis 900 Mio. EUR entstehen.[9]
Geschäftsmodell
Das Geschäftsmodell gliedert sich in vier Kernbereiche. Die Accentro Real Estate AG erwirbt deutschlandweit Mietwohnungsbestände mit dem Ziel, diese in Eigentumswohnungen umzuwandeln und anschließend an Mieter beziehungsweise Eigennutzer zu verkaufen. Dabei konzentriert sich die Accentro Real Estate auf Wohnungsbestände in Berlin sowie in weiteren Städten wie zum Beispiel Leipzig und Metropolregionen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und mehreren ostdeutschen Bundesländern. Des Weiteren verkauft die Accentro Real Estate AG auch Immobilienportfolios an institutionelle Investoren. Zusätzlich betätigt sich die Accentro Real Estate seit 2018 im Wohnungsneubau und kooperiert dafür mit Projektentwicklern.[11] Der vierte Bereich des Kerngeschäfts ist das Angebot von Dienstleistungen an Dritte, insbesondere im Vertrieb und in der Immobilienverwaltung.
Seit 2008 gibt die Accentro GmbH beziehungsweise seit 2016 die Accentro Real Estate AG den Accentro Wohneigentumsreport heraus. Der Bericht informiert jährlich über die Wohneigentumstransaktionen in allen 81 deutschen Großstädten.[12] Ebenfalls seit 2016 veröffentlicht Accentro den jährlichen Accentro Wohnkostenreport, für den die Wohnkosten von Mietern und selbstnutzenden Wohnungseigentümern in allen 401 Landkreisen und kreisfreien Städten ausgewertet werden. Dabei werden sowohl der Accentro Wohneigentumsreport als auch der Wohnkostenreport in Zusammenarbeit mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln veröffentlicht.[13]
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln konnte gemeinsam mit Accentro in der Wohnkostenreport-Studie für das Jahr 2020 aufzeigen, dass Wohnungseigentum auch in Zeiten der Covid-19-Pandemie eine hohe Wertschätzung und damit auch Wertsteigerung erfährt. Bei unveränderlich niedrigen Zinsen, wie sie das IW prognostiziert, schaffe Accentro so durch Konversion von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen insbesondere für Selbstnutzer langfristig Kostenvorteile.[14]
Konzernstruktur
Die Accentro AG ist das Mutterunternehmen des Accentro-Konzerns. Sie tritt als operativ tätige Holding in mehreren konsolidierten Objektgesellschaften auf. Darunter befinden sich mehrere Gesellschaften, in denen Wohnungsbestände konzentriert sind und mit der Accentro GmbH eine Gesellschaft, die sich auf die Wohnungsprivatisierung fokussiert. Innerhalb dieser Gesellschaften übernimmt die Accentro AG die Aufgaben der Unternehmenssteuerung, Finanzierung und Administration. Ferner sind in der Accentro AG Bereiche wie Recht, Bilanzbuchhaltung, Controlling, Risikomanagement, Finanzierung, Einkauf, Vertrieb, Marketing und Projektmanagement untergebracht. Darüber hinaus hält die Accentro AG Beteiligungen an Projektentwicklungsgesellschaften, die alle strategischer Natur sind und somit nicht als Tochterunternehmen gelten.[2]
Finanzen
Jahr | Umsatz in Mio. EUR | EBIT in Mio. EUR |
---|---|---|
2016 | 125,1 | 33,9 |
2017 | 147,3 | 36,4 |
2018 | 163,2 | 32,9 |
2019 | 143,3 | 39,8 |
2020 | 125,2 | 34,8 |
Kritik
Das Geschäftsmodell der Accentro Real Estate AG steht insbesondere in Berlin in der Kritik.[16] Dem Konzern wird u. a. die Spekulation mit Wohnraum,[17] hoher Wohnungsleerstand[18][19] und aggressives Verhalten gegenüber den Mietern[20] vorgeworfen. Mieter aus betroffenen Häusern befürchten ihre Verdrängung[21][22] und haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen.[23] Reinhart Bünger schreibt, dass die Accentro Real Estate AG vor allem aus ideologischen Gründen angefeindet wird.[16] Bei einer historischen Berliner Wohnanlage, bei der dem Unternehmen Wohnungsleerstand vorgeworfen worden war, stellte sich im August 2020 heraus, dass mehrere Wohnungen bereits Jahre vor dem Kauf durch Accentro in unbewohnbarem Zustand mit fehlenden Decken, Wänden und Badezimmern waren. Accentro gab an, die Wohnungen jedoch zu sanieren.[17] und dafür denkmalschutzrechtliche Genehmigungen zu haben.[20] Bereits im Oktober 2021 teilte das Unternehmen mit, dass es rund die Hälfte der sanierten Wohnungen verkauft habe.[24]
Weblinks
Einzelnachweise
- Zwischenbericht H1 2021. (PDF) In: accentro.de. Abgerufen am 12. November 2021., S. 32
- Geschäftsbericht 2020. (PDF) In: accentro.de. Abgerufen am 4. September 2021.
- Pressemeldung Estavis (Memento vom 14. Januar 2015 im Internet Archive), 5. Januar 2015
- Über Uns. In: Website der Accentro Real Estate AG. Abgerufen am 16. Mai 2019.
- FOCUS Online: Estavis: Besser wohnen. 31. Oktober 2012, abgerufen am 12. März 2020.
- Ein Märchenschloss wird wach geküsst. In: Tagesspiegel.de. 4. September 2010, abgerufen am 12. März 2020.
- Übernahme von Estavis AG. (Nicht mehr online verfügbar.) Adler Real Estate, archiviert vom Original am 20. Januar 2015; abgerufen am 13. Januar 2015.
- Brookline Real Estate kündigt öffentliches Pflichtangebot an die Aktionäre der Accentro Real Estate AG an. In: dgap.de. 30. November 2017, abgerufen am 16. Mai 2019.
- Johannes Stoffels: Accentro: Lob für die ImmoScout24-Partnerschaft, 4investors.de vom 10. November 2021, abgerufen am 9. Januar 2022
- Robin Lohwe: Accentro Real Estate und ImmoScout24 kooperieren im Immobilien-Vertrieb, 4investors.de, 10. November 2021, abgerufen am 9. Januar 2022
- Accentro geht in den Wohnungsneubau. In: iz.de / Immobilien Zeitung. 28. Januar 2019, abgerufen am 16. Mai 2019.
- Wohneigentumsreport. In: Webseite der Accentro Real Estate AG. Abgerufen am 16. Mai 2019.
- Michael Voigtländer, Björn Seipelt: Accentro-IW-Wohnkostenreport 2018. In: Webseite des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). 17. April 2018, abgerufen am 16. Mai 2019.
- Jutta Ochs: Selbstnutzer haben es besser als Wohnungsmieter, in Immobilien Zeitung, 9. Juni 2021, abgerufen am 20. Dezember 2021
- Fact Sheet. (PDF) In: accentro.de. Abgerufen am 4. September 2021.
- Reinhart Bünger: „Berlins Politik ist alles andere als sozial“. In: Der Tagesspiegel. 19. Mai 2019, abgerufen am 25. März 2021.
- Reinhart Bünger: „Wir ziehen alle an einem Strang“. In: Der Tagesspiegel. 10. August 2020, abgerufen am 25. März 2021.
- Nicolas Šustr: Immobilienlobby greift Milieuschutz an. In: Neues Deutschland. 31. August 2020, abgerufen am 25. März 2021.
- Dirk Jericho: Hausinitiative Torstraße 225/227 fordert Vorgehen gegen massiven Wohnungsleerstand. In: Berliner Woche. 13. März 2019, abgerufen am 25. März 2021.
- Florian Kistler: Berlins schönstes Wohnungsschmuckstück steht halb leer! In: B.Z. 11. Juni 2020, abgerufen am 25. März 2021.
- Lukas Waschbüsch: „Wen wollt ihr hier verarschen?“ In: Die Tageszeitung. 20. August 2019, abgerufen am 25. März 2021.
- Reinhart Bünger: „Wir ziehen alle an einem Strang“. In: Der Tagesspiegel. 10. August 2020, abgerufen am 25. März 2021.
- Joachim Maiworm: Ein hochprofitables Geschäftsmodell. In: Mieterecho 413. Dezember 2020, abgerufen am 25. März 2021.
- DGAP: ACCENTROs Projekt „Riehmers Hofgarten“ trifft auf hohes Interesse, Pressemitteilung vom 15. Oktober 2021, abgerufen am 12. November 2021