Abwrackwerften bei Chittagong

Abwrackwerften bei Chittagong
Bangladesch
Abwrackung bei Chittagong
Abwrackung bei Chittagong

Die Abwrackwerften b​ei Chittagong befinden s​ich auf e​inem etwa sieben Kilometer langen Strandabschnitt b​ei Faujdarhat e​twa 15 Kilometer nordwestlich v​on Chittagong. Sie bilden d​as Zentrum d​er Abwrackindustrie i​n Bangladesch.

Wirtschaftliche Bedeutung des Standorts

Diese Industrie entwickelte sich dort 1969. Zwischen Bhatiara und Sitakunda residieren über 70 Unternehmen. Etwa 150.000 Menschen leben direkt von der Schiffsverschrottung. Es werden derzeit etwa 30 bis 40 Prozent der jährlich etwa 700 in aller Welt außer Dienst gestellten Hochseeschiffe zerlegt. Der Umsatz im Jahre 2009 wird auf eine Summe von umgerechnet rund 700 Millionen US-Dollar geschätzt.[1] Vieles aus den Schiffen wird in oder bei Chittagong verkauft, so zum Beispiel Türen, Kücheneinrichtungen oder Betten.

Arbeitsschutz und Umweltbedingungen

Massive Kritik finden die Niedriglöhne, die mangelnde Arbeitssicherheit und geringer Umweltschutz. In den Jahren von 1990 bis 2010 gab es etwa 1.000 Todesopfer,[1][2] derzeit sind es mehr als 20 Tote pro Jahr. So starben etwa im Dezember 2009 vier Arbeiter unmittelbar bei einer Explosion während der Zerlegung des Öltankers Agate, zwei oder drei weitere starben bald darauf an den Verletzungen durch die Explosion, ein weiterer wurde als vermisst gemeldet.[3][4] Die Arbeiter werden mit Asbest, Schwermetallen, Ölrückständen, TBT, PCB und Mischungen toxischer Substanzen konfrontiert.

Persönliche Schutzausrüstung ist in der Regel nicht oder nicht in ausreichender Menge verfügbar. So gibt es selten Feinstaubmasken, keinerlei Atemschutz für den Umgang mit Asbest, keine Schutzbrillen und Sicherheitsschuhe. Die meisten arbeiten barfuß im schlammigen Bereich, weshalb es oft zu Verletzungen kommt, da im Schlammboden scharfe Metallstücke übersehen werden. Zuletzt wurden, für einige Arbeiter in den besseren Unternehmen, Schutzhelme ausgegeben. Die meisten Beschäftigten weisen arbeitsbedingte Erkrankungen auf.[5] Technische Hilfsmittel stehen fast gar nicht zur Verfügung. Es gibt motorisch betriebene Seilwinden, mit denen man die Wracks, nachdem sie bei Springflut aufgelaufen sind, weiter ins Trockene ziehen kann. Vom Schiff getrennte, schwere Metallplatten werden zumeist von Hand transportiert, was für den Arbeiter enorme physische Belastungen bedeutet. Kinderarbeit ist offiziell nicht geduldet. Es kommt vor, dass Zwölfjährige aus von Armut bedrohten Familien in den Werften arbeiten.

In den Medien

Die Umweltsituation und die Arbeitsbedingungen werden im Dokumentarfilm Eisenfresser von Shaheen Dill-Riaz aus dem Jahre 2007 dargestellt.[6][7] Die Anwältin Rizwana Hasan klagte aus Umweltschutzgründen gegen das Abwracken und erhielt 2009 in den USA den mit 150.000 Dollar dotierten Goldman Environmental Prize.[8] Unter dem Titel Totengräber der Schiffe – Abwracken in Bangladesh wurde eine vom Westdeutschen Rundfunk Köln produzierte Dokumentation im Programm von Phoenix ausgestrahlt.

Beispiele abgewrackter Schiffe

Commons: Abwrackwerften bei Chittagong – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abwracken bleibt billig. In: Junge Welt, 3. März 2010 (online)
  2. Ship Breaking in Bangladesh (Memento vom 11. August 2011 im Internet Archive)
  3. Pinaki Roy: Ship-breaker ignored explosive warning. In: thedailystar.net. 1. Januar 2010, abgerufen am 30. April 2021 (englisch).
  4. Charles Kernaghan: Eight More Workers Burned to Death In Bangladesh Shipbreaking Yard. In: http://assets.usw.org. The National Labor Committee, Pittsburgh, 11. Januar 2010, abgerufen am 1. Mai 2021 (englisch).
  5. M. Shahadat Hossain, Sayedur R. Chowdhury, S. M. Abdul Jabbar, S.M. Saifullah, M. Ataur Rahman: Occupational Health Hazards of Ship Scrapping Workers at Chittagong Coastal Zone, Bangladesh. (PDF) In: science.cmu.ac.th. 15. April 2008, archiviert vom Original am 1. Juni 2016; abgerufen am 1. Mai 2021 (englisch).
  6. Thomas Klingenmaier: Schlamm, Hohn und Arbeitsraub. In: Stuttgarter Zeitung, 12. Juni 2008 (online (Memento vom 21. Juni 2013 im Internet Archive)).
  7. Daniel Sander: Ausbeutung in Bangladesch. Herzschlag aus Stahl. In: Spiegel Online, 12. Juni 2008 (online).
  8. Joachim Hoelzgen: Fluch der schweren Pötte. In: Spiegel Online, 16. Mai 2009 (online).
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