Abdelaziz Baraka Sakin
Abdelaziz Baraka Sakin (arabisch عبد العزيز بركة ساكن, DMG ʿAbd al-ʿAzīz Baraka Sākin, * 1963 in Kassala, Sudan) ist ein sudanesischer Schriftsteller mit Vorfahren in Darfur im Westsudan. Wegen seiner sozialkritischen Themen wurde er im Sudan verhaftet, und seine Bücher waren dort jahrelang verboten. Seit 2012 lebt er im Exil in Österreich sowie in Frankreich.
Er wurde international vor allem für seine Romane The Jungo – Stakes of the Earth (2009) und Der Messias von Darfur (2012) bekannt, von denen der erste Titel aus dem Arabischen ins Französische und Englische und das zuletzt genannte Werk ins Englische, Spanische und Deutsche übersetzt wurden. Laut der sudanesischen Literaturkritikerin Lemya Shammat „hat Sakin wiederholt über die Komplexität menschlicher Erfahrungen in Konflikten reflektiert und die schreckliche Menge an Widersprüchen wiedergegeben, die der Krieg mit sich bringt.“
Biografie
Baraka Sakin wurde 1963 in Kassala im Osten des Landes nahe der Grenze zu Eritrea geboren, doch seine Vorfahren stammen aus Darfur im Westsudan. Er studierte Betriebswirtschaft an der Universität Assiut in Ägypten und übte im Laufe seines Lebens verschiedene berufliche Tätigkeiten aus. So arbeitete er als Sekundarschullehrer, Berater für UNICEF in Darfur und als Mitarbeiter des internationalen Kinderhilfswerks Plan International im Sudan.[1]
Sein literarisches Werk, das von sozialen Randgruppen und Krieg handelt sowie Verweise auf den Völkermord in Darfur und die frühere Diktaturherrschaft unter Omar al-Bashir enthält, ist auf Arabisch in Ägypten, dem größten arabischen Buchmarkt, erschienen. Seit dem Jahr 2000 hat Baraka Sakin mehr als zehn Romane und mehrere Bände mit Erzählungen veröffentlicht. Diese sind sowohl international als auch bei sudanesischen Lesern beliebt. Sie handeln von den schwierigen Lebensbedingungen der Menschen, z. B. von Saisonarbeitern, Straßenkindern, Drogenmissbrauch oder von Alkoholismus in seinem Heimatland. 2011 erhielt Baraka Sakin den Al-Tayeb-Salih-Preis für Kreatives Schreiben auf der Buchmesse in Khartum für seinen Roman The Jungo – Stakes of the Earth, der sich mit den Zuständen in einem Frauengefängnis in al-Qadarif im Ostsudan beschäftigt. Kurz danach beschlagnahmten und verboten die sudanesischen Behörden seine Bücher aufgrund angeblicher unmoralischer Inhalte sowie der nicht zu übersehenden Kritik an den Lebensbedingungen im Lande. 2012 verließ Baraka Sakin den Sudan und lebt seither im Exil in Saalfelden, Österreich,[1] und in Montpellier in Südfrankreich.[2]
Im September 2016 war Baraka Sakin als Teilnehmer des Internationalen Literaturfestivals Berlin[1] und 2019 zum Festival der afrikanischen Literatur Crossing Borders in Köln eingeladen.[3] Erzählungen von Baraka Sakin sind auf Französisch und Englisch auch in den Anthologien Nouvelles du Soudan und The Book of Khartoum enthalten.
Neben seinen Romanen schrieb Baraka Sakin auch Bücher für junges Lesepublikum. So erschienen in Frankreich ein dreisprachiges Bilderbuch in Arabisch, Französisch und Englisch mit dem Titel Faris Bilal and the Lion[4] sowie die Erzählung aus dem Tschad Hawaya et l'hyène (Hawaya und die Hyäne).[5] In Österreich wurde sein illustriertes Jugendbuch Der magische See von Künstlerinnen aus Saalfelden illustriert. Die Geschichte handelt von Mädchen, „die im Traum zu Vögeln werden und beobachten, wie ihr Ort verschwindet und zu einem großen See wird.“[6]
Auf Deutsch liegt seit 2012 seine Erzählung Alkchandris. Wer hat Angst vor Osman Bushra? vor, übersetzt von der österreichisch-sudanesischen Schriftstellerin Ishraga Mustafa Hamid. Sein Roman Der Messias von Darfur wurde 2021 von Günther Orth ins Deutsche übertragen[7] und erschien mit Förderung für die Übersetzung durch litprom[8] in der Berliner Edition Orient.[9] Eine Rezension der englischen Ausgabe dieses Romans schrieb Volker Kaminski 2016 für das Magazin für moderne arabische Literatur Banipal zum Thema Sudanese Literature Today.[10] Nach einem Artikel in den Salzburger Nachrichten vom Dezember 2021 geht der Roman „auf die Erfahrungen als Beobachter des Krieges zurück, ohne dass er einem Abbildrealismus folgen würde. (...) Logik spielt in den Konflikten um Darfur keine Rolle. Dafür bekommt eine Figur, die sich als Wiedergänger von Jesus inszenierti, regen Zuspruch.“[11]
Werke in deutscher Übersetzung
- Alkchandris: Wer hat Angst vor Osman Bushra?, Erzählung, 2012, Wien: aa-infohaus, ISBN 9783950304046
- Der magische See, Jugendbuch, 2014, Wien: aa-infohaus, ISBN 9783950384017
- Der Messias von Darfur, Roman, 2021, Berlin: Edition Orient, ISBN 9783945506226
Literaturpreise und Auszeichnungen
- 2011 Al-Tayeb-Salih-Preis für Kreatives Schreiben im Sudan
- 2013 Stories on Air Prize, verliehen durch die BBC und Al Arabi Magazine[12]
- 2016 Prix du Live d’Humour de Resistance, verliehen durch La Maison du Rire et de l'Humour de Cluny, Frankreich[13]
- 2017 Prix Les Afriques, verliehen von La Cène Littéraire in der Schweiz[14]
- 2017 Prix Littérature-Monde, verliehen von der Academie française de Développement in Frankreich[13]
- 2020 Prix de la littérature arabe (Preis für arabische Literatur), verliehen vom Institut du Monde Arabe und der Jean-Luc Lagardère Stiftung in Frankreich[12]
Siehe auch
Literatur
- Al-Malik, A., Gaetano, S., Adam, H., Baraka, S. A., Karamallah, A., Mamoun, R., & Luffin, X. (2009). Nouvelles du Soudan. Paris: Magellan & Cie. (in Französisch)
- Cormack, Ralph and Shmookler, Max (Hrsg.) (2016). The Book of Khartoum. A City in Short Fiction. ISBN 9781905583720
Einzelnachweise
- Abdelaziz Baraka Sakin — internationales literaturfestival berlin. Abgerufen am 7. Oktober 2021.
- Edition Orient: Unsere Autoren - Abdelaziz Baraka Sakin. In: www.edition-orient.de. Abgerufen am 9. Oktober 2021.
- Literaturfestival Crossing Borders: Crossing Borders - stimmen afrikas. Abgerufen am 7. Oktober 2021.
- Faris Bilala et le lion - Abdelaziz Baraka Sakin. Abgerufen am 7. Oktober 2021 (französisch).
- Hawaya et l'Hyène - Conte bilala du Tchad - Bilingue arabe-français, Abdelaziz Baraka Sakin. Abgerufen am 9. Oktober 2021 (französisch).
- Lesejury: Der magische See. In: www.lesejury.de. Abgerufen am 7. Oktober 2021.
- Abderrahmane Ammar: Günther Orth im Interview „Arabische Metaphern funktionieren im Deutschen nicht“. In: https://www.goethe.de. Goethe-Institut, Dezember 2015, abgerufen am 3. Dezember 2021.
- litprom e.V.: Übersetzungsförderungsprogramm. In: www.litprom.de. Abgerufen am 21. Oktober 2021.
- Der Messias von Darfur | Lesejury. Abgerufen am 7. Oktober 2021.
- Banipal (UK) Magazine of Modern Arab Literature - Back Issues - Banipal 55. Abgerufen am 9. Oktober 2021.
- Anton Thuswaldner: Roman "Der Messias von Darfur": Wenn die Rekruten nicht mehr mitspielen. In: https://www.sn.at. Salzburger Nachrichten, 1. Dezember 2021, abgerufen am 3. Dezember 2021.
- Sudanese writer wins 2020 Institut du Monde Arabe’s prize |. Abgerufen am 7. Oktober 2021 (englisch).
- Editions Zulma: Le Messie du Darfour. In: www.zulma.fr. Abgerufen am 7. Oktober 2021 (fr-FR).
- Prix Les Afriques 2017. In: La Cene Littéraire. Abgerufen am 7. Oktober 2021 (fr-FR).
Weblinks
- Literatur von und über Abdelaziz Baraka Sakin in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Kurzgeschichte von Abdelaziz Baraka Sakin "A Veteran Warrior" (auf Englisch)
- Banipal Magazine. Sudanese literature today. 2016 (auf Englisch)
- In a Sudan Where Literature is Often Smuggled, the Short Story is a Perfect Form, literarischer Essay von Marcia Lynx Qualey
- Rezension auf Englisch The Messiah of Darfur on Around the World in 180 Books, 2017