4+1 Sichtenmodell

Das 4+1-Sichten-Softwarearchitekturmodell i​st ein w​eit verbreitetes Modell d​er Sichten a​uf ein Softwaresystem, d​as von Philippe Kruchten z​ur „Beschreibung d​er Architektur e​ines Software-intensiven Systems a​uf der Grundlage v​on mehreren konkurrierenden Sichten“ entwickelt wurde.[1]

Übersicht des 4+1-Sichten-Architekturmodells.

Diese Sichten werden benutzt, u​m das System a​us dem Blickwinkel d​er verschiedenen Stakeholder, w​ie Endnutzer, Entwickler o​der Projektmanager z​u beschreiben. Die v​ier Sichten d​es Modells s​ind logical, development, process u​nd physical v​iew (Kontext-, Baustein-, Verteilung- u​nd Laufzeitsichten). Zusätzlich können use cases bzw. Szenarien m​it aufgenommen werden, u​m die Architektur besser darzustellen, w​as das „+1“ ausdrücken soll. Es w​urde mit d​em UML-Tool Rational Rose bekannt.

Die 4+1-Sichten sind:[1]

  • Development view: Die Entwicklungssicht (auch Implementation View) beschreibt das System vom Standpunkt eines Entwicklers und beschäftigt sich mit dem Softwaremanagement. Es wird als UML-Komponentendiagramm oder Paketdiagramm dargestellt.[2]
  • Process view: Der “process view” beschäftigt sich mit den dynamischen Aspekten des Systems. Er verdeutlicht die Prozesse des Systems und wie diese kommunizieren hinsichtlich des Laufzeitverhaltens. Er soll Parallelität, Verteilung, Integration, Performance und Skalierbarkeit beschreiben. Die entsprechenden UML-Diagramme beinhalten zum Beispiel das Aktivitätsdiagramm.[2]
  • Physical view: Der “physical view” (oder auch deployment view) beschreibt das System vom Standpunkt des Systemarchitekten. Er beschäftigt sich mit der Verteilung der Softwarekomponenten auf physikalischer Ebene (also der Zuordnung dieser zu Hardware-Teilen) und der Kommunikation zwischen diesen Komponenten. Das zugehörige UML-Diagramm ist das Verteilungsdiagramm.[2]
  • Scenarios: Die fünfte Sicht soll wichtige Anwendungsfälle oder Anwendungsszenarien aufzeigen. Diese beschreiben Abläufe zwischen Komponenten bzw. Prozessen und sollen helfen, Architekturelemente zu identifizieren, zu veranschaulichen und die Architektur zu überprüfen. Sie dienen auch als Startpunkt für erste Architekturtests bzw. Implementierungsentwürfe. Als UML-Diagramm wird das Anwendungsfalldiagramm eingesetzt.[2]

Einzelnachweise

  1. P. B. Kruchten: The 4+1 View Model of architecture. In: IEEE Software. Band 12, Nr. 6, November 1995, S. 42–50, doi:10.1109/52.469759 (cs.ubc.ca [PDF; abgerufen am 23. Februar 2013]).
  2. M. Kontio: Architectural Manifesto: Designing Software Architectures. Part 5. Introducing the 4+ 1 View Model. 22. Juli 2008, abgerufen am 23. Februar 2013.
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