147 – Rat auf Draht
147 Rat auf Draht ist eine österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Diese können sich rund um die Uhr anonym und kostenlos mit jedem Anliegen an die Notrufnummer 147 wenden. Darüber hinaus betreibt die Organisation eine Webseite mit einer Online-Applikation für die anonyme Beratung, einen anonymen Chat, eine Datenbank mit häufigen Fragen und Antworten sowie einem News-Bereich mit aktuellen Fragestellungen. Der Dienst bietet auch Informationen und Akut-Hilfe für Eltern sowie Bezugspersonen von Minderjährigen. Täglich wenden sich rund 250 Kinder und Jugendliche an den Beratungsdienst.[1] 147 Rat auf Draht gehört zu einer europäischen Dachorganisation, namens Missing Children Europe.
Geschichte
Am 3. Oktober 1987 strahlte der ORF die erste TV-Sendung aus, die als Ombudsstelle für Kinder und zum Schutz der Bedürfnisse der Zielgruppe in Österreich gedacht war. Die Themen waren zunächst im öffentlichen Bereich angesiedelt. Thematisiert wurden z. B.: schlecht abgesicherte Schulwege oder geplante Verbauungen von Spielplätzen. Unter einer Servicenummer konnten die Kinder und Jugendlichen der Redaktion ihre Anliegen mitteilen. Schon nach kurzer Zeit trugen die anrufenden Kinder akute persönliche Probleme an das Servicetelefon heran. Diese Anrufe erforderten ein promptes, einfühlsames Gespräch. Eine Telefonberatung wurde installiert. Der Dienst wurde zur Anlaufstelle für Probleme von Kindern und Jugendlichen. Ab 1993 wurde Rat auf Draht als Sendung eingestellt und die individuelle Hilfe am Telefon erweitert.[2]
Im Jahr 1997 übernimmt das Bundesministerium für Inneres die Patenschaft von Rat auf Draht, wodurch die finanziellen Möglichkeiten erweitert werden. Der Dienst wird ab dem Zeitpunkt nicht mehr ausschließlich vom ORF finanziert.[2]
Nach mehrmaligen Wechsel der Rufnummer erhielt Rat auf Draht am 15. September 1999 die neue, für Kinder und Jugendliche einfache Rufnummer 147 aus dem Bereich der Notrufnummern. Dies bedeutete eine weitere Verbesserung des Dienstes, als kostenlose Notrufnummer wird sie auf der Telefonrechnung nicht ausgewiesen, was bei schwierigen familiären Verhältnissen von Vorteil sein kann. Die Beratung mittels E-Mail kam im Jahr 2001 als Service hinzu.[2]
Ab dem Jahr 2003 beteiligen sich alle Bundesländer an der Finanzierung des Dienstes 147 Rat auf Draht. Eine eigene Homepage im Jahr 2005, und die Umstellung der E-Mail-Beratung auf eine webbasierte Applikation im Jahr 2007 garantiert den Kindern und Jugendlichen noch mehr Anonymität und Vertraulichkeit. Im Weiteren wird eine Kooperation mit Saferinternet.at und der Initiative „Die Weiße Feder“[3] etabliert. Im Jahr 2008 kommen auf der Homepage Erziehungstipps für Erwachsene hinzu. Ab diesem Zeitpunkt werden auch diverse Elternratgeber veröffentlicht.[2]
Seit Februar 2014 wird 147 Rat auf Draht von SOS-Kinderdorf finanziert und betrieben.[4] Seit Juli 2015 ist es auch räumlich beim SOS-Kinderdorf in Floridsdorf mit 18 Mitarbeitern beheimatet.[5]
Auszeichnungen
Für den Aufbau von Rat auf Draht erhielten am 15. November 2001 der ehemalige ORF-Hauptabteilungsleiter Jörg Ruminak das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, und Michaela Cirka, ehemalige Leiterin des Dienstes, das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.[6]
Im Jahr 2009 erhält Rat auf Draht den Steirischen Kinderrechtpreis „TrauDi!“
Angebot und Leistungen
Ein Experten-Team aus 16 Psychologen, Pädagogen, Psychotherapeuten, Sozialberatern und einem Juristen bietet umfassende Beratung der Kinder und Jugendlichen rund um nahezu alle relevanten Themen dieser Altersgruppe. Sie begleiten die jungen Menschen durch schwierige Lebenssituationen und dienen gleichzeitig als Vermittlungsstelle zu weiteren relevanten Diensten (öffentliches psychosoziales Netz etc.).
Auf der Website von Rat auf Draht befindet sich eine wachsende Zahl hilfreicher Informationen für Kinder und Jugendliche und auch einige Psychotests. Das Angebot wird von der Redaktion regelmäßig erweitert und widmet sich immer wieder aktuellen Themen in Form von Newsbeiträgen.
Organisation
Den Dienst führt seit Anfang 2014 eine gemeinnützige Gesellschaft von SOS-Kinderdorf aus. Die finanziellen Mittel werden durch einen eigens von ORF und SOS-Kinderdorf gegründeten Spendenverein sowie von SOS-Kinderdorf lukriert. Unterstützt wird die Finanzierung vom Sozialministerium, dem Innenministerium und den österreichischen Bundesländern.
Gemeinsam mit SaferInternet Österreich (Schutz und Aufklärung für Internetnutzer) und der Stopline Österreich (Meldestelle gegen Kinderpornografie und nationalsozialistische Wiederbetätigung) bildet die Rat auf Draht das „Safer Internet Centre Austria“.
Siehe auch
- Nummer gegen Kummer (Kinder- und Jugendtelefon Deutschland)
- Sorgentelefon Liechtenstein (Kinder- und Jugendtelefon Liechtenstein)
- Telefonhilfe 147 (Kinder- und Jugendtelefon Schweiz)
Weblinks
Einzelnachweise
- SOS-Kinderdorf: Information über Rat auf Draht
- Die Geschichte von Rat auf Draht auf kundendienst.orf.at (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Schulpsychologie, Gewaltprävention: www.weissefeder.at
- SOS Kinderdorf übernimmt ORF-Hotline "Rat auf Draht". In: DerStandard. 12. Dezember 2013, abgerufen am 25. Februar 2015.
- Ein neues Zuhause für Rat auf Draht in den Bezirksblättern vom 3. Juli 2015. Abgerufen am 21. Juli 2015.
- Parlamentarische Anfragebeantwortung: Verliehene Orden und Ehrenzeichen (PDF; 6,6 MB) vom 23. April 2012, S. 1388 (M. Cirka) und 14222 (J. Ruminak).