Österreichischer Berufsverband der SozialarbeiterInnen
Der Österreichische Berufsverband der Sozialen Arbeit (obds) vertritt die Interessen von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen in ganz Österreich. Er ist ein eingetragener Verein (ZVR 275736079).
Der Verband hat seinen Sitz in Wien und erstreckt seine Tätigkeit auf das ganze Bundesgebiet. Er bezweckt den Zusammenschluss der Berufsvereinigungen der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen Österreichs und die Wahrung und Förderung ihrer Berufs- und Standesinteressen. Der obds ist für alle bundesweit relevanten Themen und Materien zuständig. Er hat die Aufgabe, österreichweit Öffentlichkeitsarbeit zu machen und die Soziale Arbeit in ganz Österreich zu fördern. Schwerpunkte der Verbandsarbeit sind Berufs- und Sozialpolitik. Hauptanliegen des obds ist die rechtliche Absicherung der Tätigkeit von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen, die Förderung und Implementierung von Qualitätsstandards in der Berufspraxis, Berufsethik und die Beobachtung und Einhaltung von Menschenrechten, Kinderrechten und Klientenrechten in der Sozialen Arbeit. Der Verband ist überkonfessionell, verfolgt keine parteipolitischen Ziele und ist nicht auf Gewinn ausgerichtet.
Geschichte
Die erste Gründung eines österreichweiten Dachverbandes erfolgte am 31. März 1919 in Wien als „Reichsverband der Fürsorgerinnen Österreichs“ (heute obds-Landesgruppe Wien). Die Gründung einer bundesweiten und regionalen Berufsvertretung ging Hand in Hand mit der Gründung von Ausbildungseinrichtungen von Sozialarbeitern, die damals als Fürsorgerinnen bezeichnet wurden. Bereits ab Gründung hatte der Reichsverband mit unterschiedlichen Ausbildungen, Einstufungsproblemen, fehlenden Dienstposten, prekären Dienstverhältnissen (sogenannten „Praktikantinnenposten“) und unterschiedlicher Besoldung zu kämpfen. Fürsorgerinnen (es war dies zu Beginn ein reiner Frauenberuf) arbeiteten vorwiegend im öffentlichen Bereich. Ihre Dienstgeber waren mehrheitlich Kommunalverwaltungen, vor allem in der Jugendwohlfahrt und in der Gesundheitsfürsorge. Im privaten Bereich waren es kirchliche Einrichtungen.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurden alle Berufsvertretungen in Österreich aufgelöst und im öffentlichen Bereich in den „Reichsbund der deutschen Beamten“ zwangsweise übergeleitet. Über die Tätigkeit von Fürsorgerinnen während der NS-Zeit gibt es wenig Forschung und auch kaum Dokumente.
Nach 1945 wurde der Dachverband als „Verband der diplomierten Fürsorgerinnen Österreichs“ am 26. Januar 1950 neu gegründet. Die Namensbezeichnung des Dachverbandes wurde im Laufe der Jahre parallel zur Aufwertung der Ausbildungsabschlüsse ebenfalls verändert. Seit 2006 lautete der Name: „Österreichischer Berufsverband der SozialarbeiterInnen“.
Sozialarbeiterausbildung in Österreich
1912 gründete Ilse Arlt die erste Ausbildungsstätte für Fürsorgerinnen, „Die vereinigten Fachkurse für Volkspflege“. 1930 gab es bereits sieben Ausbildungsformen, die alle private Ausbildungseinrichtungen waren bis auf die „Akademie der Fürsorgerinnen Wiens“. Die Ausbildung dauerte zwei Jahre und beinhaltete Berufspraktika. 1938 wurden alle sieben Einrichtungen geschlossen und nur die Ausbildung zur NS-Volkspflegerin erlaubt: „Frauenschule für Volks- und Gesundheitspflegerinnen“.
Im November 1945 begannen die ersten Kurse für Fürsorgerinnen der Nachkriegszeit in der „Fürsorgeschule der Stadt Wien“, 1946 wurde die „Soziale Frauenschule der Diözese Innsbruck“ gegründet. Von 1946 bis 1950 konnte Ilse Arlt ihre private Ausbildung, die „Vereinigten Fachkurse für Volkspflege“ neuerlich eröffnen, musste diese aber wegen Krankheit 1950 endgültig schließen. 1947 erhielt die „Fürsorgeschule der Stadt Wien“ das Öffentlichkeitsrecht, Ausbildungsdauer zwei Jahre. 1963 kam es im Zusammenhang mit einem neuen Schulorganisationsgesetz zur Gründung der „Lehranstalt für gehobene Sozialberufe“, 1976 wurden diese in „Akademien für Sozialarbeit“ umgewandelt. Ab 1987 wurde die Ausbildung auf drei Jahre verlängert, Abschluss mit Diplom.
2001 begannen die ersten Fachhochschul-Studiengänge für Soziale Arbeit. 2002 wurde die Ausbildung nochmals verlängert auf 8 Semester, der Abschluss war der Mag.(FH). Ab 2007 wurden die ersten Masterstudiengänge an den Fachhochschulen eingerichtet und 2008 wurde die Ausbildung nach dem Bolognasystem umgestellt: Grundausbildung 6 Semester, Abschluss Bachelor, danach 4 Semester Masterstudiengang möglich. Der Abschluss lautet: Bachelor oder Master für sozialwissenschaftliche Berufe. Der Mag.(FH) war lediglich ein Übergangsmodell und wurde durch den Bolognaprozess beendet, was vom obds als Rückschritt angesehen wurde, da die Grundausbildung sich um 2 Semester verkürzte. Der Begriff Sozialarbeit ist im Bildungsabschluss nicht mehr sichtbar.
obds heute
Zu den Zahlen von Sozialarbeitern gibt es nur Schätzungen (etwa 6000 Aktive in Österreich). Es gibt in Österreich kein Berufsgesetz und keinen Titelschutz für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen. Allerdings werden Sozialarbeiter seit Oktober 2013 als Angehörige eines „freien Berufes“ gelistet. Die Mitgliedschaft im obds ist freiwillig. Der obds selbst ist seit 1966 Mitglied im IFSW, International Federation of Social Workers, dem weltweiten Dachverband für professionelle Sozialarbeiter. Die Fachzeitschrift SIÖ erscheint seit 1966 vierteljährlich, zusätzlich gibt es Sondernummern, die zumeist fremdfinanziert sind und spezielle Themen vorstellen. Mitglieder des obds erhalten ein Abonnement des SIÖ gratis. Eine Auflistung der Themen kann auf der Homepage des obds nachgelesen werden. Der Abonnentenkreis hat sich seit Ende der 1990er Jahre vervielfacht und wird in den deutschsprachigen Ländern zunehmend als Fachblatt für Soziale Arbeit geschätzt.
Quellen
- obds-Homepage
- SIÖ – Fachzeitschrift für Soziale Arbeit in Österreich, Hrsg.: obds SIÖ (abgerufen am 9. Juli 2021)
- ZVR – Zentrales Vereinsregister des Bundesministeriums für Inneres, ZVR
- IFSW International Federation of Social Workers, IFSW
- IFSW-Europe e. V., International Federation of Social Workers, Region Europa, Vereinssitz Berlin,IFSW-Europe
- 90 Jahre Jugendamt Ottakring, 1913 bis 2003, Von der Berufsvormundschaft zur Jugendwohlfahrt der MAG ELF, Von DSA Gabriele Ziering, Hrsg.: Stadt Wien, MA 11, Amt für Jugend und Familie, 200390 Jahre Jugendamt Ottakring (abgerufen am 15. April 2012; PDF; 624 kB)
- Judith Haberhauer-Stidl, 1995, Diplomarbeit Seite 23, Fragner Brigitte: Die Geschichte des Berufsverbandes. Ein Stück Sozialgeschichte. Unveröffentlichtes Manuskript, o.A.1989/90
- Maria Köstler, Die Fürsorgerinnen, Handbuch der Frauenarbeit, Arbeiterkammer Wien, 1930, S. 281–294
- Dieter Kreft, Ingrid Mielenz Hrsg., Wörterbuch Soziale Arbeit, Juventa, 6. Auflage 2008, Seite 808
- Johannes Schilling, Susanne Zeller, Soziale Arbeit, Geschichte.Theorie. Profession, 3. Auflage, Seite 90, Reinhardt UTB, 2005
- Werner Steinhauser, Geschichte der Sozialarbeiterausbildung, Öksa, Wien 2000, S. 261 f.
- Gudrun Wolfgruber: Zwischen Hilfestellung und Sozialer Kontrolle. Jugendfürsorge im Roten Wien, dargestellt am Beispiel der Kindesabnahme. Wien 1997.
- Gudrun Wolfgruber, Subjektive Beiträge zur Entwicklung des Professionalitätsverständnisses in der Sozialen Arbeit am Beispiel der Wiener Jugendwohlfahrt zwischen den 1920er und 1990er Jahren (verfasst von Gudrun Wolfgruber 2006)