Zungen-Hahnenfuß
Der Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua), auch Großer Hahnenfuß genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Sie gedeiht in Eurasien an ähnlichen Standorten wie der Brennende Hahnenfuß (Ranunculus flammula), ist aber höher und besitzt größere Blüten.
Zungen-Hahnenfuß | ||||||||||||
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Ranunculus lingua | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ranunculus lingua | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Erscheinungsbild
Zungen-Hahnenfuß wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 60 bis 120 (50 bis zu 150) Zentimetern. Es werden unterirdische Ausläufer gebildet. Der mit einem Durchmesser von 10 mm kräftige, aufrechte, hohle Stängel ist nur im oberen Bereich wenig verzweigt und kahl oder wenig dicht angedrückt behaart. An der Stängelbasis werden Wurzeln gebildet.
Laubblatt
Die Laubblätter sind grundständig und wechselständig am Stängel angeordnet. Die lang gestielten Grundblätter haben eine eiförmige bis verkehrt-eiförmige Blattspreite mit herzförmiger, stumpfer Spreitenbasis, weisen eine Länge von bis 20 cm und eine Breite von etwa 8 cm auf; sie sind zur Blütezeit verwelkt. Die unteren, mit 1,5 cm kurz gestielten und oberen sitzenden Stängelblätter haben eine Länge von 10 bis 15 cm und eine Breite von 0,7 bis 2 cm; sie besitzen eine längliche bis lanzettliche, papierartige Blattspreite mit einer verschmälerten oder gerundeten Spreitenbasis, glattem Blattrand und spärlich drüsig behaarten Blattflächen.
Blütenstand und Blüte
Die Blütezeit reicht von Mai bis August. An einem Stängelende befinden sich meist drei bis vier, selten bis zu fünf Blüten in einem schirmrispigen Blütenstand mit laubblattähnlichen Tragblättern. Die Blütenstiele sind 2 bis 13,5 cm lang.
Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten haben einen Durchmesser von 2,7 bis 4 (bis zu 5) cm. Der Blütenboden (Receptaculum) ist kahl. Die fünf Kelchblätter sind mit einer Länge von etwa 7 mm elliptisch-eiförmig und an der Unterseite angedrückt flaumig behaart. Die fünf freien, glänzend goldgelben Kronblätter sind mit einer Länge von 1,7 bis 2 cm und einer Breite von 1,4 bis 1,7 cm fächerförmig-verkehrt-eiförmig mit gestutzter Basis. Die Nektargruppe besitzt keine Schuppe. Es sind viele Staubblätter mit länglichen Staubbeuteln vorhanden. Der haltbare Griffel ist sehr kurz.
Frucht
Die mit einem Durchmesser von etwa 9 mm breit eiförmige Sammelfrucht enthält viele Nüsschen. Die kahlen Nüsschen sind mit einer Länge von 2 bis 3 und einem Durchmesser von 1,5 bis 1,8 mm verkehrt-eiförmig mit kurzem Schnabel.
Chromosomensatz
Ranunculus lingua ist hoch polyploid und hat eine Chromosomenzahl von 2n = ca. 112 oder 128.[1]
Ökologie
Der Zungen-Hahnenfuß ist eine Sumpfpflanze bzw. Schaftpflanze mit unterirdischen Ausläufern. Der Stängel ist in Anpassung an den sauerstoffarmen Standort dick und hohl. Die Bestäuber der vorweiblichen Blüten sind u. a. Fliegen und Käfer. Die Früchte unterliegen der Schwimmausbreitung und der Menschenausbreitung; daher ist der Zungen-Hahnenfuß ein Gartenflüchter und ein Kulturrelikt. Die vegetative Vermehrung erfolgt durch die Ausläufer.
Vorkommen
Zungen-Hahnenfuß ist in Europa, in Kasachstan, in Sibirien und zentralen Xinjiang verbreitet. In Norddeutschland kommt er zerstreut bis mäßig häufig mit Schwerpunkten in Flussniederungen, sowie im Hügel- und Bergland Mitteleuropas allgemein selten vor. Er gedeiht auf nassen, periodisch überschwemmten, nährstoffreichen Niedermoorböden; z. B. in Sümpfen, Röhrichten, Großseggenrieden, Erlenbruchwäldern, an Ufern träge fließender Gewässer, in Wassergräben. Er ist eine Charakterart des Verbands Phragmition, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften des Verbands Magnocaricion vor.[2]
Systematik
Die Erstbeschreibung von Ranunculus lingua erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, S. 549.
Nutzung
Der Zungen-Hahnenfuß wird gelegentlich als Zierpflanze an Gartenteichen verwendet.
Literatur
- Wang Wencai, Michael G. Gilbert: Ranunculus in der Flora of China, Volume 6, 2001: Ranunculus lingua, S. 420 - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete – Gewässer, Moore, Auen, Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (bzw. BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2)
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Weblinks
- Ranunculus lingua L., Zungen-Hahnenfuß. FloraWeb.de
- Zungen-Hahnenfuß. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Ranunculus lingua L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. Oktober 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Zungen-Hahnenfuß als Giftpflanze
- Arealkarte bei "Den virtuella floran".
Einzelnachweise
- Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas Florae Europaeae. Band 8, Nymphaeaceae to Ranunculaceae. Helsinki 1989. ISBN 951-9108-07-6, S. 199.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 408.