Zum Seppl
Geschichte des Hauses
Der am heutigen Karlsplatz gelegene Bau entstand nach der Stadtzerstörung von 1693 im Jahr 1704 als großzügiges, giebelständiges Barockhaus auf den Fundamenten eines älteren steinernen Kellers. Es war seither Gaststätte, zunächst mit eigenem Brauereibetrieb. Der heutige Name leitet sich von dem ehemaligen Besitzer Joseph Ditteney († 1890) ab, einem Sohn des gleichnamigen Hirschgassenwirts, der die damalige „Wolf’sche Brauerei“ samt Gaststätte 1848 übernahm. In den 1850er Jahren befand sich im Obergeschoss des Hauses zeitweilig die Rhenanenkneipe.[1] 1885 ging das Lokal an den Gastwirt Heinz über, dessen Witwe das Haus nach seinem bald erfolgten Tod an die Familie Gugel veräußerte. Diese führte es bis 1911. Anfang der 1890er Jahre wurde der Braubetrieb eingestellt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Ausstattung
1884 wurde das Haus offizielles Lokal des Heidelberger Senioren-Convents. Es erhielt die Buntglasfenster mit den Farb- bzw. Wappenschilden der damaligen fünf Heidelberger Corps. Hintergrund war eine Auseinandersetzung des SC mit einer ortsansässigen schwarzen Verbindung im Wintersemester 1882/83, in deren Verlauf der Akademische Senat etliche Karzerstrafen verhängte, unter anderem gegen fast alle Chargierten des SC. Dies veranlasste eine Intervention der Heidelberger Bürgerschaft, die „in den Vorgängen eine unbillige Behandlung der Corps [sah], mit denen sie sich mehr oder weniger eins, auf Gedeih und Verderb verbunden fühlte.“[2] Joseph Ditteney führte eine Delegation der Bürgerschaft nach Karlsruhe an, die bei Großherzog Friedrich I. mit Erfolg Fürsprache einlegte. Zur Erinnerung stifteten die Corps die fünf Fenster.
Im Innern befinden sich an den Wänden überwiegend Bilder der Corps aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Traditionell hatte jedes Heidelberger Corps seinen eigenen Tisch. Das rustikale Interieur steht unter Denkmalschutz.
Bedeutung
Im Mai 1935 war der Seppl der Ausgangsort der Ereignisse, die zum reichsweit bekannt gewordenen Heidelberger Spargelessen führten. 1951 war er unter anderem Schauplatz des Films Heidelberger Romanze mit Liselotte Pulver und O. W. Fischer, 1959 Kulisse in der Verfilmung Alt-Heidelberg von Ernst Marischka. Heute ist das Lokal eine bedeutende Heidelberger Touristenattraktion und das bekannteste historische Studentenlokal überhaupt.
Einzelnachweise
- Berthold Kuhnert: Geschichte des Corps Rhenania Heidelberg, Heidelberg 1913, S. 326
- Geert Seelig: Ein Heidelberger Bursch vor fünfzig Jahren. Von deutschen Studenten, Schleswig-Holsteinischer Juristerei und Soldatentum in Berlin im Bismarck´schen Reich, Heidelberg 1933, S. 125
Literatur
- Bernd Müller: Architekturführer Heidelberg. Bauten um 1000-2000, Mannheim 1998, S. 62
- Volker von Offenburg: Prost Heidelberg! Die Geschichte der Heidelberger Brauereien und Bierlokale, Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2005, S. 79–82
- Landesamt für Denkmalpflege (Herausgeber): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadtkreis Heidelberg, Thorbecke-Verlag 2013, ISBN 978-3-7995-0426-3
Weblinks
- Seite des Seppl
- Gasthaus „Zum Sepp’l“, Regierungspräsidium Stuttgart Landesamt für Denkmalpflege