Zombiebank
Als Zombiebank wird eine Bank bezeichnet, die gleichzeitig eine Zombiefirma ist: Sie ist eigentlich insolvent, existiert aber weiterhin und betreibt Bankgeschäfte.[1] Dieser polemische, aus dem Englischen stammende Begriff wurde im Zuge der Finanzkrise ab 2007 auch im deutschen Sprachraum verwendet.[2][3] Im Englischen wurde der Begriff erstmals von Edward Kane 1987 verwendet, um die Gefahren zu beschreiben, die eine Tolerierung von zahlreichen insolventen Spar- und Kreditbanken mit sich bringt.[4]
Begriff
Erstmals verwendet wurde der Begriff zombie bank im Jahr 1987 von Edward J. Kane, damals Professor für Banking und Geldpolitik an der Ohio State University. Er wies auf die Gefahren hin, die entstehen, wenn eigentlich insolvente Banken und Versicherungen weiter am Markt zugelassen werden.[5][6] Später warnte Kane vor der anstehenden japanischen Bankenkrise.[5][6] Auch in seinen Arbeiten zur Peso-Krise von 1994 und der Asienkrise 1997 und 1998 verwendete der nun am Boston College wirkende Professor den Begriff.[7]
Der Harvard-Professor Niall Ferguson benutzte den Begriff beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2009 und meinte, dass es im Prinzip schon längst solche Institute gebe, man sei allerdings „zu höflich“, das auch zu sagen.[8]
Eine Zombiebank ist demnach ein Finanzinstitut, das durch Kreditausfall oder Spekulationsverluste eigentlich bereits einen deutlichen negativen net asset value (Substanzwert) hat, aber in seiner Bilanz immer noch einen positiven Buchwert aufweist, da faule Kredite und Forderungen noch immer als werthaltige Aktiva, die eigentlich bereits hätten abgeschrieben werden müssen, ausgewiesen werden. Das Management einer Zombiebank versucht stattdessen, diese Abschreibungen hinauszuzögern und bestehende Probleme zu verschweigen, da es sonst sofort zu einem Bankenrun kommen würde. In diesem Fall wäre die Bank nicht nur überschuldet, sondern auch illiquide – also zahlungsunfähig. Das Management hofft in dieser Phase typischerweise auf einen rettenden Investor oder staatliche Unterstützung, kann sich dabei strafrechtlich allerdings bereits des/der fahrlässigen oder betrügerischen Bankrotts/Krida bzw. der Insolvenzverschleppung schuldig machen.
Zur Herkunft des Namens vgl. Zombie.
Abgrenzung
Die Zombie-Bank ist nicht zu verwechseln mit der Bad Bank, die vom Staat oder von Bankenverbänden mit dem Ziel gegründet wird, faule Kredite und Forderungen von in Schwierigkeiten geratenen Banken zu übernehmen. Bei der Bad Bank wird also von Anfang an zugegeben, dass die Kredite und Forderungen keinen oder nur noch einen sehr geringen Wert haben.
Einzelnachweise
- vgl. Financial Times Deutschland, Lexikon der Bürosprache (Memento vom 1. September 2009 im Internet Archive)
- Focus: „Bad Bank“ – Brauchen wir die Zombie-Bank? 23. Januar 2009
- Der gute Kapitalismus: ... und was sich dafür nach der Krise ändern müsste, Kapitel 3.2: Eine Bad Bank – aber richtig in der Google-Buchsuche
- Kane, Edward J.: The S&L Insurance Mess: How Did It Happen? Urban Institute Press, Washington D.C. 1989, ISBN 978-0-87766-468-0.
- Edward J. Kane: The S&L Insurance Mess: How Did It Happen?. Urban Institute Press, Washington, D.C. 1989, ISBN 978-0877664680.
- What Lessons Should Japan Learn from the U.S. Deposit-Insurance Mess?. In: Elsevier (Hrsg.): Journal of the Japanese and International Economics. 7, Nr. 4, Dezember 1993, S. 329–355. ISSN 0889-1583. doi:10.1006/jjie.1993.1021.
- Edward J. Kane: What lessons might crisis countries in Asia and Latin America have learned from the savings and loan mess. In: James R. Barth, Susanne Trimbath, Glenn Yago: The savings and loan crisis: lessons from a regulatory failure. Springer, 2004, ISBN 9781402078712
- Der Spiegel: Ökonomen zerpflücken Obamas Rettungsplan. 30. Januar 2009