Zofia Posmysz
Zofia Posmysz (verheiratete Zofia Posmysz-Piasecka; * 23. August 1923 in Krakau) ist eine polnische Redakteurin und Autorin.
Leben
Als 18-Jährige wurde Zofia Posmysz 1942 von der Gestapo in Krakau beim Verteilen von Flugblättern verhaftet und wochenlang verhört und danach in deutsche Konzentrationslager verschleppt. Nach zweieinhalb Jahren im KZ Auschwitz-Birkenau (Frauenlager, Landwirtschaftskommando) kam sie in das KZ Ravensbrück, wo sie am 2. Mai 1945 von der US-Armee befreit wurde.
Nach dem Krieg studierte sie in Polen (Universität Warschau) und arbeitete bei Radio Polen als Kulturredakteurin. Ihr Hörspiel Pasażerka erschien 1962 als Buch.
Sie schuf das Hörspiel Pasażerka z kabiny 45 (Die Passagierin aus der Kabine 45), das sowohl als Vorlage zu Mieczysław Weinbergs Oper Die Passagierin als auch zum Drehbuch des Films Pasażerka (Die Passagierin) von Andrzej Munk diente. Der Regisseur des Films starb bei einem Autounfall 1961 während der Dreharbeiten. Der Film wurde von seinen Mitarbeitern zu Ende geführt und 1963 uraufgeführt.
2015 war sie eine von 19 Überlebenden des KZ Auschwitz, deren Erzählung in der umfassenden Titel-Reportage Die letzten Zeugen des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel aufgenommen wurde.[1] Acht verschiedene Porträts Überlebender, gestaltet von den Fotografen Sara Kewkowicz und Dmitrij Leltschuk, wurden als Cover ausgesucht und abgedruckt, eines davon jenes von Zofia Posmysz.
Zitat
„Mich hat Auschwitz nie verlassen.“[1]
Werke
Auf Polnisch erschienene Werke:
- Znam katów z Belsen… (1945) (Ich kenne die Henker aus Belsen)
- Pasażerka (1962; 1963 verfilmt von Andrzej Munk)
- Przystanek w lesie (1965, Erzählungen) (Haltestelle im Walde)
- Cierpkie głogi (1966, Drehbuch, verfilmt 1966 von Janusz Weychert) (Bittere Hagebutten)
- Mały (1970, Drehbuch, verfilmt 1970 von Julian Dziedzina) (Der Kleine)
- Wakacje nad Adriatykiem (1970), (Ferien an der Adriaküste)
- Mikroklimat (1975), (Mikroklima)
- Drzewo do drzewa podobne (1977), (Der Baum, an anderen Baum ähnelnd)
- Cena (1978), (Der Preis)
- Ten sam doktor (1981), (Derselbe Doktor)
- Wdowa i kochankowie (1988), (Die Witwe und die Liebhaber)
- Do wolności, do śmierci, do życia (1996), (Zur Freiheit, zum Tode, zum Leben; deutscher Titel: Befreiung und Heimkehr)
Auf Deutsch erschienen:
- Die Passagierin. Nachdruck der 1969 im Berliner Verlag Neues Leben erschienenen Ausgabe als Book on Demand. BoD – Books on Demand, Norderstedt 2010 (Übersetzung: Peter Ball)
- Urlaub an der Adria. Verlag Neues Leben, Berlin 1985 (Übersetzung: Hubert Schumann)
- Christus von Auschwitz. Herausgeber: Stiftung für die IJBS und Konrad Adenauer Stiftung in Polen. Oświęcim 2011, 2014 (2. erweiterte Auflage)
- Befreiung und Heimkehr. BoD – Books on Demand, Norderstedt 2014 (Übersetzung: Sabine Leitner)
Ehrungen
- 1964 – Auszeichnung – Ritterkreuz des Ordens Polonia Restituta (dt.: Orden der Wiedergeburt Polens, zweithöchste zivile Auszeichnung in Polen)
- 1970 – Offizierskreuz des Ordens Polonia Restituta
- 1976 – Preis des Komitees für Rundfunk und Fernsehens für Erfolge im Gebiete der Hörspiele
- 2007 – Witold-Hulewicz-Preis
- 2008 – Preis des Ministers für Kultur "für bedeutende Erfolge in der Förderung polnischer Kultur"
- 2012 – Bundesverdienstkreuz am Bande[2]
- 2015 – Jahreskongress und DIALOG-Preis der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband
- 2020 – Orden des Weißen Adlers[3]
Rezeption
- Ihre Novelle Pasażerka diente auch dem Libretto von Alexander Medwedew für die Oper Die Passagierin, op. 97 von Mieczysław Weinberg, als Vorlage; deren Uraufführung am 21. Juli 2010 bei den Bregenzer Festspielen bzw. im Wielki-Theater (Wielkiego Opera Narodowa) erfolgte.
Literatur
- Maria Anna Potocka: Zofia Posmysz. Die Schreiberin 7566, Auschwitz 1942–1945, Göttingen: Wallstein 2019, ISBN 978-3-8353-3482-3.
Weblinks
- Literatur von und über Zofia Posmysz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Zofia Posmysz: Am Morgen sang der Rabbi ein Kaddisch, ein Gebet für die Toten. In: Der Spiegel. Nr. 5, 2015, S. 50–69 (online).
- Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz: Bundesverdienstkreuz. 2. August 2012, abgerufen am 18. Juni 2016.
- Auschwitz-Überlebende und Autorin Posmysz mit dem höchsten Polnischen Orden ausgezeichnet, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 25. Januar 2020.