Zentrum für Internationale Friedenseinsätze
Das Berliner Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) ist eine gemeinnützige GmbH und wurde 2002 von der Bundesregierung und dem Bundestag gegründet. Die Bundesregierung verfügt damit über eine Durchführungsorganisation für die Rekrutierung, Vorbereitung und Vermittlung von Personal für internationale zivile Friedenseinsätze und Wahlbeobachtungseinsätze. Das ZIF befindet sich derzeit in einem Transformationsprozess hin zu einer vollwertigen Entsendeorganisation für deutsche Experten in zivile Friedenseinsätze und Wahlbeobachtungseinsätzen. Gesellschafterin des ZIF ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Auswärtige Amt (AA). Im Aufsichtsrat sind Staatsminister oder Staatssekretäre des Auswärtigen Amts, des Bundesverteidigungsministeriums, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und des Bundesinnenministeriums sowie Abgeordnete aller Bundestagsfraktionen vertreten. Ein internationaler Beirat unterstützt die Arbeit des ZIF. Direktorin und Geschäftsführerin des ZIF ist seit 2009 Almut Wieland-Karimi, Sitz der Gesellschaft ist Berlin-Wilmersdorf.[1]
Allgemeines
Anlass für die Gründung des ZIF waren die Entwicklungen auf dem Balkan ab Mitte der 1990er Jahre und der daraufhin sprunghaft angestiegene Bedarf an zivilen Experten in Friedenseinsätze. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, veranlasste die deutsche Regierung die Entwicklung und Realisierung eines Kompetenzzentrums unter Leitung des Gründungsdirektors Winrich Kühne.
Seit seiner Gründung bietet das ZIF Dienstleistungen und Expertise rund um das Thema Friedenseinsätze „aus einer Hand“ an. Dieser integrierte Ansatz, der Training, Human Resources, internationales Capacity Development und Analyse unter einem Dach vereint, ist inzwischen als weltweit führendes Modell anerkannt. Ähnliche Zentren haben die schwedische und finnische Regierung mit der Folke Bernadotte Academy und dem Crisis Management Centre aufgebaut.
Schwerpunkte des ZIF sind zurzeit (2016) die Special Monitoring Mission (SMM) der OSZE in der Ukraine, die Koordination von europäischen Trainingsinstitutionen (ENTRi), die Förderung von Rechtsstaatlichkeit in Nachkriegsgesellschaften und Krisengebieten, Wahlen und Wahlbeobachtung, die Förderung eines „vernetzten Ansatzes“ zwischen militärischen, polizeilichen und zivilen Akteuren in Friedenseinsätzen, Einsatzwissen und -auswertung, Fürsorgefragen für zivile Experten sowie Friedensmediation und Mediation Support.[1]
Aufgaben
Aufgabe des ZIF ist die Leistung eines deutschen Beitrag zur Stärkung internationaler ziviler Kapazitäten zur Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung. Kernmandat des ZIF ist daher
- die Qualifizierung und Bereitstellung von Zivilpersonal für Friedenseinsätze und Wahlbeobachtungseinsätze sowie
- die Erarbeitung von unabhängigen Analysen und Konzepten zu Peacekeeping und Peacebuilding.[1]
ZIF-Expertenpool
Das ZIF ist der zentrale deutsche Ansprechpartner für zivile Fachkräfte in internationalen Friedenseinsätzen und Wahlbeobachtungseinsätzen – vor, während und nach dem Einsatz. Als Organisation der Bundesregierung unterstützt das ZIF das Auswärtige Amt dabei, qualifiziertes Personal für Friedenseinsätze u. a. der Europäischen Union (EU), der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Nordatlantikpakt-Organisation (NATO) und der Vereinten Nationen (UN) sowie für Wahlbeobachtungseinsätzen der EU und der OSZE auszuwählen, zu vermitteln, vorzubereiten und zu begleiten.
Der ZIF-Expertenpool umfasst derzeit circa 1.400 Profile von Fach- und Führungskräften aus unterschiedlichen Bereichen. Gesucht werden Experten mit immer spezielleren Berufserfahrungen und Sprachkenntnissen. Ohne eine Mitgliedschaft in dem Expertenpool sind Vermittlung und Einsatz in den Einsätzen sowie die Tätigkeit als Wahlbeobachterin oder Wahlbeobachter für OSZE und EU grundsätzlich nicht möglich. Die Eignung hierfür wird u. a. durch Competency Based Interviews (CBIs) und die erfolgreiche Teilnahme an dem ZIF-Grundkurs festgestellt.[2]
Training und Internationales Capacity Development
Das ZIF bietet Trainingskurse für zivile Fach- und Führungskräfte für internationale Friedens- und Beobachtungseinsätze. Hier werden u. a. zweiwöchige Grundkurse, Wahlbeobachtungskurse und verschiedene Spezialisierungskurse angeboten. Bei allen Trainingskursen und auch in der Kooperation steht der „vernetzte Ansatz“ im Mittelpunkt. Das ZIF bildet gemeinsam mit Trainingseinrichtungen der Bundeswehr und der Entwicklungszusammenarbeit die Nationale Trainingspartnerplattform.[3] Seit 2017 nimmt das ZIF dazu auch an der militärischen Übung Blue Flag - Fo(u)r Peace Central Europe mit Wahlbeobachtern teil.
Auch berät das ZIF im Rahmen zahlreicher Kooperationsprojekte andere Institutionen wie die Afrikanische Union bei der Schulung von zivilem Personal oder bei der Entwicklung von Trainingskursen. Das ZIF koordiniert zudem die Initiative Europe's New Training Initiative for Civilian Crisis Management (ENTRi) und bietet auch die Beratung und die Durchführung von maßgeschneiderten Trainingskursen für andere Auftraggeber an.[4]
Analyse
Das ZIF bietet Beratung und Analysen mit einsatzrelevanten Hintergründen und Informationen sowie Workshops und Konferenzen, um eine Dialogplattform zu bieten, zivile Krisenprävention zu stärken, Lessons Learned-Prozesse voranzubringen und den Austausch zwischen politischen Entscheidern und Praktikern „aus dem Feld“ zu fördern. So wird nicht nur der nationale wie internationale Dialog zwischen Politik und Praxis gestärkt, sondern auch einen Beitrag zur öffentlichen Debatte über zivile Krisenprävention und internationale Friedenseinsätze geleistet.[5]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Über das ZIF. Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, abgerufen am 3. Januar 2017.
- ZIF-Expertenpool. Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, abgerufen am 3. Januar 2017.
- Training. Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, abgerufen am 3. Januar 2017.
- Partner und Kooperationen. Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, abgerufen am 3. Januar 2017.
- Analyse. Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, abgerufen am 3. Januar 2017.