Zehentstadel Heroldingen
Der Zehentstadel Heroldingen ist eine ehemalige Scheune in Heroldingen, einem Stadtteil der Stadt Harburg im Regierungsbezirk Schwaben, die zur Annahme und Aufbewahrung der Naturalsteuer Zehnt diente.
Beschreibung
Im Ortskern von Heroldingen (Stadt Harburg, Schwaben) fällt der imposante Zehentstadel (oder Zehntstadel) mit seinem mächtigen Vollwalmdach auf. Die Nonnendachziegel entsprechen denen der Stadtmauer Nördlingen. Den guten baulichen Zustand verdankt der trutzige Bau vor allem dem Verein Rieser Bauernmuseum, der ihn 1978 grundlegend renovierte. Der Zehntstadel war das erste erfolgreich abgeschlossene Projekt des fünf Jahre zuvor gegründeten Vereins mit Sitz in Maihingen, in dem es galt, ein historisch bedeutsames Baudenkmal an Ort und Stelle herzurichten, um es mit landwirtschaftlichen Arbeitsgeräten und Maschinen unserer Vorfahren zu bestücken. Somit wird das Gebäude als Bauernmuseum genutzt.
Geschichte
1688 und 1722 erfolgten große Reparaturen am Vorgängerbau, der mindestens seit Beginn des Dreißigjährigen Kriegs existierte. Ende Mai 1739 riss man den heruntergekommenen, wahrscheinlich 120 Jahre alten Bau ab. Bereits am 31. August 1739 war der heute bestehende Zehentstadel errichtet. Nach der Ablösung des Zehntwesens (1848) verkaufte Fürst Karl von Oettingen-Wallerstein am 23. April 1861 die Scheune an Privatleute. Nach weiteren Verkäufen und Vererbungen war schließlich ab dem 7. Mai 1975 der Verein Rieser Bauernmuseum Eigentümer des heruntergekommenen Heroldinger Zehentstadels. Am 31. Juli 1978 konnten die aufwändigen Restaurierungsarbeiten im Zusammenwirken mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgeschlossen werden, so dass am 24. September 1978 ein großes Einweihungsfest mit dem damaligen bayerischen Staatsminister Anton Jaumann als Schirmherrn gefeiert werden konnte. Am 1. Oktober 1989 fand die Feier zum 250-jährigen Bestehen des Zehentstadels statt, das 275-jährige Jubiläum wurde am Tag des offenen Denkmals in würdigem Rahmen am 14. September 2014 begangen.
Nutzung als Museum
Im Innern des Gebäudes befindet sich u. v. a. ein Bindemäher aus dem Jahr 1937, eine kaum eingesetzte Holzegge und eine Stiftendreschmaschine aus dem Besitz ehemaliger Heroldinger Bauern. Der Lanz-Bulldog aus dem Jahr 1921, den die ehemals selbstständige Gemeinde Heroldingen zum Steinbrechen in der nahen Kiesgrube verwendet hatte, dürfte die Hauptattraktion sein. Bei den genannten Festen setzte ihn ein nur ein Jahr jüngerer ehemaliger Heroldinger Landwirt unter großem Beifall in Betrieb. Der Rieser Bauernmuseums- und Mühlenverein e.V., wie der Verein Rieser Bauernmuseum nach dem Zusammenschluss mit dem Rieser Mühlenverein heißt, ist bemüht, das Gebäude unter teils hohem finanziellen Aufwand zu erhalten. Zumindest einmal jährlich sollen die Torflügel des Zehentstadels für Interessierte geöffnet werden. Doch auch außer der Reihe ist nach Absprache ein Blick ins Innere möglich.
Literatur
- Theodor Schmolze, Josef Hopfenzitz, Ernst Dettweiler: Der Zehntstadel in Heroldingen. Verein Rieser Bauernmuseum e.V., 1978
- Ernst Dettweiler: Heroldingen einst und heute. Heroldingen 1995, S. 33 ff.
- Ralf Hermann Melber: 275 Jahre Zehentstadel Heroldingen. Stadt Harburg (Schwaben) 2013, Harburger Hefte 12 S. 207–210 u. 226 ff.
- Ralf Hermann Melber: Feste rund um den Zehentstadel Heroldingen. Stadt Harburg (Schwaben) 2015, Harburger Hefte 13 S. 88 ff.