Zahlvater
Zahlvater ist ein Ausdruck der Umgangssprache, der in den deutschsprachigen Ländern auch in die Amts- und Rechtssprache Eingang gefunden hat.
Frühere Bedeutung
In den 1920er-Jahren konnte für ein uneheliches Kind die Vaterschaft bei Gericht erklärt bzw. festgestellt werden. Ob man dann aber tatsächlich im standesamtlichen Geburtseintrag des Kindes als Vater registriert wurde, war vom Antrag des Vaters und damit quasi auch seinem gesellschaftlichen Bekenntnis zum Kind abhängig.
Väter, die nur bereit waren zu zahlen, aber nicht in der Geburtsurkunde des Kindes erscheinen wollten, wurden als „Zahlväter“ bezeichnet.
Heutige Bedeutung
Der Ausdruck bezeichnet im Allgemeinen einen Vater, der in seiner Vaterrolle auf die Pflicht zum finanziellen Unterhalt seines Kindes beschränkt wird. Er wird umgangssprachlich vor allem als Selbstbezeichnung und Ausdruck der Betroffenheit von unehelichen, geschiedenen oder getrennt lebenden Vätern verwendet, die sich an der Ausübung ihrer Umgangs- oder Sorgerechte durch die Gesetzeslage, durch die Rechtsprechung oder durch das Verhalten der Mutter des Kindes gehindert sehen.
In Deutschland ist durch § 1626 Abs. 3 BGB festgelegt, dass ein Kind zu seiner ungestörten Entwicklung des regelmäßigen Umgangs mit beiden Elternteilen bedarf. Deutsche Familiengerichte sind außerdem seit einigen Jahren dazu übergegangen, bei einer Scheidung im Regelfall für ein gemeinsames Sorgerecht beider Eltern zu entscheiden, sofern aus der Sicht des Gerichts keine übergeordneten Interessen des Kindes entgegenstehen. Bei unehelichen Kindern ist ein gemeinsames Sorgerecht nur mit Einwilligung der Mutter möglich. Verweigert ein Elternteil dem anderen die Ausübung seiner Rechte in Bezug auf das gemeinsame Kind, so kann dies in besonders schwerwiegenden Fällen auch zu einer Abänderung des Sorgerechts führen.
In der Rechtssprache wird „Zahlvater“ und „Zahlvaterschaft“ auch mit abweichender Bedeutung verwendet, wenn keine leibliche Vaterschaft, aber trotzdem Unterhaltspflicht für ein uneheliches Kind der Ehefrau besteht.
Siehe auch
- Kuckuckskind (Kind eines anderen Mannes, dass als Kind des Partners ausgegeben wird)
- Deutsches Umgangsrecht für Elternteile und Kinder in Trennungsfamilien
Weblinks
- Anne Seith: Trennungsdrama: Wie Väter diskriminiert werden. In: Der Spiegel. 4. August 2017 („Väter können auch zu Opfern werden. Sie müssen Unterhalt zahlen, werden aber als Elternteil oft nicht ernst genug genommen“).
- Martin Senti: Zorro, der zornige Zahlvater. (Memento vom 30. Oktober 2013 im Internet Archive) In: NZZ.ch. August 2005 (Zahlväter in der Schweiz).