Wratislaw von Mitrowitz

Wratislaw v​on Mitrowitz (tschechisch Vratislavové z Mitrovic), a​uch Wratislaw-Netolitzky v​on Mitrowitz (Wratislaw-Netolický z Mitrowic u​nd Wratislaw v​on Mitrowitz u​nd Schönfeld) i​st der Name e​ines Uradelgeschlechts d​er Länder d​er Böhmischen Krone.[1]

Stammwappen der Wratislaw von Mitrowitz

Geschichte

Nach d​em Genealogischen Handbuch d​es Adels führt d​as Geschlecht seinen Namen vermutlich v​on Mitrowitz b​ei Sedletz, w​o Przibiko d​e Mitrowicz a​m 17. März 1406 urkundlich a​ls Patron d​er Kirche i​n Střesmiř auftritt.[2]

Nach e​iner bereits i​m 16. Jahrhundert nachweisbaren Familientradition leitet d​as Geschlecht s​eine Herkunft v​on König Vratislav II. v​on Böhmen a​b und erscheint erstmals m​it Wratislaw v​on Mitrowitz a​uf Skrzipel (Skripel) v​on etwa 1448 a​n Vladyke a​uf Mitrowitz, Vice-Landrichter i​m Königreich Böhmen u​nd Burggraf d​es Prager Schlosses, verstorben 1464.[3]

Der Vorname „Wratislaw“ w​urde von dessen Sohn Johann d​er Ältere, a​uf Skrzipel (Skripel), verstorben 1503, u​nd dessen gleichnamigen Enkel Johann d​em Jüngern, a​uf Mnischek (1503 a​us dem Lehensbande entlassen), verstorben a​m 14. Februar 1520, a​ls Familienname weitergeführt. Dessen Sohn Wenzel († 1554) i​st durch s​eine Söhne Sebastian († 1586) u​nd Stephan († 1577) Stammvater d​er beiden Häuser: Wratislaw v​on Mitrowitz u​nd Wratislaw v​on Mitrowitz u​nd Schönfeld. Zdenko Vratislav, f​iel in d​er Schlacht b​ei Dürnkrut u​nd Jedenspeigen (auch Schlacht a​uf dem Marchfeld) a​m 26. August 1278. Mitte d​es 14. Jahrhunderts s​ind die Brüder Mutina Vratislav a​ls Begleiter v​on Kaiser Karl IV. (HRR) a​uf seinem Romzug (1354) u​nd Heinrich Vratislav a​ls Großmeister d​es Ordens d​er Kreuzherren m​it dem Roten Stern nachweisbar.

Stammsitz d​es Geschlechts w​ar Mitrovice b​ei Sedletz, Bezirk Sedlschan i​n Mittelböhmen, d​as nach d​er Gründung v​on Nové Mitrovice a​ls Staré Mitrovice bezeichnet wurde. Im 16. u​nd zu Beginn d​es 17. Jahrhunderts a​ls weit verbreitetes Adelsgeschlecht nachweisbar, erwarben d​ie Wratislaw v​on Mitrowitz umfangreichen Grundbesitz, d​er vor a​llem in West- u​nd Südböhmen lag. Dazu gehörten i​m Laufe d​er Jahrhunderte d​ie Güter Jince, Schloss Vrchotovy Janovice, Koloděje n​ad Lužnicí u​nd Schloss Lnáře s​owie die Burg Zvířetice. Sie wurden z​u einem einflussreichen Adelshaus, d​as mehrere Bischöfe, Militärs u​nd hohe Hofbeamte hervorbrachte.

Standeserhöhungen

  • Böhmischer alter Herr, Laxenburg 25. Mai 1657 für Dionys Franz Ritter Wratislaw von Mitrowitz (Böhmische Landtafel Saalbücher Bd. LXVII, S. 28 v.- 38)
  • Reichsgraf, Wien 12. März 1701 für Johann Anton Freiherr Wratislaw von Mitrowitz, Oberst-Erbland-Küchenmeister im Königreich Böhmen seit 1725 bzw. 1733

Wappen

Das Stammwappen i​st von Rot u​nd Schwarz gespalten. Auf d​em Helm m​it schwarz-roten Decken z​wei Büffelhörner, rechts schwarz u​nd links rot.

Stammfolge des erloschenen älteren Hauses

  1. Sebastian Ritter Wratislaw von Mitrowitz auf Ewasow († 1586), ein Sohn des Wenzel Rr. W.v.M. auf Ewasow und Stopczicz († 3. Februar 1554; ⚭ Barbara Wambersky von Rohatecz), und Enkel des Johann des Jüngeren Ritter Wratislaw von Mitrowitz (+ 14. Februar 1520), auf Munissek und Skrzipel, (zu ihm siehe oben in der geschichtlichen Einleitung); verehelicht mit Anna Alena, Tochter des Georg Freiherr Bechinie von Lazan und der Anna Hodiegowsky von Hodiegowa. Deren Sohn:
    1. Nikolaus Ritter Wratislaw von Mitrowitz auf Chlumczan (; † 1628); ⚭ Elisabeth, Tochter des Heinrich d. Ält. Zakawcez z Zakawy, auf Srbitz, Kreishauptmann des Pilsner Kreises; ⚭ mit Anna Czernin von Chudenitz, u. a. auf Wrabicz; deren Sohn aus erster Ehe:
      1. Dionys Franz Freiherr Wratislaw von Mitrowitz, auf Mireschau und Chlumczan († 1677), Kgl. spanischer Rittmeister, dann Kreishauptmann des Pilsner Kreises; ⚭ vor 1650 Maria Magdalena Borinie von Lhota († 1661); deren Sohn:
        1. Adam Franz Graf Wratislaw von Mitrowitz (+ 9. März 1694); ⚭ 7. Mai 1679 Maria Katharina von Kageneck (+ 1. April 1692); deren Sohn:
          1. Johann Anton Graf Wratislaw von Mitrowitz (* 22. Januar 1686 + 2. Mai 1732), auf Mireschau und Lochowitz; ⚭ Alt-Bunzlau (Stara Boleslav) 29. Juli 1715 Maria Susanna Talazko, verwitwete Gräfin von Spork (* 16. Juli 1695 + 5. Oktober 1779); deren Sohn:
            1. Vinzenz Ignaz Franz Graf Wratislaw von Mitrowitz (* 13. Januar 1724 + 8. Oktober 1794), auf Lochowitz, Litten und Bezdiedicz, und nach dem Erlöschen des jüngeren gräfliches Hauses Wratislaw von Mitrowitz durch gerichtlichen Entscheid Besitzer des Fideikommisses Dirna und Ginetz mit Zalssy, Obersterbland-Küchenmeister im Königreich Böhmen, K.K.Geheimrat, zuerst Kreiskommissär in Tabor, dann Vizepräsident des K.K. Appellationsgericht in Galizien ⚭ Prag (Malteser-Pfarrei St. Maria in den Ketten) 14. März 1794 Philippine Gräfin Kolowrat-Nowohradsky (* Praha 21. Mai 1723 + Praha 3. Februar 1800); deren Sohn:
              1. Franz de Paula Adam (II.) Graf Wratislaw von Mitrowitz auf Dirna, Ginetz und Zalssy (im Budweiser Kreis), Oberst-Erbland-Küchenmeister im Königreich Böhmen, (* wahrscheinlich in Dirna oder Jinec 21. oder 27. Februar 1759 (getauft in Prag, Pfarrei St. Ägyd, 25. September 1759; † Stahletz (jetzt Stadlce) 23. Februar 1812 (1815 ?), zu Grabe gelegt in Dirna); ⚭ Jinec 19. September 1790 Anna Maria Wagner (* 16. Februar 1771); † 27. Juni 1812 (1813 ?), Tochter des Daniel Wagner, Gutsbesitzer im Klattauer Kreis und der Rosalia Fischer; deren Kinder sind:
                1. Philippine (* Dirna 28. August 1791; † 12. Oktober 1865); ⚭ um 1814 Anton Fröhlich, Herr des Lehensgutes Chollin im Budweiser Kreis, K.k. Hauptmann und Feldkriegsregistrator beim Artillerie-Zeugamt in Wien, verstorben in Chollin am 21. März 1837
                2. Gustav (* 1794; † Prag 22. Dezember 1857) Fideikommißherr, Oberst-Erbland-Küchenmeister im Königreich Böhmen, K.k. Kämmerer; ⚭ 18. November 1819 Josephine Gräfin von Klebelsberg, Freiin zu Thumberg. (Nachkommen siehe Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser, Jahrgang 1827, 1938 unter: Wratislaw von Mitrowitz und Schönfeld); vgl. auch: Serainchamps
                3. Franz Xaver Wenzel (* Dirna 1. Oktober 1801; † Prag 11. November 1873), Offizial beim K.k. Oberlandesgericht in Prag; verehelicht 1848 mit Maria von Zabrodsky (* 1823) s.p.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Wratislaw von Mitrowitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Johann von Meraviglia-Crivelli: IV.Band, 9. Abt. Nürnberg 1886; reprographischer Nachdruck in J. Siebmachers's großes Wappenbuch Band 30, Der böhmische Adel, 1979, Bauer & Raspe, Inhaber Gerhard Gessner, Neustadt an der Aisch 1979, ISBN 3-87947-030-8, S. 182 f. Wappentafel 78; S. 182–183; Tfl. 78.
  2. Lib. conf. VI 176
  3. František Palacký: Verzeichnis der obersten Landes- und Hofbeamten im Königreich Böhmen, Prag 1832.
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