Wolfheart
Entstehung
Die 1994 veröffentlichte EP Under the Moonspell bescherte der Band ausreichend Bekanntheit, um als „Spitzenreiter der portugiesischen Metal-Szene“ einen Vertrag mit Century Media abzuschließen.[1] Hinzukommend eröffnete es der Band die Möglichkeit, das Album von Waldemar Sorychta in den Woodhouse Studios in Hagen produzieren zu lassen. Die Arbeit in den Woodhouse Studios mit Sorytchta war laut Fernando Ribeiro seit der Band-Gründung eine Wunschkonstellation für eine Albumproduktion.[2][1]
Titelliste
- Wolfshade (A Werewolf Masquerade) – 7:43
- Love Crimes – 7:34
- …Of Dream and Drama (Midnight Ride) – 3:59
- Lua d’Inverno – 1:48
- Trebaruna – 3:30
- Vampiria – 5:36
- An Erotic Alchemy – 8:05
- Alma mater – 5:38
- Bonustitel der Digipack-Version
- Ataegina – 4:01
Musikstil und Texte
Während Moonspell bis 1994 Black Metal mit Folk-Elementen spielte, finden sich auf Wolfheart auch Elemente aus dem Gothic Rock, Folk Metal und auch Progressive Metal.[3] Zu den Einflüssen der Band zählen Bathory[4], Root,[4] Morbid Angel,[4] Samael,[4] Tiamat,[4] Carcass,[4] Fields of the Nephilim,[4][5][6][7] The Cure[4] und Metallica.[4] Die Musik ist auch in den black-metal-lastigen Passagen sehr melodisch.[8] Es fielen Vergleiche mit Tiamat,[9] Samael,[9] Danzig[10] und Bathory,[10] die gothic-lastigen Passagen wurden auch mit Type O Negative verglichen[8] und Ribeiros tiefer Klargesang mit dem von Type O Negatives Sänger Peter Steele.[11][12] Daneben setzt er auch black-metal-typischen, harschen gutturalen Gesang und vereinzelt auch Growling ein.
Die Band zeigte ein starkes Interesse an der vorchristlichen Geschichte ihres Landes und sah dieses „als Alternative, als kritische Alternative zum Satanismus etwa“ an, womit sie sich vom traditionellen Black Metal entfernte; den Satanismus sah Bassist Pedro João „Ares“ Escoval als bloßes „Instrument […]. um sein Mißfallen mit der institutionalisierten Geschichte und Kulturauffassung seines Landes auszudrücken“ an. Wegen Moonspells Interesses an der eigenen Kultur stellte Ares klar, nicht nationalistisch zu sein.[13] Aufgrund der Texte bezeichnete Hanno Kress vom Rock Hard die Musiker als „böse, stolze Helden der portugiesischen Viriathuskultur, die ein Problem mit den Frauen haben“; diese würden in den Texten als „immer so geil wie in einem SAT1-Wochenendfilm, perfekt wie aus der Frauenzeitschrift ‚Joy‘, schön und gemein wie Joan Collins im Denver Clan und stets willig, mit irgendeinem dieser Typen abzuhauen“ dargestellt, und beim Zitieren des Marquis de Sade sehe die Band „nur seine exzessiven Sexorgien, aber nicht den gesellschaftlichen Hintergrund, in dem die Werke entstanden sind“.[10] Das Zitat in An Erotic Alchemy stammt aus de Sades letztem Willen.[14][15]
Rezeption
Das Album wurde in der Metal-Szene bereits zu seinem Erscheinen 1995 als bahnbrechend angesehen[8]; Robert Müller vom Metal Hammer bezeichnete das Album als „große Überraschung: Gothic Metal ungeahnter Güte“. Es habe „eine erstaunliche Entwicklung“ seit der EP Under the Moonspell stattgefunden.[13] Laut Ribeiro verkaufte die Band zur Zeit ihres Durchbruchs 50.000 Exemplare des Albums, die Musiker verdienten daran jedoch kein Geld und wohnten noch bei ihren Eltern.[16]
Hanno Kress vom Rock Hard zufolge haben die Musiker vermutlich „zuviel Danzig und Bathory gehört. Daraus haben sie sich ihre Traumwelt des Black Metal zurechtgezimmert, die rein musikalisch durchaus ansprechend klingt“; sie lobte auch den Produzenten „uneingeschränkt“, bemängelte jedoch das durch die Liedtexte transportierte Frauenbild und ahne, dass die Musiker „ganz schön einen an der Waffel haben. Nachtigall, ick hör dir rechts vorbeitrapsen...“[10] Von nationalistischen und vergleichbaren Tendenzen distanzierte die Band sich jedoch.[13] Das Magazin zählte Wolfheart 2009 zu den „250 Black-Metal-Alben, die man kennen sollte“.[17] Eduardo Rivadavia von Allmusic lobte zwar die Experimente bei Love Crimes, bezeichnete aber die Stücke auf der zweiten Hälfte des Albums als „Durcheinander gut gemeinter, aber noch nicht voll entwickelter Stücke“; insgesamt sei Wolfheart jedoch „eine starke Ausgangsbasis“ gewesen.[12] Stefan Gnad zählt Wolfheart zu jenen Alben des Gothic Metal, mit welchen „man noch heute Spaß haben“ kann.[18]
2010 wurde Moonspell in Portugal durch die CTT Correios de Portugal für Wolfheart mit einer 1-Euro-Briefmarke geehrt.[19][20]
Einzelnachweise
- Garry Sharpe-Young: A-Z of Doom, Goth & Stoner Metal. 1. Auflage. Cherry Red Bood Ltd., London 2003, ISBN 978-1-901447-14-9, S. 274.
- Moonspell. Rockerilla, abgerufen am 25. August 2014.
- Nhorf: MOONSPELL Wolfheart music review by Nhorf. Prog Archives, 31. Oktober 2008, abgerufen am 17. Juli 2013 (englisch).
- Moonspell: Brotherhood of blood. Live-Metal.Net, 10. Februar 2007, abgerufen am 31. August 2010 (englisch): „Bathory, Root, Morbid Angel, Samael, Tiamat, Carcass, Fields of The Nephilim, Cure, Metallica, and so on, this is a mix of the 4 of us!!!“
- Micha Kite: Carl McCoy interview. In: Pit Magazine. Nr. 55, 2006 (sumerland.devin.com [abgerufen am 17. Juli 2013]).
- Jackie Smit: Under the Spell of the Antidote. CoC chats with Fernando Ribeiro of Moonspell. Chronicles of Chaos, 25. Januar 2004, abgerufen am 17. Juli 2013 (englisch): „We'd like to be remembered more along the lines of bands like Fields of the Nephilim; as a cult band.“
- Sin: Moonspell: Art is made to discover. Gothtronic, archiviert vom Original am 8. August 2007; abgerufen am 26. August 2014 (englisch): „A band that really makes my kind of Gothic Metal is Fields of the Nephilim. They have a sound like Slayer but it’s very dark. And they are a very big inspiration for what we do now.“
- UMUR: MOONSPELL Wolfheart music review by UMUR. Prog Archives, 7. April 2009, abgerufen am 17. Juli 2013 (englisch).
- Robert Müller: Moonspell. Wolfheart. In: Metal Hammer. Nr. 5, Mai 1995, S. 51.
- Hanno Kress: Moonspell. Wolfheart. In: Rock Hard. Nr. 96 (rockhard.de [abgerufen am 17. Juli 2013]).
- Moonspell. Satan Stole My Teddybear, abgerufen am 17. Juli 2013 (englisch).
- Eduardo Rivadavia: Wolfheart – Moonspell. Allmusic, abgerufen am 17. Juli 2013 (englisch).
- Robert Müller: Moonspell. Lusitanisches Wolfsgeheul. In: Metal Hammer. Nr. 6, Juni 1995, S. 112.
- Ilan Stavans, Verónica Albin: Love and Language. Yale University Press, New Haven/London 2007, ISBN 978-0-300-11805-6, S. 194 (books.google.de [abgerufen am 13. Juli 2013]).
- Jonathon Green, Nicholas J. Karolides: Encyclopedia of Censorship. New Edition. Facts on File, New York 2005, ISBN 0-8160-4464-3, S. 190 (books.google.de [abgerufen am 13. Juli 2013]).
- Markus Endres: Moonspell. Interview mit Fernando Ribeiro zu “Lusitanian Metal”. (Nicht mehr online verfügbar.) metal.de, 9. Januar 2009, archiviert vom Original am 7. Mai 2013; abgerufen am 26. August 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- 250 Black-Metal-Alben, die man kennen sollte. In: Rock Hard. Nr. 269, Oktober 2009, S. 75.
- Stefan Gnad: Schillerndes Dunkel. Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. Hrsg.: Alexander Nym. 1. Auflage. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, Gothic Metal, S. 190–199.
- http://www.metal.tm/news/moonspell_zieren_portugals_briefmarken_2892.html
- http://biotechpunk.de/2010/07/moonspell-mit-eigener-briefmarke/