Wolf Meinhard von Staa
Wolf Meinhard von Staa (* 3. März 1893 in Elberfeld; † 22. April 1969 in Berlin; auch Wolfgang von Staa) war ein preußischer Ministerialdirektor und deutscher Verleger. Bedeutsam ist seine Rolle im Zusammenhang mit der Ausstellung Entartete Kunst.
Leben
Von Staa studierte Rechtswissenschaften in Tübingen, wo er Mitglied des Corps Rhenania[1] wurde und später in Berlin und Kiel. Mit dem Referendarexamen meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und wurde vor allem im Orient und in Palästina eingesetzt, wo er Hans von Hentig kennenlernte[2].
Nach Kriegsgefangenschaft wurde er 1921 in Berlin zum Dr. iur. promoviert. Nach Tätigkeiten in der Verwaltung in Schleswig und Koblenz war von Staa ab 1927 im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung tätig und stieg hier binnen kurzer Zeit zum Ministerialdirektor auf. 1933 wurde er in den Vorstand der Villa Romana berufen[3]. 1934 leitete er als Ministerialdirektor die Kunstabteilung im Reichserziehungsministeriums.
Tätigkeit im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung
Von Staa nutzte seine Möglichkeiten im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, sich auch nach der Machtergreifung für moderne Kunst und abweichende Meinungen einzusetzen. So intervenierte von Staa 1934 zugunsten von Hans von Hentig, als die Nationalsozialisten dessen Absetzung in Kiel betrieben[4].
Als Leiter der Kunstabteilung bemühte er sich, die Galerie der Lebenden im Kronprinzenpalais vor Zugriffen zu schützen. Robert Scholz brandmarkte von Staa bereits 1934 gegenüber Alfred Rosenberg als "Boykotteur der NS-Kulturpolitik"[5]. Aufgrund seines Engagements für zeitgenössische Kunst und wegen seiner fortlaufend kritischen Haltung im Zusammenhang mit der Ausstellung Entartete Kunst wurde von Staa gemeinsam mit Eberhard Hanfstaengl zunächst beurlaubt und dann in den Ruhestand versetzt. Nachfolger des zwangsbeurlaubten von Staa wurde der weniger kritische Klaus Graf von Baudissin.
Verleger
Er wurde anschließend Teilhaber und Geschäftsführer des Verlages Walter de Gruyter[6] und war an der Neugründung des Berliner Bibliophilen Abendes 1954 beteiligt[7].
Einzelnachweise
- KCL 1960, 128, 658
- Hans von Hentig, Mein Krieg, Berlin, 1919, S. 74 f.
- Philipp Kuhn, Zwischen zwei Neuanfängen: Die Villa Romana von 1929 bis 1959, Fn. 49 (PDF)
- David von Mayenburg, in: Schmoeckel, Die Juristen der Universität Bonn im „Dritten Reich“, S. 323
- Christian Saehrendt, "Die Brücke" zwischen Staatskunst und Verfemung: expressionistische Kunst, S. 68.
- Anne-Katrin Ziesak, Hans-Robert Cram, Kurt-Georg Cram, Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999, S. 246
- Wieland Schmidt: Zur Chronik des Berliner Bibliophilen Abends. In: Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. N.F. 8 (1976), S. 41–59, hier S. 50