William Cowper (Dichter)
William Cowper [ˈkuːpər] (* 26. November 1731 in Berkhamstead, Hertfordshire; † 25. April 1800 in East Dereham, Norfolk) war ein englischer Dichter.
Leben
Cowper war der vierte Sohn des Pastors John Cowper und dessen Ehefrau Ann Donne. Nach erstem Unterricht durch seinen Vater besuchte Cowper die Westminster School und studierte anschließend Jura. Nach dem Abschluss seines Studiums arbeitete er einige Zeit als Rechtsbeistand und wurde mit 23 Jahren 1754 als Rechtsanwalt zugelassen.
Seit seiner Kindheit litt der melancholische Cowper an schweren Depressionen und versuchte mehrmals, sich das Leben zu nehmen. Aus diesen Gründen nahm ihn ein Freund der Familie, Pastor Morley Unwin, in Huntington auf. Als Unwin 1767 einen tödlichen Reitunfall erlitt, zog Cowper mit der Witwe Mary Unwin zurück zu deren Familie. Anscheinend harmonierte diese Konstellation nicht, und so ließen sich Cowper und Mary Unwin im darauffolgenden Jahr in Olney (Buckinghamshire) nieder.
Dort entstanden in Zusammenarbeit mit Pastor John Newton, dem Verfasser von Amazing Grace, 1779 die Olney-Hymns. Waren die Hymnen noch religiös-romantisch gehalten, war die Ballade John Gilpin durch und durch humoristisch.
1786 ließen sich Cowper und Mary Unwin in Weston Underwood nieder und neun Jahre später verzogen sie nach East Dereham, Norfolk. Dort starb im Sommer 1797 plötzlich und unerwartet Mary Unwin. Im Alter von 68 Jahren starb dort am 25. April 1800 auch William Cowper.
William Cowper ist auch noch durch einen überaus vielfältigen Briefwechsel bekannt. Er übersetzte die Ilias und die Odyssee von Homer und veröffentlichte eine Werkausgabe von John Milton.
The Task
Cowpers Hauptwerk, im Herbst 1784 geschrieben und 1785 erstmals veröffentlicht, ist ein von John Gay und James Thomson beeinflusstes Lehrgedicht in sechs Büchern. Der Essay in Blankversen besticht durch wechselnde Perspektiven: er ist naturalistisch in präziser Deskription, frühromantisch in der Allegorisierung von „Natur“ als einer Chiffre göttlicher Offenbarung, realistisch im desillusionierten Benennen der Gefahren, von denen die Gesellschaft sich bedroht sah, hymnisch antikisierend, Arkadien und Virgil imitierend, satirisch in Hogarths Manier. Dies alles in einer ganz persönlichen Mischung aus Schwermut und leisem, bitteren Humor. Auf dem Schauplatz des ländlichen, winterlichen Buckinghamshire wandert, streift, schwärmt, grübelt, räsoniert der Autor, das lyrische Subjekt, als Peripatetiker, und philosophiert in einer luziden Sprache über die Befindlichkeit des Menschen und die seiner Pflicht überantworteten Verhältnisse, eine Aufgabe, die ihm Welt, Gott und Natur setzen.
„Sprecht, o ihr leuchtenden Heerscharen, die ihr ein Meer befahrt, das keine Stürme kennt, unter Gewölbe, unbedräuet von Gewölk, ob ihr von eurer Höhe, aus der ihr deutlich dem Menschen unsichtbare Systeme überschaut, Systeme, von deren Ursprung noch nicht Nachricht hier unsre niedre Welt erreicht, erspähet ihr ein Volk, begünstigt gleich dem unsern, Schoßgeborene und Grabzueilende, und doch bestimmt zu steigen und einen glänzenderen Himmel zu besitzen als wie ihr? Gleich einem, der nach langem Aufhalt ferner Küsten sich sehnt nach Heimkehr und, wenn er von weitem sein’s Landes wetterbleiche windberammte Klippen aus grünen Wogen steigen sieht, den Blick strahlend vor Glück hin zum geliebten Lande schießt, also betrachte ich mit eelenvollem Hoffen und manch geseufztem Wunsch euch Strahlen-Feuer, die ihr im blauen Abgrund einem Blinklicht gleich berufen seid, den körpereingeschlossnen Geist nach Haus aus Lebensmüh’ in nimmer endend Ruhe zu geleiten.“[1]
Siehe auch
Literatur
Werkausgaben
- Robert Southey (Hrsg.): The Works of William Cowper: Comprising His Poems, Correspondence and Translations, with a Life of the Author by the Editor. 15 Bände. Baldwin and Cradock, London 1836–1837 (Volltext aller Bände in der HathiTrust Library). Neuausgabe in 8 Bänden: H. G. Boehn, London 1854.
- James King, Charles Ryskamp (Hrsg.): The Letters and Prose Writings of William Cowper. 5 Bände. Clarendon Press, Oxford 1979–1986.
- J. D. Baird, Charles Ryskamp (Hrsg.): The Poems of William Cowper. 3 Bände. Clarendon Press, Oxford 1980–1995.
- James Sambrook (Hrsg.): The Task and Selected Other Poems. Longman, Harlow 1994.
Übersetzungen ins Deutsche
- William Cowper’s Ausgewählte Dichtungen. Ins Deutsche übersetzt von Wilhelm Borel. Justus Naumann’s Buchhandlung, Leipzig 1870. (Volltext in der Google-Buchsuche)
Sekundärliteratur
- Conrad Brunström: William Cowper: Religion, Satire, Society. Bucknell University Press, Lewisburg PA 2004.
- David Cecil: The Stricken Deer: The Life of William Cowper. Constable & Co., London 1929.
- deutsche Ausgabe: Die grosse Angst oder Das Leben William Cowpers. Übersetzt von Franz Wernecke. Beeck, Hannover 1947.
- Bill Hutchings: The Poetry of William Cowper. Croon Helms, London 1983.
- James King: William Cowper: A Biography. Duke University Press, Durham NC 1986.
- John Piper: The Hidden Smile of God. Crossway Books, Wheaton, Illinois 2001.
- deutsche Ausgabe: Standhaft im Leiden: John Bunyan, William Cowper, David Brainerd. Übersetzt von Ulrike Wilhelm. Christliche Literatur-Verbreitung, Bielefeld 2006. (Volltext (PDF) auf der Seite des Verlags; PDF, 966 kB)
- Vincent Newey: Cowper’s Poetry: A Critical Study and Reassessment. Liverpool University Press, Liverpool 1982.
- Martin Priestman: Cowper’s 'Task': Structure and Influence. Cambridge University Press, Cambridge 1983.
- Charles Ryskamp: William Cowper of the Inner Temple, Esq.: A Study of His Life and Works to the Year 1768. Cambridge University Press, Cambridge 1959.
- Cowper, William. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 7: Constantine Pavlovich – Demidov. London 1910, S. 349 (englisch, Volltext [Wikisource]).
Belletristik
- Bryan Lynch: The Winner of Sorrow: A Novel. New Island, Dublin 2005, ISBN 1-905494-25-4 (Roman über Cowpers Leben).
Weblinks
- Literatur von und über William Cowper im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über William Cowper in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Biografie. (englisch)