William Cheselden
William Cheselden (* 19. Oktober 1688 in Somerby bei Burrough on the Hill, Leicestershire; † 10. April 1752 in Bath, Somerset) war ein englischer Chirurg und Anatom, der großen Anteil an der Etablierung der Chirurgie als medizinische Wissenschaft hat und sich auch Verdienste um die Augenheilkunde erworben hat.
Leben
Cheselden studierte ab 1703 Anatomie in London under William Cowper (1666–1709) und hielt Vorlesungen in Anatomie ab 1710. 1713 veröffentlichte er sein Werk Anatomy of the Human Body (deutsch: Anatomie des Menschlichen Körpers), das große Popularität erfuhr und in 13 Auflagen erschien. Der Hauptgrund für die Verbreitung des Werkes war, dass es – im Gegensatz zu dem damals üblichen Latein – in englischer Sprache erschien. 1718 wurde er zum Assistenz-Chirurgen des St Thomas’ Hospitals in London ernannt. Im darauf folgenden Jahr wurde er Chirurg und als solcher auch 1734 an das neuerrichtete St George’s Hospital berufen. 1710 wurde er in die Londoner Innung der Bader aufgenommen und 1712 als Wissenschaftler in die Royal Society gewählt. 1729 wurde er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences.[1]
1733 veröffentlichte er Osteographia or the Anatomy of Bones (deutsch: Osteologie oder die Anatomie der Knochen), die erste vollständige und korrekte Beschreibung der Anatomie des Menschlichen Skeletts.
Cheselden nahm 1738 Abschied von St Thomas und ging zum Royal Hospital Chelsea. 1744 wurde er zum Vorstand der Bader-Innung gewählt und hatte großen Anteil daran, die Frisöre von den Chirurgen abzutrennen und eine eigene Gesellschaft der Chirurgen 1745 zu gründen. Die Organisation wurde später das bedeutende Royal College of Surgeons of England.
Er starb 1752 in Bath (Somerset).
Werk
Cheselden ist berühmt für die Erfindung der Methode des lateralen Blasensteinschnittes (Lithotomie), um Blasensteine zu entfernen. Er führte diesen Eingriff, der sich durch eine kurze Dauer (Minuten statt Stunden) und eine niedrige Mortalität (kleiner 10 %) auszeichnete, erstmals 1727 durch. Cheselden hatte bereits 1723 den suprapubischen Eingriff entwickelt, den er als A Treatise on the High Operation for the Stone veröffentlichte.
Er nahm in seine Anatomielehre die seinerzeit erst sich allgemein etabliertende Erkenntnis vom Sitz des Grauen Stars in der Augenlinse vor dem Glaskörper auf[2] und leistete wichtige Beiträge zur Augenchirurgie mit der von ihm entwickelten Iridektomie, die er erstmals 1728 beschrieb. Damit können bestimmte, durch Pupillenverschluss bedingte Formen der Blindheit durch die Schaffung einer künstlichen Pupille behandelt werden. Cheselden beschrieb ebenso erstmals die Rolle des Speichelflusses bei der Verdauung.
Er besuchte Isaac Newton bei dessen letzter Erkrankung und war ein guter Freund von Alexander Pope und Sir Hans Sloane.
Schriften
Übersetzungen
- W. Cheselden's Anatomie des menschlichen Körpers: Mit vierzig Kupfertafeln nach Vandergucht von Riepenhausen. Aus dem Englischen übersetzt von August Ferdinand Wolff nebst einer Vorrede von J. Fr. Blumenbach. Dieterich, Göttingen 1790 Digitalisat
Literatur
- R. H. Nichols, F. A. Wray: The History of the Foundling Hospital. Oxford University Press, London 1935, S. 353.
- Barbara I. Tshisuaka: Cheselden, William. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 241 f.
- Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 38 und 50.
- Cheselden, William. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 6: Châtelet – Constantine. London 1910, S. 89 (englisch, Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- William Cheselden (1666–1709), Surgical Tutor (Memento vom 28. Mai 2014 im Internet Archive)
- Cheselden, Wm: Osteographia or the Anatomy of the Bones. Gescannte Seiten seines Original-Werkes. Historische Anatomie im Web. US National Library of Medicine.
- Eintrag zu Cheselden; William (1688–1752) im Archiv der Royal Society, London
Einzelnachweise
- Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe C. Académie des sciences, abgerufen am 29. Oktober 2019 (französisch).
- Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 38.