Willi Jasper

Willi Jasper (* 11. Juni 1945 i​n Lavelsloh) i​st ein deutscher Publizist. Bis z​u seiner Emeritierung i​m Jahr 2010 w​ar er Professor für deutsch-jüdische Literaturgeschichte a​n der Universität Potsdam. Er i​st Mitglied i​m PEN-Zentrum Deutschland.

Leben

Studium

Willi Jasper studierte v​on 1966 b​is 1970 a​n der Freien Universität Berlin (FU) Germanistik u​nd Politologie u​nd promovierte dort. Von 1970 b​is 1980 w​ar er Studienreferendar, Dozent i​n der Erwachsenenbildung, Redakteur u​nd Lektor.

Politik

Während seines Studiums w​ar Willi Jasper i​n der Außerparlamentarischen Opposition aktiv. Über d​as Sozialistische Arbeiter- u​nd Lehrlingszentrum (SALZ) k​am er 1970 z​ur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD/AO), w​ar Mitglied d​es Zentralkomitees u​nd zeitweilig Chefredakteur d​es Parteiorgans Rote Fahne. Nach Selbstauflösung d​er Partei, a​n der e​r aktiv beteiligt war, beschäftigte s​ich Jasper wissenschaftlich m​it Exilliteratur u​nd Themen d​er jüdischen Kulturgeschichte.

Wissenschaft

1980 b​is 1989 w​ar Willi Jasper a​ls freier wissenschaftlicher Autor u​nd Publizist (Funk, Fernsehen u​nd Printmedien) tätig. Von 1989 b​is 1994 wirkte e​r in Lehre u​nd Forschung a​n der Universität GH Duisburg / „Salomon-Ludwig Steinheim Institut für deutsch-jüdische Geschichte“ (stellvertretender Direktor). Seit 1994 w​ar er a​n der Universität Potsdam (Habilitation u​nd Ernennung z​um apl Professor). Bis 2005 arbeitete Jasper a​m Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (Schwerpunkt russisch-jüdische Migrationsforschung), danach a​ls Professor für Literatur- u​nd Kulturgeschichte a​n den Instituten für Germanistik u​nd Jüdische Studien.

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Der gläserne Sarg. Matthes und Seitz, Berlin 2018.
  • Lusitania. Kulturgeschichte einer Katastrophe. be.bra verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-89809-112-1.
  • Carla Mann. Das tragische Leben im Schatten der Brüder. Propyläen Verlag. Berlin 2012.[2]
  • Zauberberg Riva. Matthes & Seitz, Berlin 2011.[3]
  • (Hrsg.): Wieviel Transnationalismus verträgt die Kultur? Berlin 2009.
  • Die Jagd nach Liebe. Heinrich Mann und die Frauen. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2007.[4]
  • (Hrsg. zusammen mit Eva Lezzi, Elke Liebs, Helmut Peitsch): Juden und Judentum in der deutschsprachigen Literatur. Wiesbaden 2006.
  • (Zusammen mit Eliezer Ben-Rafael, Paul Harris u. a.): Building a Diaspora. Russian Jews in Israel, Germany and the USA. Leiden/Boston 2006.
  • Deutsch-Jüdischer Parnass. Literaturgeschichte eines Mythos. Propyläen Verlag, Berlin/München 2004.
  • (Hrsg. zusammen mit Joachim H. Knoll): Preußens Himmel breitet seine Sterne… Beiträge zur Kultur-, Politik- und Geistesgeschichte der Neuzeit. Olms Verlag, Hildesheim 2002, 2 Bde.
  • Lessing, Aufklärer und Judenfreund. Biografie. Propyläen Verlag, Berlin/München 2001.
  • (Hrsg.): Ludwig Börne: Berliner Briefe. Philo-Verlag, Berlin 2000.
  • (Hrsg. mit Julius H. Schoeps, Bernhard Vogt): Ein neues Judentum in Deutschland? Fremd- und Eigenbilder der russisch-jüdischen Einwanderer. Verlag für Berlin Brandenburg, Potsdam 1999.
  • Faust und die Deutschen. Rowohlt-Berlin Verlag, Berlin 1998.
  • (Hrsg. zusammen mit Julius H. Schoeps): Deutsch-jüdische Passagen – Europäische Stadtlandschaften von Berlin bis Prag. Hoffmann und Campe, Hamburg 1996.
  • (Hrsg. zusammen mit Julius H. Schoeps, Bernhard Vogt): Russische Juden in Deutschland. Integration und Selbstbehauptung in einem fremden Land. Athenäum Verlag, Weinheim 1996.
  • Hotel Lutétia – ein deutsches Exil in Paris. Hanser Verlag, München/Wien 1994.
    • Französische Ausgabe: Un exil allemand à Paris. Paris 1995.
  • (Zusammen mit Renate Lohse-Jasper): Festschrift für Alphons Silbermann zum 85. Geburtstag. Rezensionen und Interviews 1989–1994. Köln 1994.
  • Der Bruder. Heinrich Mann, eine Biographie. Hanser Verlag, München/Wien 1992.
  • Ludwig Börne. Keinem Vaterland geboren. Eine Biographie. Hoffmann und Campe, Hamburg 1989.
  • (Hrsg.): Ludwig Börne. Über das Schmollen der Weiber. Berliner Briefe an Jeannette Wohl und andere Schriften. Leske Verlag, Köln 1987.
  • Heinrich Mann und die Volksfrontdiskussion. Peter Lang Verlag, Bern/Frankfurt 1982.

Herausgebertätigkeit

  • Seit 1999 Mitherausgeber von Menora – Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte. Philo Verlag Berlin/Wien.

Aufsätze / Buchbeiträge

  • Deutsche Juden als Goethe-Verehrer – eine „faustische Beziehungsgeschichte“? In: Jochen Golz, Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Goethe in Gesellschaft. Zur Geschichte einer literarischen Vereinigung vom Kaiserreich bis zum geteilten Deutschland. Köln 2005, S. 113–123.
  • Deutschland, Europa und die russisch-jüdische Diaspora. Anmerkungen zur Identitätsproblematik in der Forschungsdiskussion. In: Menora – Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 2004/2005, Bd. 15, S. 133–150.
  • Faust and the Germans. In: Peter M. Daly, Hans Walter Frischkopf: Why Weimar? Questioning the Legacy of Weimar from Goethe to 1999. New York 2003, S. 177–190.
  • „Berlin Alexanderplatz“ – Mythos und Literatur der Metropole. In: Manfred Görtemaker (Hrsg.): Weimar in Berlin. Porträt einer Epoche. Berlin-Brandenburg 2002, S. 104–135.
  • Aufklärung und „Judenfrage“. In: Menora – Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 2001, Bd. 12, S. 87–111.
  • Hegel und die jüdische Intelligenz – Anmerkungen zur Problematik einer philosophischen Beziehungs- und Begriffsgeschichte. In: Reinhard Blänkner u. a. (Hrsg.): Eduard Gans. Politischer Professor zwischen Restauration und Vormärz. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2001, S. 55–67.
  • Vom Mythos zum Text. Zur jüdischen Literaturgeschichte. In: Elke-Vera Kotowski, Julius H. Schoeps, Hiltrud Wallenborn (Hrsg.): Handbuch zur Geschichte der Juden in Europa. Wissenschaftliche Buch-Gesellschaft, Darmstadt 2001, Bd. II, S. 153–170.
  • Die Entstehung eines nationalen Goethebildes im 19. Jahrhundert und seine Rolle in antisemitischen Ausgrenzungsstrategien. In: Annette Weber (Hrsg.): Außerdem waren sie ja auch Menschen – Goethes Begegnung mit Juden und Judentum. Philo-Verlag, Berlin 2000, S. 133–144.
  • „Goethe ist der gereimte Knecht, wie Hegel der ungereimte“. Die deutschen Mandarine und Ludwig Börnes „Judenschmerz“. In: Menora – Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1999, Bd. 10, S. 155–187.
  • (zusammen mit Bernhard Vogt): Russische Juden in Deutschland – Fragen der Integration und Selbstbehauptung. In: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, März 1999, S. 152–172.
  • Ein abschließendes Urteil über die Geschichte kann man nicht willkürlich fällen. Ein Gespräch über Deutschland und Israel mit Avi Primor. In: Menora – Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte (9/1998), S. 338–349.
  • (zusammen mit Julius H. Schoeps, Bernhard Vogt): Russian Jews in Germany. In: Ulf Haxen u. a. (Hrsg.): Jewish Studies in an New Europe. Kopenhagen 1998, S. 426–433.
  • Faust und die Deutschen. Zur Entwicklungsgeschichte eines literarischen und politischen Mythos. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 48. Jg./Heft 3/1996, S. 215–230.
  • Die Affäre Poliakov. Das Scheitern der liberalen Publizistik. In: Menora – Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte (7/1996), S. 117–132.
  • (zusammen mit Julius H. Schoeps, Bernhard Vogt): Antisemitismus in Rußland und Deutschland. Alte und neue Feindbilder. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte, XXIV/1995, S. 327–357.
  • Heinrich Mann in Hollywood. Vom Filmdichter zum Scriptwriter. In: Filmexil. Hrsg. von der Stiftung Deutsche Kinemathek, 7/1995, S. 5–19.
  • Der gemeinsame Engel. Walter Benjamin und Gershom Scholem. In: Thomas Karlauf (Hrsg.): Deutsche Freunde – Zwölf Doppelporträts. Rowohlt-Berlin Verlag 1995, S. 254–288.
  • Heinrich und Thomas Mann. In: Deutsche Brüder. Zwölf Doppelporträts. Rowohlt-Berlin Verlag, 1994, S. 197–228.
  • „Schreibt, was ihr denkt von euch selbst.“ Ludwig Börne und Sigmund Freud. Eine Vorgeschichte der Psychoanalyse. In: Ludger Heid, Joachim H. Knoll (Hrsg.): Deutsch-Jüdische Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Stuttgart/Bonn 1992, S. 352–360.
  • Nachwort zu: Heinrich Mann: Mut-Essays (Studienausgabe in Einzelbänden). Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1991, S. 305–316.
  • Nicht nur der Maoismus verläßt seine Kinder: Die Linke hilflos zwischen der Blöcken. In: Karl Schlögel, Willi Jasper, Bernd Ziesemer: Partei kaputt. Das Scheitern der KPD und die Krise der Linken. Olle & Wolter, Berlin 1981, ISBN 3-88395-704-6, S. 40–62. (Edition Vielfalt; 4. Mit Kurzbiografien der Autoren)

Literatur

  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. 21. Ausgabe, 2007, S. 1613.
  • Wer ist wer? Das deutsche who’s who. XLV 2006/07, S. 625.

Einzelnachweise

  1. goethe-gesellschaft-darmstadt.de
  2. ullsteinbuchverlage.de; Rezensionen Jörg Sundermeier: Frühes Leid einer Mann und Schauspielerin. In: taz, 2. Februar 2013.
  3. matthes-seitz-berlin.de; Rezensionen: Florian Illies: Rudern hilft. In: Die Zeit, Nr. 12/2011. Moritz Reininghaus: Nervös war die Zeit. In: Der Tagesspiegel, 7. Mai 2010.
  4. fischerverlage.de; Rezension Wolfram Schütte: „Mein Hauptinteresse war und blieb die Frau“.
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